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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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blieb mir in der Kehle stecken. Ich biss mir auf die Unterlippe.

32
    Der Raum war wohl ursprünglich ein Obstkeller oder ein Lagerverschlag gewesen. Er war ungefähr zweieinhalb auf drei Meter groß und, wie Menards kleine Spaßbude, völlig schallisoliert. Es roch nach Moder und alter Erde, überdeckt von Chemikalien und etwas Organischem.
    Die Einrichtung war mehr als spartanisch. Eine nackte Glühbirne an einem ausgefransten Kabel. Eine tragbare Camping-Toilette. Eine grob zusammengezimmerte hölzerne Plattform. Zwei zerlumpte Decken.
    Auf der Plattform saßen zwei Frauen, den Kopf gesenkt, den krummen Rücken an die Hartschaumverkleidung gelehnt. Beide trugen ein Lederhalsband mit Nieten. Sonst nichts.
    Die Haut der Frauen war kränklich weiß, die Schatten, die ihre Rippen und Wirbel definierten, waren dunkle Sicheln. Lange Zöpfe hingen schlaff herab.
    Charbonneau stieß einen Fluch aus, der das gesamte Lexikon des Zorns und des Abscheus umfasste.
    Ein Gesicht schnellte in die Höhe. Ausgezehrt. Augen wie die eines wilden Tieres in einem Scheinwerferkegel.
    Anique Pomerleau.
    Ihre Gefährtin rührte sich nicht, der Kopf blieb gesenkt, knochige Arme umfassten knochige Knie.
    Claudel drehte sich um und verschwand in den äußeren Keller. Ich hörte Stiefel auf Zement und dann auf der Treppe nach oben.
    »Alles okay, Anique«, sagte ich, so sanft, wie ich konnte.
    Pomerleaus Lider zuckten. Die andere Frau drückte sich die Knie noch fester an die Brust.
    »Wir sind hier, um euch zu helfen.«
    Pomerleaus Blick zuckte zwischen Ryan und Charbonneau hin und her.
    Ich winkte die Männer zurück und betrat die Kammer.
    »Diese Männer sind Polizisten.«
    Pomerleau starrte mich mit Augen wie runde schwarze Tümpel an.
    »Es ist vorbei, Anique. Es ist alles vorbei.«
    Mit langsamen Bewegungen ging ich zu der Plattform und legte Pomerleau eine Hand auf die Schulter. Sie schrak unter meiner Berührung zusammen.
    »Er kann dir nichts mehr tun, Anique.«
    » Je m’appelle Q. « Pomerleaus Stimme war flach und leblos.
    Ich zog meinen Parka aus und legte ihn Pomerleau um die Schultern. Sie versuchte nicht einmal, ihn dort zu behalten.
    »Ich bin Q. Sie ist D.« Englisch mit Akzent. Pomerleau war frankophon.
    Ryan zog seine Jacke aus und gab sie mir.
    Behutsam machte ich einen Schritt auf D zu und berührte sanft ihre Haare.
    Die Frau zuckte zusammen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
    Ich legte ihr Ryans Jacke um und kauerte mich vor sie hin.
    »Er ist tot«, sagte ich auf Französisch. »Er kann dir nie wieder etwas tun.«
    Die Frau drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, sie wollte mich nicht sehen, mich nicht hören.
    Ich drängte sie nicht. Die Zeit zum Reden würde noch kommen.
    »Ich bleibe bei euch.« Mir versagte beinahe die Stimme. »Ich gehe nicht weg.«
    Ich strich ihr über den Fuß, stand auf und zog mich zurück.
    Während Charbonneau im Vorraum blieb, ging ich in den äußeren Keller. Ryan folgte mir.
    Die Wahrheit? Ich traute meinen eigenen trügerischen Gefühlen nicht. Mein Verstand war gelähmt vor Schock und Kummer wegen dieser Frauen. Und mir war übel vor Abscheu gegen das Monster, das ihnen dies angetan hatte.
    »Bist du okay?«, fragte Ryan.
    »Ja«, sagte ich so sachlich wie möglich. Es war gelogen. Ich musste all meine Kraft aufbringen, um nicht völlig zusammenzubrechen.
    Ich verschränkte die Arme, um das Beben in meiner Brust zu verstecken, und wartete.
    Eine Ewigkeit später zerrissen entfernte Sirenen die Stille und schwollen dann an zu einem allgegenwärtigen Schrei. Stiefel trampelten über mir und dann die Treppe herunter.
    Pomerleau geriet in Panik, als sie die Sanitäter sah. Sie stürzte zur Toilette, sprang darauf, drückte sich in die Ecke und streckte die Hände aus. Weder die Sanitäter noch ich konnten sie herunterlocken. Je mehr wir besänftigend auf sie einredeten, desto sturer wurde sie. Am Ende war Zwang nötig.
    Die andere Frau rollte sich in Fötalhaltung zusammen, als man sie auf eine Bahre legte, zudeckte und aus der Zelle trug Ryan und ich fuhren hinter dem Krankenwagen her ins Montreal General Hospital. Claudel und Charbonneau blieben im Haus, um auf LaManche und den Transporter des Coroner zu warten und die Arbeit der Spurensicherungstechniker zu überwachen.
    Ryan rauchte beim Fahren. Ich schaute auf die Stadt hinaus, die an meinem Fenster vorbeizog.
    In der Notaufnahme ging Ryan auf und ab, während ich einfach nur dasaß. Um uns herum lärmte eine Kakophonie

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