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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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einem Computertomografen wie ein Schweizer Käse aussieht. Er hat sich sein Gedächtnis über die Jahre weich gesoffen. Wenn man Details hören will, schaltet er ab.«
    Inzwischen waren sie in Fahrdorf und fuhren langsam die lange Straße »Schleiblick« entlang, die ihrem Namen alle Ehre machte. Schleswig auf der gegenüberliegenden Seite der Schlei präsentierte sich wie auf einer Ansichtskarte. Wenn der Morgennebel nicht gewesen wäre. Immerhin sah man die Spitze des Doms aus dem Nichts herausragen.
    Â»Es liegt ja auch nicht so ganz auf unserer Ermittlungsschiene. Im Moment jedenfalls. Nur der Harder … mit dem bin ich auch zusammengestoßen, als ich für dich Urlaubsvertretung gemacht hab. Du kennst die Geschichte. Er hat etwas gegen uns beide, vor allem gegen dich. Aber gut, das heben wir uns auf. Jetzt müssen wir also nur herausfinden, was ein in Konkurs gegangener Spediteur, der in einem verrotteten Wohnwagen dahinvegetierte, mit einem Hausarzt gemeinsam hat, der in so einem Haus wie diesem hier residierte.«
    Auf der rechten Seite des »Schleiblicks« sahen Lüthje und Malbek die Häuser, die diesen Traumblick genießen durften. Großzügige Einfamilienhäuser mit Doppelgaragen, in die mindestens zwei Fahrzeuge der Oberklasse passten. Einige dieser Schlitten standen vor der Tür, als wäre kein Platz mehr in der Garage für sie gewesen.
    Â»Vergiss nie: Unsere Überlegungen sind für die Katz, wenn der Täter hinter die vergitterten Fenster in der forensischen Psychiatrie auf dem Hügel hinter dem Dom gehört«, bemerkte Malbek.
    Â»Du warst schon immer ein Meister der Motivationskunst«, brummelte Lüthje in sich hinein.
    Â»Little boxes on the hillside, little boxes made of ticky-tacky, little boxes all the same …«, sang Malbek leise. »Ich hab die Fassung von Pete Seeger im Wagen, wir …«
    Â»Wir sind da. Ich bitte um etwas mehr Pietät, Herr Kollege«, sagte Lüthje, als sie in die Auffahrt fuhren und neben einem BMW -Sportcoupé hielten.
    Â»Warte«, sagte Lüthje, als er den Zündschlüssel abzog. »Mir fällt gerade was ein. Wir sollten den Themenkreis Nagelmörder, Serie und so weiter zunächst nicht ansprechen. Wenn Frau Kleemann davon gehört oder gelesen hat, okay.«
    Â»Einverstanden. Wir müssen außerdem die Frage im Hinterkopf behalten, ob sie Personenschutz braucht. Bis jetzt haben wir keine Anhaltspunkte dafür. Wir müssen sehen, was drinnen auf uns wartet.«
    Sie stiegen aus und gingen langsam die imposante Treppe zur Haustür hinauf.
    Die Tür ging auf, bevor Lüthje den schmiedeeisernen Klingelknopf gedrückt hatte. Eine kleine, stark geschminkte, vollschlanke Frau mit graublonden Haaren und einem langen, kunstvoll geknüpften Zopf musterte sie beide misstrauisch von oben bis unten. Zuerst Malbek, dann Lüthje. Keine rot geweinten Augen, keine verwischte Wimperntusche.
    Â»Ich bin Kriminalhauptkommissar Lüthje aus Flensburg, und das ist Kriminalhauptkommissar Malbek aus Kiel.« Sie hielten ihr die Dienstmarken entgegen.
    Â»Endlich Polizei«, stellte sie fest. »Ich habe Sie erwartet.«
    Â»Wir müssen Ihnen leider …«
    Â»Ja, schon gut. Ich weiß Bescheid. Kommen Sie rein.« Sie trat zur Seite und verschloss die Tür hinter ihnen. Danach drückte sie ein paar Tasten auf einem Steuerungspanel neben der Tür. Als ein Quittungston ertönte, war sie zufrieden und bat die Herren ins Wohnzimmer. Sie ging voraus. Der lange Zopf tänzelte neckisch oberhalb ihres Pos hin und her. Lüthje und Malbek tauschten einen Blick. Überall brannte Licht, obwohl es draußen inzwischen hell geworden war.
    Nachdem sie den großen Flur durchquert hatten, bogen sie rechts in das weitläufige Wohnzimmer ein, das sich weiter hinten in einem Wintergarten mit zahlreichen Pflanzenkübeln fortsetzte.
    Â»Bitte sehr!« Frau Kleemann bot ihnen mit einer großen Geste an, auf dem langen verwinkelten Sofa Platz zu nehmen.
    Das Zimmer war übersät mit herumliegenden Blättern und Aktenordnern.
    Malbek setzte sich in einen ledernen Ohrensessel, Lüthje zog es vor zu stehen und lehnte sich vorsichtig an den Kamin, in dem eine paar Holzscheite dekorativ in Pyramidenform gestapelt waren. Frau Kleemann setzte sich in die Mitte der verwinkelten Sitzecke, nachdem sie ein paar Blätter zusammengesucht und in

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