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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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einen Augenblick gelingt es uns, sie zu imitieren …
    Draußen herrscht die Hölle. Deine Zerstörungslust, Gott, an den ich nicht glaube, warum gibt es sie? Oder ist es unsere eigene? Vielleicht gibt es sogar einen Teufel, an den man nicht glauben muss? Aber der interessiert mich jetzt nicht.
    Wir sind Schöpfer gewesen, Gott, an den ich nicht glaube. Die Feinde haben sich für eine Weile in diesem Keller jenseits von Zeit und Raum zusammengetan und sind Schöpfer geworden. Für einige Tage hatte die Zeit keine Bedeutung.
    Die beiden Mörder Maxim Kuvaldin und Hans Eichelberger haben in einem Keller im brennenden Stalingrad den Grundstein für eine neue Weltordnung gelegt.
    Wenn man für einen Moment, der schnell vorbei ist, ein wenig anmaßend sein will …
    Das Erste, was du geschaffen hast, Gott, an den ich nicht glaube, muss Wasserstoff gewesen sein. Der Grundstoff, der das Universum zum größten Teil füllt. Darin muss eine Absicht gelegen haben. Er sollte angewendet werden. Er sollte die Grundlage für alles sein, was im Universum an Leben entstand. Alles andere sollten Irrwege sein.
    Wir glauben, dass wir von Sauerstoff leben. Das ist auch der Fall. Aber wir leben ebenso von Wasserstoff. Die Sonne schenkt ihn uns in Form von Wärme.
    Wir können die Schöpferkraft der Sonne imitieren.
    Die Lösungen, die wir im Laufe dieser seltsamen Oktobertage gefunden haben, sind sicher nicht endgültig, guter Gott, an den ich nicht glaube. Aber sie sind die Grundlage für neue Ideen, was Produktion, Lagerung und Verbrennung von Wasserstoff betrifft.
    Alles kommt von Wasser und wird wieder zu Wasser. Der vollendete Kreislauf.
    Und die fossilen Brennstoffe dürften keine Rolle mehr spielen.
    Das, worum sich jetzt noch alles dreht.
    Das, worum sich die Hölle über uns dreht.
    Und worum sich so viele Kriege in der Zukunft drehen werden. Wenn wir es nicht verhindern können.
    Keine weiteren Fossilien mehr, die unsere Welt vergiften.
    Heute ist unsere erste Pause. Wir ruhen aus am siebten Tag.
    Wir haben das Gefühl, es verdient zu haben.
    Maxim macht Essen. Ich habe ein paar Weinflaschen geöffnet und mir Zeit genommen, um ein bisschen zu schreiben. Ich muss es deinetwegen tun, mein Sohn, den ich nie gesehen habe und dem ich nie begegnen werde. Ich wünschte, du erhieltest den Namen Achim. Warum, weiß ich nicht. Es ist ein schöner Name.
    Du bist jetzt bald eineinhalb Jahre alt, mein Sohn, und es ist das erste Mal seit fast einem Jahr, dass ich an dich denke.
    Morden und gleichzeitig an dich denken, das ging nicht.
    Es war mir unmöglich.
    Aber irgendwo hinter allem ist der Himmel blau.
    Klarblau.

44
    Der Fernseher in der Kampfleitzentrale war nicht eingeschaltet. Es war nicht nötig. Selbst die streng auf ein Ziel konzentrierten Polizeibeamten waren sich der Tatsache bewusst, dass der Ölkrieg im Irak inzwischen den dritten Tag andauerte. Es war der späte Nachmittag des Samstags, 22. März. General Tommy Franks, Oberbefehlshaber der Koalitionstruppen, versprach in einer Pressekonferenz, dass der Angriff auf den Irak ›mit nichts in der Geschichte zu vergleichen sein‹ werde, und Präsident George W. Bush sagte, er akzeptiere ›keinen anderen Ausgang als einen Sieg‹, aber es könne länger dauern und schwieriger werden, ›als wir gedacht haben‹.
    Und im Süden brannten die Ölquellen.
    Kerstin Holm blickte über die versammelte Mannschaft und sagte: »Also, wie kriegen wir Andreas Becker zu fassen?«
    Â»Es können keiner, einer, zwei oder drei sein«, sagte Paul Hjelm. »Keiner, wenn alle in dem Haus auf Färingsö umgekommen sind. Einer, wenn er zu spät kam und nur Mikhail Zinovjev und Vladimir Kuvaldin umkamen. Zwei, wenn er einen der Räuber herausgeholt hat. Und drei, wenn es ihm gelungen ist, alle beide aus dem verdammten Haus zu befreien. Das wäre eine phantastische Leistung, wo das Haus mit amerikanischen Elitesoldaten vollgestopft ist. Leider ist es wahrscheinlicher, dass alle tot sind und wir nicht weiterkommen.«
    Â»Aber davon dürfen wir nicht ausgehen, oder?«, sagte Kerstin Holm streng.
    Â»Nein«, sagte Helm, »wir müssen davon ausgehen, dass er den großen Räuber Vladimir Kuvaldin mitschleppt, da dieMedien schon eine Weile das Bild von ihm haben. Inzwischen liegt ja auch das Bild von Mikhail Zinovjev an den Grenzübergängen, wenn auch

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