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Totenmond

Totenmond

Titel: Totenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Briefe zu durchsuchen. Hinter ihm kam ein korpulenter Kerl zum Vorschein. Er trug einen grünlichen Blouson und eine Wollmütze mit Lapplandmuster, unter der kleine Schweinsäuglein gefährlich blitzten. Er musterte Heinz von oben bis unten. »Ist das der Frühsport bei der Post, oder was?«
    Heinz schüttelte den Kopf. Er vernahm ein Räuspern hinter sich. Er drehte sich herum.
    »Ich denke«, sagte die Frau und schien, aus welchen Gründen auch immer, ein Lächeln unterdrücken zu müssen, »Sie können die Arme jetzt wieder herunternehmen.«
    Heinz dachte, dass es besser war, zu tun, was sie sagte, statt den Helden spielen zu wollen. Dann hatte der Mann mit dem Araberbart gefunden, wonach er suchte. Er wedelte mit einem Briefumschlag.
    »Bingo«, sagte er zu der Frau.

67.
    A lex war erst in der Nacht wieder gelandet und am frühen Morgen nach Hause gekommen. Sie hatte gerade noch die Zeit gehabt, sich wenigstens zu duschen.
    Jetzt stand Schneider in ihrem Wohnzimmer, trank einen Kaffee und sah sich um, während Alex sich in Rekordzeit die Haare föhnte, wovon ihre Wangen nur noch mehr glühten. Dummer Fehler – sie hatte die intensive Wirkung der afrikanischen Sonne auf ihre helle und vom UV-Licht entwöhnte winterliche Haut unterschätzt und sah im Gesicht so aus, als stecke sie mitten in einem Neurodermitisanfall, der sich vor allem an den Jochbeinen und der Nase gütlich tat.
    Notdürftig überschminkte sie die roten Stellen und die Ringe unter den Augen und zog eine verwaschene Jeans, den dicken schwarzen Rollkragenpullover sowie ihre derben braunen Schnürboots an und ging zu Schneider, der nun auf dem Sofa saß und Alex’ Wohnung von dort aus wie einen Tatort inspizierte. Kein Wunder: Er war noch nie hier gewesen.
    »Extrem leckerer Kaffee«, sagte Rolf, prostete Alex mit der Tasse zu und ließ den Blick über das fein säuberlich sortierte Regal mit den Aktenordnern und Büchern gleiten, die alphabetisch sortiert waren und wie die Zinnsoldaten aufgereiht nebeneinanderstanden. »Und nette Wohnung. Gemütlich. Ich wünschte, meine wäre auch so penibel aufgeräumt. Maria motzt schon rum deswegen.« Er lachte in sich hinein.
    Alex’ Mundwinkel zuckten zu einem schwachen Lächeln. Ihr war heiß, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Eine Mischung aus Stress, Übermüdung und der Auswirkung des Temperaturunterschiedes von vierzig Grad innerhalb von nicht einmal zwölf Stunden auf den Kreislauf. Sie band sich die Haare im Nacken zusammen und stieß die Luft aus.
    »Rolf, habt ihr …«
    Er hob abwehrend die Hand. »Binde dir erst mal die Schuhe zu, trink ’nen Kaffee, und danach fahren wir gemütlich ins Büro. Kowarsch wird bis dahin die Truppe zusammengetrommelt haben, und dann gucken wir uns in aller Ruhe deinen Liebesbrief an.«
    Alex ließ sich in den Sessel fallen. Sie schlug das rechte Bein über das linke und begann, den Stiefel zuzuschnüren. »Dein Gemüt möchte ich haben«, sagte Alex.
    »In der Ruhe liegt die Kraft.« Schneider grinste. »War ja offenbar schönes Wetter in Afrika. Bisschen Sonnenöl hätte aber nicht geschadet, was?«
    Alex verdrehte die Augen, machte eine Schleife in den Schnürsenkel und wechselte zum anderen Stiefel. »Ich bin froh, dass ich da überhaupt wieder rausgekommen bin. Das Militär war kurz davor, den Flughafen zu schließen.«
    »Mhm«, brummte Schneider. »Und was ist das Ergebnis?«
    Alex berichtete ihm, was sie erlebt und erfahren hatte. Zwischendurch ging sie in die Küche, um sich ebenfalls einen Kaffee zu machen. Als sie Rolf alles erzählt hatte, war die Tasse bereits halb leer.
    »Weißer Leopard«, sprach er tonlos vor sich hin.
    »Die Kollegen wollen mir eine Karte mit den Tatorten zusenden, an denen der Verdächtige zugeschlagen haben könnte. Vielleicht hilft uns das dabei, seine Route zu rekonstruieren, und wir können herausfinden, welche in Lemfeld lebende Person sich wann und aus welchen Gründen an den betreffenden Orten aufgehalten hat.«
    »Ich bin gespannt, wie sich Veronika zu der Sache stellen wird. Es gibt zwar nach wie vor harte Fakten wie die DNA-Spuren. Aber ihr Verdächtiger kann aus der U-Haft heraus keine Briefe geschickt haben.«
    »Sie wird sagen, dass er den Brief vorher abgeschickt oder jemanden gebeten hat, ihn einzuwerfen.«
    »Ein Komplize?«
    Alex strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie zögerte einen Moment. »Vielleicht werden das ihre Worte sein, ja. Ist das Handy von Elmar Hankemeier schon ausgelesen

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