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Totenmond

Totenmond

Titel: Totenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Kulturgüter aus der Lemfelder Region – aber natürlich nicht ausschließlich.«
    »Ich weiß«, sagte Alex und gab sich Mühe, mit Berner Schritt zu halten. »Ich war im Frühjahr bereits wegen einer Recherche hier.«
    Berner blieb vor einer Glastür stehen, öffnete sie schwungvoll und hielt sie für Alex offen. »Richtig. Ich erinnere mich. Wegen des Steinkreises. Da hatte unsere Abteilung für Bodendenkmalpflege Infos rausgegeben.«
    Alex ging durch die Tür und folgte Berner einige Treppenstufen hinauf.
    »Ich bin seit zweieinhalb Jahren hier«, erklärte er, »und leite seitdem die Abteilung. Die Völkerkunde ist im anderen Gebäudeflügel und wird auch unsere neuen Museum-in-Aktion-Räume beherbergen. Für Sonderausstellungen wie die, von der ich eben sprach. Fürchterlich viel Arbeit.«
    Deswegen, dachte Alex, waren wohl Teile des Museums eingerüstet – fast die gesamte rückwärtige Fassade. »Hankemeier Baugerüste« hatte sie auf den Schildern gelesen.
    Berner sagte: »Ein Millionenprojekt. Dafür sind natürlich Zuschüsse und künftig höhere Etats nötig. Deswegen ist das heutige Treffen so wichtig.«
    »Kein Problem«, wiederholte Alex.
    Sie erreichten einen Flur und schließlich Berners Büro. Während der Wissenschaftler seinen vollgepackten Schreibtisch umrundete, bot er Alex einen Platz an. Als Alex sich hinsetzte, balancierte Berner einen Karton voller Flyer von der Schreibtischunterlage, um ihn auf einer Kommode abzustellen. Dort befanden sich auch einige afrikanische Holzmasken.
    Berner nahm ein Leporello heraus und reichte ihn Alex. »Frisch aus der Druckerei. Die Infos zu unserer Sonderausstellung ›Mumien, Mythen, Metamorphosen‹. Vielleicht gebe ich Ihnen ja mal eine Privatführung.« Er lächelte süffisant. Alex lächelte unverbindlich zurück, steckte den Flyer in ihre Umhängetasche und überlegte, ob das eine Anmache gewesen war.
    Berner machte eine theatralische Geste. »Entschuldigen Sie bitte das Durcheinander«, sagte er und setzte sich nun ebenfalls.
    »Sie sollten mal meinen Schreibtisch sehen«, log Alex.
    Berner lachte. Er lehnte sich zurück und faltete die Hände. »Was kann ich für Sie tun?«
    Alex öffnete die Handtasche und nahm eine Klarsichtfolie heraus. Darin steckte der Computerausdruck von den Schriftzeichen, die der Täter an die Wand der Schliemannschen Werke gezeichnet hatte. Sie schob Berner die Grafik zu. »Ich würde gerne wissen, was diese Zeichen zu bedeuten haben. Möglicherweise können Sie mir mit einem Hinweis weiterhelfen?«
    Berner nahm den Ausdruck in die Hand und studierte die Symbole eingehend. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er nach einer Weile und sah Alex in die Augen. »Es könnte sich sowohl um Ideogramme handeln, Schriftzeichen, als auch um bloße Symbole – möglicherweise aber auch um eine piktographische Schrift. Sie kennen solche Bilderschriften sicherlich – eine der bekanntesten sind die ägyptischen Hieroglyphen.«
    »Dann handelt es sich um etwas Antikes?«
    »Nicht unbedingt. Wir verwenden ja heute noch solche Symbolschriften – zum Beispiel Smileys. Auch in einer Reihe von nativen Völkern sind sie nach wie vor verbreitet – oder aber in Geheimschriften.«
    »Geheimschriften?«
    »Ja, einfache oder hochkomplexe Codes, je nachdem«, sagte Berner. »In welchem Zusammenhang steht denn diese Inschrift? Woher stammt sie?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen. Es geht um laufende Ermittlungen. Jemand hat diese Zeichen an eine Wand gemalt, und sie könnten uns eventuell zum Täter führen.«
    »Aha«, sagte Berner gedehnt und studierte das Blatt weiter. »Also als einfacher Anthropologe kann ich Ihnen darüber kein Gutachten anbieten. Derlei Schriften sind nicht mein Spezialgebiet. Ich könnte das Blatt aber einem Kollegen faxen, Prof. Dr. Ruedi Moosleitner. Er ist ein Schweizer Ethnologe und hat sich auf Piktogramme spezialisiert. Ich habe einmal einen seiner Vorträge erlebt. Moosleitner arbeitet am Völkerkundemuseum der Universität Zürich. Und wenn ihm die Zeichen nichts sagen …«
    »Es wäre großartig«, sagte Alex, »die Meinung Ihres Kollegen zu hören.«
    »Gut.« Berner blickte auf die Uhr und erhob sich, um Alex zum Abschied die Hand zu geben. Sie war immer noch feucht. »Ich werde das Blatt sofort nach Zürich schicken.«

21.
    D er Mann ging den Bürgersteig entlang und sah tanzenden Schneeflocken zu. Die Straßenlaternen tauchten alles in ein unnatürliches, orangefarbenes Licht. Der Schnee dämpfte

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