Totenmesse
möglicherweise gefoltert worden sind? Das glaube ich nicht. Das kleine Landvetter ist auch nicht wahrscheinlich, Sturup noch weniger.«
»Wir verstärken die Kontrollen für alle Flüge nach Norditalienvon den genannten Flughäfen aus«, beschloss Kerstin Holm. »Machst du das, Niklas?«
Niklas Grundström war ein Mann, der sich mit jeder Situation abfand. Er nickte kurz und verlieà den Raum.
»Hier ist die Passagierliste des Fluges, der in einer halben Stunde abgeht«, fuhr Holm fort. »Irgendwelche interessanten Namen?«
»Da kommen viele infrage«, sagte Jon Anderson. »Neben den Pseudonymen Lars Bergman, Rolf Strand, Andreas Allvin, Alvin Strömberg sollten wir auch an die echteren Namen Johan Lidström und Andreas Becker denken. Der Mädchenname der Frau war Nylander. Sollte auch in Erwägung gezogen werden. Wie auch die Tatsache, dass er Deutscher ist.«
Die A-Gruppe betrachtete die Passagierliste, die aus knapp einhundert Namen bestand. Kerstin Holm fragte sich, wer als Erster aufstöhnen würde. Es war â nicht ganz unerwartet â Viggo Norlander.
»Aber das wird doch nichts!«, fauchte er. »Wir müssen hin!«
Kerstin überlegte. Nach kurzer Zeit begannen die Buchstaben vor den Augen zu tanzen. Und kein Name erschien besonders interessant.
»Wird er diesen Weg nehmen?«, fragte Paul Hjelm. »Ist er nicht viel zu raffiniert, um ausgerechnet jetzt nach Arlanda zu fahren? Vielleicht weià er, dass wir Fischer geschnappt haben.«
»Hat jemand das in einer E-Mail erwähnt?«, fragte Chavez. »Wir wissen, dass er unsere E-Mails liest. Hat jemand bei irgendeiner Gelegenheit im Laufe der Ermittlung einem anderen per E-Mail eine Mitteilung geschickt, die ihm Einblick in die weitere Entwicklung des Falls verschaffen könnte?«
Sie sahen sich an.
»Stellt euch vor, er hört unsere Telefone ab«, sagte Lena Lindberg. »Dann sehen wir blass aus.«
»Das Risiko, dass die anderen unsere Telefone abhören, ist gröÃer«, sagte Arto Söderstedt.
»Keiner kann sich erinnern, so eine Mail verschickt zu haben?«, fragte Holm. »Ganz sicher?«
»Die anderen?«, sagte Norlander.
»Wer immer sie sind«, sagte Söderstedt. »Die Yanks.«
»Um alle Fragen gleichzeitig zu beantworten«, sagte Kerstin Holm. »Wenn Andreas Becker nicht weiÃ, dass wir mit der Ermittlung so weit gekommen sind, müsste er sich relativ sicher fühlen. Dann könnte er es wagen, in aller Ruhe einen Flieger nach Norditalien zu nehmen.«
»Da stimmt was nicht«, sagte Paul Hjelm. »Sollte er einen der Russen oder beide bei sich haben, sind sie mit Sicherheit physisch sehr mitgenommen, haben vermutlich schwere Gesichtsverletzungen, nach allem, was ich von Folter weiÃ. Mit denen fährt er nicht nach Arlanda.«
»Vielleicht fährt er allein«, sagte Chavez. »Und die Bankräuber kommen nach.«
»Oder sie tauchen ein paar Wochen ab«, sagte Lindberg. »Das sind zu viele unsichere Momente.«
»Aber Gunnar Nyberg ist nur noch ein paar Tage in Venedig«, sagte Kerstin Holm.
»Die Sache steht und fällt nicht mit Gunnar«, sagte Hjelm. »Nein, nein, er plant etwas anderes.«
»Sie argumentieren nicht schlecht«, sagte eine unbekannte Stimme.
Sie sahen auf. Durch die Tür der Kampfleitzentrale kam Niklas Grundström herein. Eigentlich sah der oberste Chef der Sektion für Interne Ermittlungen so aus wie immer. Der elegante Anzug saà tadellos, der Schlipsknoten war Präzisionsarbeit, das blonde Haar sorgfältig gekämmt, die Schuhe waren ohne ein Stäubchen. Das Einzige, was nicht ganz stimmte, war die Pistolenmündung an seiner Schläfe.
Schräg hinter seinem blassen, aber kontrollierten Gesicht erschien ein grün und blau geschlagenes aufgeschwollenesGesicht voller Verletzungen. Die slawischen Züge waren dennoch zu erkennen.
Es war Vladimir Kuvaldin, der gröÃere der Bankräuber von der Andelsbank am Karlavägen.
Aber gesprochen hatte nicht er. Der Mann, der gesprochen hatte, stand schräg dahinter, mit einer Mini-Maschinenpistole im Anschlag.
Es war Andreas Becker. Er lächelte entschuldigend und sagte: »Keine plötzlichen Bewegungen, bitte.«
Er schloss die Tür zur Kampfleitzentrale hinter sich.
Die Spezialeinheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter bei
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