Totenmesse
Zündmechanismus ist ganz einfach versteckt.«
»Es war immerhin einen Versuch wert«, sagte Arto Söderstedt.
»Wir müssen die Bilder gleich genauer analysieren«, sagte Hultin und zeigte auf den Techniker, »aber jetzt brauche ich dich für etwas anderes.«
»Wozu?«, sagte der Techniker und sah beunruhigt aus.
»Jetzt sollst du uns helfen, das Versprechen von âºGeräuschlosigkeit und allen erdenklichen Sicherheitsvorkehrungenâ¹ einzulösen.«
Und so kam es dazu, dass Jorge Chavez jetzt auf einer Art fliegender Untertasse durch einen Ventilationsschacht glitt. Oder besser rollte. Der berühmte Techniker arbeitete im engen Kontakt simultan mit drei weiteren Kollegen im Polizeipräsidium zusammen, und sie kamen auf eine geniale Lösung. Ihrer Meinung nach.
Die Lösung wurde anschlieÃend im Hubschrauber vom technischen Labor im Polizeipräsidium auf Kungsholmen nach Ãstermalm geflogen.
Auf Anordnung von Waldemar Mörner.
Okay, diese Lösung war anscheinend ziemlich geräuschlos. Nur dass Chavez das nicht selbst beurteilen konnte. In seinen Ohren rauschte ein Versprechen. âºAlle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungenâ¹ bestanden nämlich in einer kugelsicheren Weste und einem kugelsicheren Helm, der so dicht anlag, dass er eine Art von Rundlauf in den Gehörgängen bewirkte.
»Wie kugelsicher ist der Helm?«, fragte Chavez.
»Wenn sie normale Maschinenpistolen haben, geht es gut«, sagte der Techniker und sah total unsicher aus.
»Und wenn sie stärkere Kaliber haben?«
»Aber der âºGleitboyâ¹ ist geräuschlos.«
Während ihm diese Trostworte noch in den Ohren klangen, erreichte der Passagier des âºGleitboyâ¹ die Krümmung. Sie hatte einen Winkel von etwa neunzig Grad, und Chavez drehte sich sehr langsam um und legte sich auf die Seite,damit sich sein Körper auf dem präzisionsangepassten âºGleitboyâ¹ im richtigen Winkel krümmen konnte. Er bog ohne aufsehenerregende Geräusche hübsch um die Ecke, und als das Ventil sich zehn Meter vor Chavez offenbarte, konnte er kein Zeichen dafür erkennen, dass er entdeckt worden war. Aber wie hätte er das anderseits auch erkennen können?
Er legte sich wieder auf den Bauch und bugsierte sich weiter durch den Ventilationsschacht, Zentimeter für Zentimeter. Je näher er kam, desto gröÃer wurde die Gefahr, das immerhin war klar.
»Wir sehen dich«, sagte Hultin im Inneren des Helms. »Noch sieben Meter. Zwei Personen, drei Meter nach unten und vier Meter in den Raum hinein. Beide Räuber sind also am Platz.«
Woher, verdammt, wisst ihr das auf einmal?, dachte Chavez, hatte aber nicht vor, etwas zu sagen. Nicht bevor er gezwungen war zu sagen: Ich bin getroffen .
»Die Infrarotkamera ist da«, erklärte Hultin, als hätte er die Gedanken seines früheren Adepten gelesen.
Chavez musste sich beherrschen, um nicht zu kichern. Die Sicherheitspolizei, dachte er. Wo waren die die ganze Zeit?
»Der Clou ist«, hatte der Techniker gesagt, »dass wir dich jederzeit rausziehen können. Das geht in ein paar Sekunden.«
Vom âºGleitboyâ¹ lief eine Leine durch den Ventilationsschacht, der drauÃen in der Grevgatan mit einer elektrischen Winde verbunden war, die innerhalb einer Sekunde eingeschaltet werden konnte. Er selbst war mit ein paar zünftigen Lederriemen am âºGleitboyâ¹ festgezurrt.
»Das steht dir gut, so festgezurrt«, sagte Sara zweideutig und drückte ihn noch einmal. Er fragte sich, was sie ganz im Innersten meinte. Er fragte sich das dann und wann. Ein bisschen öfter, als er sollte.
Es war so eng. Die Klaustrophobie lauerte dicht unter der Oberfläche; es bedurfte nur einer Kleinigkeit, um sie ausbrechen zu lassen. Er fand, dass sein Atem hallte, und die vorsichtigen, paddelnden Bewegungen mit den behandschuhten Händen am Schacht mussten ein Geräusch machen. Es konnte gar nicht anders sein.
Er wusste nicht, ob es wirklich warm war â es konnte nicht warm sein, er lag in Hemdsärmeln in einem Ventilationsschacht, der die frische Luft direkt aus dem Vorfrühlingsnachmittag hereinlieàâ, aber er schwitzte, wie er noch nie geschwitzt hatte.
Es war der kalte SchweiÃ.
Er kam näher. Es ging langsam, doch er kam näher. Das Ventil bekam ein Gitter. Und dahinter kein Laut, nicht ein einziger Laut, der seine eigenen
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