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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Einräumen.«
    Â»Okay. Jetzt hab ich endlich das Ausmaß der Umwälzungen erfasst. Ruf mich an, wenn ich dich in Schleswig besuchen darf!«
    Â»Sobald ich eingeräumt habe! Und … Pass auf dich auf, Papa.«
    Â»Das ist das Wichtigste in meinem Job. Und das ist nicht mein erster Fall. Übrigens … ich hab mal gelesen, dass Psychologen auch keinen ganz ungefährlichen Job haben. Am sichersten soll es bei den Polizeipsychologen zugehen …«
    Â»Wer es glaubt, wird selig … aber ich überleg es mir.«
    Sie beendeten das Gespräch.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag blies Malbek die Backen auf. Seine Tochter wurde flügge. Ein neuer Lebensabschnitt hatte begonnen. Zwar war sie zurzeit Single wie er, aber das würde in ihrem Alter nicht lange dauern. Wer weiß, wer dieser Janni war.
    Malbek holte sich in der Garage eine Verlängerungsschnur und verband die Steckdose dort mit dem Anschluss in seinem Wohnmobil. Die Bettwäsche hängte er zum Lüften auf die Wäscheleine neben der Garage. Ein Blick in den Kühlschrank in der Küche sagte ihm, dass Frau Jasch an alles gedacht hatte, was zu einem Frühstück gehörte. Vielleicht hatte sie nur die Anweisungen von Lüthjes Frau Hilly befolgt. Obst und frische Bötchen fehlten allerdings. Auf Nüsse verzichtete er seit ein paar Tagen.
    Er machte einen Spaziergang ins Dorf, fragte sich zum Supermarkt am Dellenberg durch, kaufte Brötchen und Obst und ging zum Hafen hinunter, um sich im Kiosk am Fähranleger das von Lüthje empfohlene Bier zu holen.
    Er machte einen Bummel am Rosengarten vorbei bis zur Lesehalle am Strand und setzte sich auf den Strandzaun. Sein Blick wanderte suchend den Strand nach Tanja und Sybille ab. Wahrscheinlich saßen sie in einem der vielen Strandkörbe. Nach ein paar Minuten sprang er vom Zaun und schlenderte zurück. Er hätte sich nicht zu ihnen in den Strandkorb gesetzt. Er hätte sie nur gern ein wenig aus der Distanz betrachtet.
    Als er den Buerbarg hochschlenderte und zur alten Mühle hochsah, bemerkte er, dass er seine Anspannung für fast eine Stunde vergessen hatte. Es war sicher die Seeluft. Ob Vehrs und Hoyer jetzt essen gegangen waren? Was machte seine Tochter jetzt in Schleswig? Feierte sie mit ihrer  WG auf den Königswiesen an der Schlei ihren Einzug? Der abendliche Himmel spannte sich wie blaue Seide über die Welt, und die Luft war wie leichter Wein. Stand das nicht irgendwo im Alten Testament? War es die Ruhe vor einem Sturm?
    Er schüttelte die wieder aufkommende Unruhe ab und holte die Bettwäsche in den Wohnwagen. Verschloss die Tür zur Souterrainwohnung. Suchte seinen großen Notizblock aus dem Gewühl in einem Unterschrank heraus, nahm einen Kugelschreiber aus seiner Tasche und fing an, auf dem Block Begriffe, Namen, Zahlen und kurze Sätze durch Linien und Kreise miteinander zu verbinden.
    Da klebte wohl was Schlechtes dran, konnte ja nicht gut gehen …
    Wenn jemand so etwas sagte, dann gab er sich die Schuld am Scheitern. Weil er das Böse durch eigene Handlung hinzugefügt hatte.
    Die Schuld musste so groß sein, dass sie an den Dingen klebte. Peter Arens war nicht in der Lage, sich von der Schuld zu lösen. Diese Schuld war wahrscheinlich groß genug, dass jemand sich dafür rächen wollte, was Peter Arens ihm angetan hatte.
    Dass der Mörder ein Psychopath und Peter Arens zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war, hatte Malbek nie wirklich geglaubt. Es musste um mehr als Geld gegangen sein. Es musste ein auslösendes Ereignis gegeben haben, in dem höhere Werte auf dem Spiel standen. Liebe, Leben, Gesundheit, Ehre und vieles anderes, was man dauerhaft nicht für Geld kaufen konnte.
    Erst hatte der Mörder die Gesundheit des Opfers zerstört, indem er es nur betäubte, und ihm dann, bei wiedererlangtem Bewusstsein, den Nagel in die Hand geschlagen. Dann erst nahm er seinem Opfer das Leben, nach einem Zeitraum, dessen wirkliche Dauer Dr. Brotmann nie würde ermitteln können. Ein Zeitraum, in dem das Opfer zumindest erkannte, dass seine Zeit bald abgelaufen sein würde. Eine teuflische Inszenierung.
    Wie lange hatte der Mörder daran gearbeitet, Alternativen entworfen und wieder verworfen, bis er einen Ablauf entwickelt hatte, der ihn befriedigte? Der Mörder wollte, dass die Polizei verstand, worauf es ihm beim Töten ankam. Als ob er sagen wollte:

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