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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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dem das lose Versprechen des Reichskrimchefs so laut in den Ohren dröhnt, dass er nicht einmal hören kann, ob er Geräusche macht?
    â€ºKlar können wir Geräuschlosigkeit hinkriegen und alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen treffen.‹
    Okay, dann bin ich es wohl.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte Chavez einen Dokumentarfilm aus seinen heimatlichen Breiten gesehen. Er glaubte, dass es tatsächlich Chile war, doch es konnte ebenso gut Bolivien oder Peru gewesen sein. Der Film handelte vom Alltag rücksichtslos ausgebeuteter Grubenarbeiter. Sie mussten in Gänge kriechen, die immer enger wurden, und wenn sie stecken blieben, mussten sie sich weiter voranhacken. Immer wieder kam es zu Steinschlägen, und sie wurden von Gesteinsmassen begraben. Er erinnerte sich deutlich daran, dass er bei dieser Gelegenheit zum ersten Malvon akuter Klaustrophobie befallen worden war. Ansonsten war er ziemlich frei von Phobien, aber gerade für Platzangst hatte er ein gewisses Verständnis.
    Obwohl er eigentlich nicht kroch, sondern auf diesem eigentümlichen Gefährt vorwärtsglitt, es war offenbar das, was die Techniker des Reichskriminalamts unter ›Geräuschlosigkeit und alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen‹ verstanden.
    Die Steinschlaggefahr war auch nicht sehr ausgeprägt, wohl aber lief er Gefahr, begraben zu werden, wenn er ans Ziel kam.
    Cillas Antwort aus der Bank war mit Begeisterung aufgenommen worden. Sechs Bilder – das war imponierend und heldenhaft. Paul, der Narr, sah ziemlich stolz aus. Aber vielleicht dachte er auch: Wie kann man so eine Frau verlassen?
    Das dachte auf jeden Fall Jorge Chavez.
    Â»Sie sind also nur zu zweit«, sagte Jan-Olov, während der Techniker die Bildvorführung vorbereitete. »Was schließen wir daraus für unsere Insidertheorie? Arto?«
    Söderstedt kratzte sich im kreideweiß gestreiften Haar und sagte: »Es bestätigt sie nicht, aber es widerlegt sie auch nicht, leider.«
    Â»Nicht?«
    Â»Es wäre doch schön bescheuert, sich zu erkennen zu geben«, sagte Söderstedt und schielte zu Hjelm hinüber. »Wenn sie ernsthaft vorhaben, die Geiseln am Leben zu lassen. Es ist also ein gutes Zeichen.«
    Hinter Hultins Rücken erschien das erste Bild. Zwei Bankangestellte in einem Raum mit Schließfächern, ein älterer Mann und eine jüngere Frau. Die Frau sah passiv aus, der Mann panisch. Beide waren mit Handschellen an die Wand gefesselt. Dann folgten zwei Bilder mit fast demselben Motiv, aber auf dem einen sah man noch eine ältere Frau auf allen Vieren in einer sonderbaren Stellung, mit dem Kopf zum Fußboden.
    Â»Was ist denn mit der los?«, entfuhr es Hultin.
    Â»Ich glaube, sie versucht, Blut in den Kopf zu bekommen, um nicht ohnmächtig zu werden«, sagte Jon Anderson.
    Â»Oder sie sucht Geborgenheit in dieser Stellung«, sagte Sara Svenhagen.
    Â»Wie, was?«, sagte Chavez verblüfft. »Doggy-style?«
    Â»Weiß ich doch nicht«, zischte Sara. »Vielleicht ist es ihre Erinnerung an Geborgenheit. Vielleicht hat sie so geboren.«
    Das nächste Bild war ziemlich dunkel, aber sie erkannten die Umrisse des Schalterraums. Eine junge Frau, offenbar eine Angestellte, saß mit hoch über ihrem Kopf am Tresen befestigter Hand da und schien ohnmächtig zu sein.
    Geir gab ein paar Grunzlaute von sich.
    Â»Der Schalterraum, schlechtes Licht und schlechter Winkel«, dolmetschte Haavard Naess.
    Â»Danke«, sagte Hultin sachlich.
    Das vorletzte Bild war dem ersten sehr ähnlich, man sah aber noch einen der Bankräuber am Schreibtisch. Der Winkel war etwas anders.
    Dann tauchte das Ventil in perfekter Vergrößerung auf.
    Â»Larsson?«, sagte Hultin.
    Olle Larsson, Stadtbaumeister im Minianzug, sagte: »Ja, genau. Das ist die alte Sorte von Ventil. Da kann man gut in den Ventilschacht kriechen.«
    Mist, dachte Chavez und sah mutig und entschlossen aus.
    Â»Aber das Wichtigste fehlt, verdammt!«, sagte der NE-Chef sauer. »Wir wissen immer noch nicht, wie sie die Bomben zünden wollen.«
    Hultin warf einen Blick zu Hjelm hinüber, der jedoch nicht in der Stimmung zu sein schien, eine Antwort zu geben.
    Hultin sagte: »Aber Cillas ›Weiß nicht. Nichts zu sehen‹ enthält ja auch eine Information. Was bedeutet es, wenn man nichts sieht? Vorschläge?«
    Â»Nichts«, sagte Lena Lindberg. »Der

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