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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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wir streiken könnten, ohne die öffentliche Meinung gegen uns aufzubringen.«
    Sie waren inzwischen am Boot angelangt.
    Â»Wann müssen wir denn mit einem Streik der Gerichtsmediziner rechnen?«, fragte Malbek unsicher. Auch Lüthjes verkniffenes Lächeln zeigte, dass er nicht wusste, ob Dr. Brotmann es ernst meinte.
    Â»Heute jedenfalls noch nicht!«, sagte Dr. Brotmann amüsiert. Er hatte offensichtlich seinen Spaß.
    Prebling und ein Mitarbeiter von der Spurensicherung tauchten aus der Kajüte auf.
    Â»Wir machen Ihnen mal Platz, Herr Doktor, sonst können Sie sich da unten nicht bewegen.«
    Â»War der Amtsarzt schon da?«, fragte Dr. Brotmann.
    Â»Nein«, sagte Prebling. »Solange wir die Leiche in unserer Obhut hatten, jedenfalls nicht.«
    Dr. Brotmann lachte kurz auf. »Dann sagen Sie ihm, falls er noch kommt, dass ich die Leichenschau gemacht und den Totenschein ausgestellt habe.« Als er sich unsicher den schmalen Niedergang zum Kopf der Leiche hinunterhangelte, sagte er mehr zu sich selbst: »Aber ich tu, was ich kann. Auch wenn es vier Uhr morgens ist.«
    Als nur noch Dr. Brotmanns Schatten im Lichte der Halogen-Stablampen zu sehen war, stieg Malbek ein paar Stufen des Niedergangs hinunter und blieb kurz über dem Kopf der Leiche stehen. Die Brille saß schief auf der Nase. Das rechte Auge war halb geschlossen, das linke Auge starrte Malbek an. Dr. Brotmanns behandschuhte Hände griffen unter den Kopf und hoben ihn an. Darunter breitete sich eine Blutlache aus. Malbek bückte sich, so weit er konnte, und versuchte, in die Kajüte zu sehen. Der rechte Arm der Leiche lag lang ausgestreckt auf dem Boden, so als ob der Täter sie gerade gezogen hätte. Der Nagel schien an genau derselben Stelle durch die Hand getrieben worden zu sein wie bei Peter Arens. Sogar der Einschlagwinkel des Nagels schien gleich zu sein: im rechten Winkel zum Boden. Malbek stieg vorsichtig wieder nach oben.
    Kurz danach folgte ihm Dr. Brotmann. Er war nicht mehr so aufgeräumt wie noch vor ein paar Minuten. Lüthje und Malbek sahen ihn erwartungsvoll an, aber er schien in Gedanken versunken zu sein und sagte kein einziges Wort. Sie folgten ihm schweigend zu seinem Volvo und sahen ihm zu, wie er die Heckklappe öffnete, sich aus seinem Overall pellte, die Haarhaube vom Kopf zog, Handschuhe und Fußtüten auszog, alles in einen Müllsack steckte, den er in den Kofferraum legte, und die Heckklappe wieder schloss. Er öffnete die Beifahrertür, entnahm einer Tasche ein kleines Formular und füllte es aus, indem er das Wagendach als Unterlage benutzte.
    Â»Der Totenschein«, sagte Dr. Brotmann und reichte ihm das Formular. Dann strich er sich mit beiden Händen das schüttere Haar glatt, zog seine Fliege gerade und sah Lüthje und Malbek ernst an. »Meine Herren, die zu prüfende Frage war, ob das Bild der Verletzungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Schluss zulässt, dass es sich um denselben Täter wie in Eckernförde handelt. Nach reiflicher Überlegung kann ich die Frage wie folgt beantworten: Ja!«
    Malbek und Lüthje nickten beide gleichzeitig. Und sahen sich unsicher an.
    Â»Mehrfacher Terrassenbruch am hinteren Rand der Schädelbasis durch einen stumpfen Gegenstand«, sagte Dr. Brotmann. »Fast genau an der gleichen Stelle wie beim Toten in Eckernförde. Wieder durch mehrere Schläge, senkrechtes und schräges Auftreffen eines Gegenstandes, drei mal drei Zentimeter Kantenlänge, Herr Malbek, erinnern Sie sich?«
    Â»An jedes Ihrer Worte«, sagte Malbek. »Und ich sehe es vor meinem geistigen Auge. Leider.«
    Â»Schön. Dann wird euch beide interessieren, dass der Täter den Nagel fast genau an der gleichen Stelle durch die Hand geschlagen hat wie in Eckernförde. Unterhalb des Kopfbeins, Os capitatum. Das ist so ziemlich die Mitte der Handfläche. Schriftliches Gutachten folgt.«
    Er gab beiden die Hand. »Meine Gäste warten.« Er setzte sich in seinen Wagen und schien einen Moment nachzudenken. Das Seitenfenster fuhr summend herunter. Er streckte seinen Kopf ein wenig hervor. »Eric, wann steigt unsere Bunkerparty? Ich glaube, dein Kollege …« Er zwinkerte Malbek zu. »… hat vergessen, dich daran zu erinnern.«
    Â»â€™tschuldigung, ich hatte zu viel im Kopf«, sagte Malbek und sah Lüthje mit hochgezogenen

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