Totenmesse
der Reichskriminalpolizei erstarrte. Waren sie denn völlig begriffsstutzig gewesen? Hätte man dies nicht voraussehen können?
»Ist jemand unter Ihnen, der bewaffnet ist?«, fragte Andreas Becker in perfektem Schwedisch. »Ich möchte Hosenbünde und offene Jacken sehen, danke. Und dann die Hände über den Kopf, alle miteinander.«
Einige waren bewaffnet. Becker nickte Kuvaldin zu und fuhr fort, während er sich mit erhobener Waffe langsam in die Mitte der Kampfleitzentrale begab: »Ich bin mir bewusst, dass der Chef für Interne Ermittlungen nicht die ideale Geisel ist. Aber man muss nehmen, was man kriegen kann. Seien Sie sich aber darüber im Klaren, dass Vladimir ihn bei der geringsten Bewegung Ihrerseits erschieÃen wird.«
Becker begann, die Waffen einzusammeln. Als er zu Paul Hjelm kam, lächelte er ein wenig, und bei Arto Söderstedt sagte er: »Nett, dass man sich wiedersieht.«
»Danke für die Hilfe bei dem Schreibtisch«, sagte Söderstedt höflich.
»Obwohl nicht vorgesehen war, dass Sie die Schublade aufkriegen«, sagte Andreas Becker mit einem freudlosen Lächeln.
»Woher wissen Sie, dass ich sie aufgekriegt habe?«, fragte Söderstedt.
»Sie haben es Ihrem Bruder in Vasa in einer E-Mail berichtet«, sagte Becker.
»Ach ja, stimmt«, sagte Söderstedt.
Dann betrat Andreas Becker das Podium mit Kerstin Holms Katheder. Er nickte ihr zu, wie sie steif dasaÃ, und sagte: »Keine Waffe, Fräulein Holm?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Erlauben Sie, dass ich kontrolliere?«
Sie stand auf und spürte seine Finger am Hosenbund und auf der Brust.
»Tut mir leid«, sagte er. »Würden Sie bitte hinuntergehen und sich zu den anderen setzen?«
Und dann ertönte ein russischer Wortschwall in Richtung Kuvaldin, der noch in der Ecke stand und Grundström im eisernen Griff hielt. Kerstin Holm stolperte hinunter und setzte sich neben Paul Hjelm, der für einen Moment die Hand auf ihren Arm legte. Ihre Blicke begegneten sich. Und beider Blicke sagten: Hätten wir damit nicht rechnen müssen?
Andreas Becker legte die eingesammelten Waffen auf das Katheder, warf einen Blick auf seine Uhr und setzte sich auf die Kathederkante, die Maschinenpistole auf dem Knie. Er sah auf die A-Gruppe hinunter und sagte: »An Samstagnachmittagen ist es hier im Haus ja wirklich sehr ruhig. Schweden ist immer noch ein recht angenehmes Land. Trotz allem.«
»Wie sind Sie hereingekommen?«, sagte Kerstin Holm mit einer Stimme, die zumindest in ihren Ohren sehr eigentümlich klang.
Becker zuckte mit den Schultern und sagte: »Ich habe Vladimir als meinen Gefangenen hereingeschleppt. Mit einem Dienstausweis der Polizei ist man gut gerüstet. Es war kein Problem, an der Wache in der Anmeldung vorbeizukommen. Und dann habe ich eine Universalsteckkarte und einen kleinen Apparat, der die meisten Codeschlösser knackt. EineZeichnung des Gebäudes und die übrigen Codes hatte ich schon aus dem Intranet der Polizei, zu dem ich, wie Sie wissen, Zugang habe. Falls Sie technisch interessiert sind.«
»Was wollen Sie?«, fragte Kerstin Holm mit einer noch eigenartigeren Stimme.
»Was ich die ganze Zeit gewollt habe«, sagte Becker. »Aber jetzt gilt Plan B. Sie haben mich umzingelt.«
Dann sagte er wieder etwas Russisches zu dem groÃen Mann. Der lieà Niklas Grundströms Hals los, führte ihn durch den Raum und zu einem der Stühle. Er selbst ging zum Katheder und setzte sich auf Kerstin Holms Platz schräg hinter Becker.
»Mikhail Zinovjev haben Sie nicht rausgeholt?«, fragte Arto Söderstedt.
Andreas Becker sah Söderstedt an und kniff die Augen ein wenig zusammen. »Ich habe gewusst, dass ihr gut seid«, sagte er nur.
Dann drehte er sich zu dem Power Point- und dem Overheadbild hinter seinem Rücken um. Er nickte. »Unter normalen Umständen hätte ich den Flug tatsächlich genommen«, sagte er und zeigte auf das Power Pointbild. »So war es geplant. Aber es ging nicht. Ich habe mir eine BlöÃe gegeben, als ich Vladimir befreit habe. Nein, Mikhail konnte ich nichtmitnehmen. Es gab nur noch einen Weg, und der führte hierher.«
Dann zeigte er auf das Overheadbild. »Hat das Papier einen Abdruck auf der Plastikhülse hinterlassen? Das hat mich beunruhigt, ich sah, dass ich es falsch herum aufgerollt hatte, aber das ganze Rohr
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