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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Großen.
    Â»Haben wir jemanden belästigt?«, lächelte Fischer.
    Chavez musterte das elegante Gesicht. Es zeigte nicht die geringste Spur von Verstellung.
    Â»Hat es bei Ihnen also kein Eindringen gegeben?«
    Komische Formulierung, dachte Chavez im selben Moment, in dem er sie aussprach.
    Â»Nein«, sagte Fischer mit unverändert wohlwollendem Lächeln. »Kein Eindringen, keine beschädigten Wände.«
    Â»Haben Sie etwas dagegen, dass wir uns umsehen?«, fragte Chavez.
    Â»Keineswegs«, sagte der Firmenchef mit einer großzügigen Handbewegung.
    Jon Anderson hob aufs Neue seine Hände wie ein Dirigent, dirigierte einen Moment und zeigte dann auf eine der Türen im Flur. »Können wir dort hineingehen?«, fragte er.
    Â»Einen Augenblick nur«, sagte Fischer. »Ich möchte dem Kollegen Bescheid sagen, der dort mit einem Interessenten sitzt. In Zeiten wie diesen möchten wir keinen abschrecken.«
    Â»Schwere Zeiten für die Sicherheitsbranche?«, fragte Chavez.
    Â»Schwere Zeiten sind die Lebensluft des Kapitalismus«, sagte Fischer rätselhaft und verschwand durch die Tür.
    Chavez betrachtete die Tür und Anderson. Der Kapitalismus?, dachte er. Wer sagt in diesen Zeiten Kapitalismus?
    Nach zwei Minuten erschien Sven Fischer wieder und hielt ihnen die Tür auf. »Der Kunde ist bereits gegangen«, sagte er. »Bitte sehr.«
    Â»Und ist es zu einem Vertragsabschluss gekommen?«, fragte Chavez auf dem Weg zur Tür. Anderson war bereits eingetreten.
    Â»Es sieht so aus, als wären wir auf einem guten Weg«, lächelte Fischer.
    Als Chavez das Zimmer betrat, stand Jon Anderson dicht vor der Wand, zu der ihn seine sensiblen Hände geführt hatten. Sie war in tadellosem Zustand.
    Am Schreibtisch saß ein Mann, der aussah wie eine Blaupause von Fischer. Er nickte Chavez kurz zu, der die Nase in die Luft streckte und schnüffelte.
    Anderson hielt die Hände flach an die makellos weiße Wand. »Hier muss es sein«, sagte er.
    Â»Nichts?«, sagte Chavez und blickte sich in dem elegant eingerichteten Raum um.
    Â»Nein«, sagte Anderson. »Nicht die Spur.«
    Chavez schnüffelte weiter und wandte sich an die beiden Männer. »Was geschah, als Sie gestern nach der Evakuierung zurückgekehrt sind?«
    Fischer zuckte mit den Schultern. Der andere saß reglos da.
    Â»Nichts«, sagte Fischer. »Außer dass wir eine Menge Arbeitsstunden verloren haben. Zwei Vertragsverhandlungen.«
    Chavez verließ den Raum und ging in den daneben liegenden. Zwei Männer mit gefüllten Whiskygläsern saßen an einem Schreibtisch und starrten ihn verblüfft an. Er trat an die Wand und befühlte sie.
    Dann verließ er das Zimmer, wobei er auf die Whiskygläser zeigte: »Cragganmore«, sagte er und verschwand.
    Er wiederholte die Prozedur im nächsten Büroraum, traf dort allerdings weder auf Menschen noch auf Whiskygläser. Er kehrte ins Zimmer zu Jon Anderson zurück, schnüffelte laut und vernehmlich und sagte: »Riecht das nicht ein bisschen frisch gestrichen?«
    Jon Anderson, der an der Wand klebte, schnüffelte und betrachtete seinen aktiven Kollegen. »Ich …«, war alles, was er herausbrachte, bevor Chavez ihn unterbrach.
    Â»Außerdem hat diese Farbe hier eine ganz andere Struktur als die in den umliegenden Räumen. Ich glaube, dass Sie den Schaden ausgebessert haben. Während der Evakuierung ist bei Ihnen eingebrochen worden, und anschließend haben Sie die Spuren beseitigt. Warum? Lügen Sie der Polizei jetzt nichts mehr vor, die Prozesse in alle Richtungen machen nur Umstände.«
    Dem Direktor der Fischer Security AB, Sven Fischer, verschlug es tatsächlich einen Moment die Sprache.
    Chavez tippte eine Nummer in sein Handy und schob noch einen Trumpf nach: »Es ist ja klar, dass es für ein Sicherheitsunternehmen peinlich sein muss, wenn eingebrochen wird, nicht zuletzt, weil Sie sich bestimmt Ihrer eigenen supersicheren Alarmanlage bedienen, ich kann also verstehen, wenn Sie nicht wollen, dass es publik wird. Aber ich frage mich, ob das als Erklärung ausreicht.«
    Er bekam offenbar eine Antwort am Handy, denn jetzt wandte er diesem seine Aufmerksamkeit zu und sprach laut und mit klarer Stimme: »Brunte! Hallo, Schwiegervater. Wie sieht es aus? Bist du noch in der Bank und fegst den Fußboden? Ausgezeichnet. Was hältst du als

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