Totenmesse
deutlicher aus«, verlangte Holm.
»Die A-Gruppe als Plan B.«
»Jetzt ist ja alles klar.«
»Als Andreas Becker die E-Mails der A-Gruppe auf dem internen Server der Polizei zu untersuchen begann, sah er sich zuerst Gunnar Nybergs Mails an Ludmila an. Private Mails, in denen eine kleine Auseinandersetzung über die Frage Italien oder Griechenland geführt wurde. Die griechische Inselwelt oder Venetien.«
»Ich verstehe noch immer nicht ganz«, gestand Holm.
»Die Idee, uns zu benutzen, kommt ihm in dem Moment, als er sieht, dass Gunnar Nyberg nach Venedig will«, sagte Chavez.
Die Mitglieder der A-Gruppe sahen von einem zum anderen und versuchten herauszufinden, was die anderen dachten.
»Als Plan B«, fuhr Chavez fort. »Falls etwas misslang oder er sterben sollte. Dann sollten wir Superschnüffler, die wir sind, das eine mit dem anderen verbinden und die Karte den gierigen Fäusten der vereinigten Nachrichtendienste entreiÃen.«
Kerstin Holm dachte nach. Sie warf einen kurzen Blick auf Niklas Grundström und einen etwas längeren auf Paul Hjelm. Der nickte kurz.
»Es ist besser als nichts«, sagte sie. »Wir brauchen die Passagierlisten sämtlicher Flüge nach Norditalien von Arlanda, Landvetter, Sturup und Kastrup aus. Aber vor allem von Arlanda. Sara und Lena.«
Sara Svenhagen und Lena Lindberg verlieÃen eiligst die Kampfleitzentrale.
»Ist Gunnar in Gefahr?«, fragte Viggo Norlander.
»Ich glaube nicht«, sagte Chavez. »Noch nicht.«
»Wie hängt das alles mit meinem Schreibtisch zusammen?«, fragte Arto Söderstedt, der immer noch wie angenagelt neben dem Overheadprojektor stand.
»Man könnte Vermutungen anstellen«, sagte Chavez. »Zum Beispiel so: Er ist gerade auf die pfiffige Kombination Einbruch/Raub/Geiseldrama gekommen. Er klickt sich spielend leicht in den Polizeiserver ein und sucht bei der schwedischen Polizei nach einer verlässlichen Instanz ohne Verbindung zur Sicherheitspolizei oder dem Nachrichtendienst. Einer demokratischen Instanz ohne heimlichen Austausch mit der CIA, wenn man so will. Er schaut sich eine Menge Polizeibeamte an. Das Erste, was er in den privaten E-Mails der A-Gruppe sieht, ist, dass einer von uns genau dorthin will, wohin er selber muss. Er kommt vielleicht sogar auf den Gedanken, die ganze Sache Gunnar in Venedig zu überlassen. Nichts Böses ahnend, bemerkt Schwedens gröÃter Polizist eines Tages in der Schlange vor dem Campanile auf dem Markusplatz, dass ihm ein Briefumschlag in die Hand gedrückt wird. Er dreht sich um. Niemand da. Andreas Becker verschwindet spurlos aus der Weltgeschichte. «
»Und der Schreibtisch?«, beharrte Söderstedt.
»Wenn er sicher ist, dass Gunnar in Venedig ist, braucht er einen Ort für das Papier, das bereits in seinem Besitz ist.Das ist der letzte Schlüssel. Die Papiere aus den Wänden in Stockholm und Venedig werden Gunnar Nyberg in Venedig übergeben. Er schickt sie hierher. Wir legen dein Papier dazu. Undhaben eine komplette Karte. Die nicht in den schwarzen Löchern der Nachrichtendienste verschwindet.«
»Imponierend«, sagte Niklas Grundström.
Niemand war sicher, ob er Andreas Becker oder Jorge Chavez meinte.
Obwohl Chavez die zweite Deutung bevorzugte.
Nach einer Weile tauchten Sara Svenhagen und Lena Lindberg mit langen Papierschlangen in den Händen auf. Sara sagte: »Die Passagierlisten sollen dir auch per E-Mail zugeschickt worden sein, Kerstin.«
Kerstin Holm aktivierte den kleinen Laptop auf dem Katheder vor sich und sagte: »Hier sind sie.«
Mit ein paar Mausklicks verwandelte sie das Dokument mit imponierender Geschwindigkeit in eine Power Pointpräsentation, die sie an die Wand warf.
»Macht was her«, sagte Chavez und biss sich auf die Zunge.
Viel zu spät.
Aber Kerstin Holm schien nicht zu Scherzen aufgelegt. Sie betrachtete den Text auf der Wand. »Es ist jetzt 17.23 Uhr«, sagte sie. »Der nächste mögliche Flug geht um 17.55 Uhr von Arlanda nach Mailand ab. Also in einer halben Stunde. Wir können ihn immer noch stoppen. Dann gibt es im Laufe des Abends noch ein paar Flüge nach Bologna und Florenz. Keinen Direktflug nach Venedig.«
»Arlanda ist wohl am wahrscheinlichsten?«, sagte Paul Hjelm. »Oder ist er nach Kopenhagen und Kastrup gefahren, nachdem er in der Nacht zuvor zwei Bankräuber befreit hat, die
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