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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Chefkriminaltechniker beim Reichskriminalamt von einem neuen Auftrag in der Nachbarschaft? Jetzt, direkt.«
    Kurze Pause. Dann: »Eine Wand demolieren. Skeppargatan 62, erster Stock, Türkode?«
    Sven Fischer sagte den Türkode wie in Trance. Chavez wiederholte ihn für Brynolf Svenhagen, beendete dasGespräch und dachte, mit einem schulmeisterlichen Nicken in Richtung Jon Anderson: Das ist energisch.

    Zu diesem Zeitpunkt war Kerstin Holm obenauf. Aber mitnichten abgekühlt, und sie begann, den Zusammenhang von Schaffen und Begehren zu verstehen. Dass der letzte Bericht eine besondere Anstrengung erfordern würde, war ihr klar.

    Paul Hjelm blickte aus dem Fenster auf den Lidingövägen und das erste Grün um den Sportplatz Östermalm herum. Es sah aus, als wäre der Frühling im Anmarsch. Wahrscheinlich war es eine Illusion – der Wetterbericht hatte für die Nacht Schneeregen angesagt –, doch was war das Leben ohne Illusionen?
    Er und Niklas Grundström saßen in dem eigenartigen Komplex, der von Stockholms Stadion, der Musikhochschule, der Gymnastik- und Sporthochschule, dem Tennisstadion, der Militärischen Hochschule, dem Dragonerregiment, der Olaus-Petri-Schule und dem Hauptquartier der Schwedischen Verteidigungsmacht gebildet wird. Irgendwo dort drinnen war auch der Militärische Nachrichtendienst untergebracht. Doch Paul Hjelm wusste nicht, wo. Sie saßen in einem Kaffeeraum in einem der öffentlichen Abschnitte des Hauptquartiers der Verteidigungsmacht und warteten.
    Grundström wollte, wie es seine Gewohnheit war, nicht raus mit der Sprache, um welche Art von ›Kontakt‹ beim Nachrichtendienst es sich eigentlich handelte.
    Eine Viertelstunde nach der vereinbarten Zeit begann Hjelm die Hoffnung aufzugeben. Geduld zählte nicht zu seinem durchaus ansehnlichen Register. Observationen waren nie seine starke Seite gewesen.
    Niklas Grundström hatte dagegen einen gediegenen Hintergrund als Drogenfahnder. Er konnte problemlos in eine Art vegetativen Zustand eintreten. Hjelm hatte es einige Male erlebt und sich darüber gewundert. Und jetzt geschah es wieder.
    Â»Wie machst du das?«, sagte Hjelm genervt.
    Grundström blickte auf wie aus einem schwarzen Loch. »Training«, sagte er.
    Â»Als Drogenfahnder also?«
    Â»Nein«, sagte Grundström. »Schon früher.«
    Dann kehrte er in seinen vegetativen Zustand zurück. Doch so leicht sollte er nicht davonkommen.
    Â»Wovon redest du?«, fragte Hjelm.
    Â»Ich wollte eine militärische Karriere machen«, sagte Grundström aus der Tiefe seines vegetativen Zustands. »Dolmetscherschule und Küstenwache. Ich habe die denkbar härteste militärische Ausbildung durchgemacht. Da wird dieser Zustand zu einer Art von Überlebenshilfe. Wir hatten eine Redensart, ich weiß nicht mehr, woher sie kam …«
    Da flog die Tür zum Kaffeeraum auf, und ein distinguierter grau melierter Mann in einer Uniform mit vielen Sternen erschien. Er durchquerte den Raum mit energiegeladener Autorität, um am anderen Ende den Chef der Sektion für Interne Ermittlungen in die Arme zu schließen. »Du alter Wiederkäuer«, stieß er aus, versetzte Grundström einen Faustschlag in den Solarplexus und wechselte abrupt den Tonfall, indem er Hjelm die Hand hinstreckte. »Generalmajor Svärd«, sagte er. »Und bitte keine Scherze über das Schwert.«
    Â»Hjelm«, sagte Hjelm. »Und bitte auch keine Scherze über den Helm.«
    Der Generalmajor lachte schallend und setzte sich. Mit wieder ernster Miene sagte er: »Du weißt sehr gut, Niklas, dass wir keinerlei Information weitergeben. An wen auchimmer. Was erwartest du? Die internen Ermittlungen der Polizei haben doch kaum etwas mit uns zu tun.«
    Â»Du weißt genau, was ich erwarte, Snuffe«, sagte Grundström mit einer Stimme, die Hjelm noch nie gehört hatte. Sie war maximal zwanzig Jahre alt.
    Hjelm seufzte. Das konnte unerträglich werden. Alte Wehrpflichtspitznamen. Paul selbst war ein dermaßen mittelmäßiger Wehrpflichtiger im Innendienst gewesen, dass es fraglich war, ob man ihn überhaupt an der Polizeihochschule aufnehmen würde. Doch in ebenjenem Jahr hatte Polizistenmangel geherrscht.
    Svärd beobachtete mit einer gewissen Schärfe seinen ehemaligen Kumpel vom Militärdienst (denn so musste man die Gemeinsamkeit wohl deuten) und sagte: »Und

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