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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Claudel und Ryan das Haus. Der eine bewegte sich nach links, der andere nach rechts.
    Ich schlüpfte ebenfalls hinein und drückte mich mit dem Rücken an die Wand rechts der Tür.
    Die Diele war düster und still und roch schwach nach Schießpulver.
    Claudel und Ryan schlichen mit kreisenden Waffen, Augen und Körper synchron, den Korridor entlang.
    Alles leer.
    Sie betraten das Wohnzimmer.
    Ich ging zur anderen Seite der Diele.
    Sekunden später hatten meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt.
    Die Hand flog mir zum Mund.
    » Merde! « Claudel ließ die Waffe sinken.
    Wortlos richtete Ryan seine Glock zur Decke.
    Menard saß, wo er schon am Freitag gesessen hatte, der Körper war nach links gesackt, der Kopf lag komisch verdreht auf der Rückenlehne des Sofas. Die linke Hand hing über der Armlehne. Die rechte lag mit der Handfläche nach oben in seinem Schoß, die Finger locker um eine Neun-Millimeter Smith &Wesson.
    Charbonneaus Stimme kam knisternd aus dem Funkgerät. Claudel antwortete.
    Ryan und ich näherten uns Menard.
    Claudel und Charbonneau unterhielten sich aufgeregt. Ich hörte »Selbstmord«, »SIJ«, »Coroner«. Den Rest verstand ich nicht. Ich starrte gebannt das Menard-Etwas auf dem Sofa an.
    Menard hatte ein Loch von der Größe eines Zehn-Cent-Stücks in seiner rechten Schläfe. Blut tropfte von dem weißen, gekräuselten Rand.
    Die Austrittswunde befand sich an Menards linker Schläfe. Der Großteil dieser Kopfseite war weg, sie hing an der Messinglampe, den baumelnden Glaskristallen, an der Blumentapete dieses entsetzlichen Zimmers. Vermischt mit Menards Schädelüberresten war ein makabrer Brei aus Blut und Hirnmasse.
    Ich spürte ein Zittern unter meiner Zunge.
    Ryan zog den Windsor-Stuhl soweit es ging von der Leiche weg, führte mich hin, legte mir die Hände auf die Schultern und drückte mich sanft auf den Stuhl. Ich setzte mich und senkte den Kopf.
    Ich hörte die Uniformierten hereinstürmen.
    Ich hörte Ryans Stimme, die Befehle rief.
    Ich hörte Charbonneau. Das Wort »Krankenwagen«. Den Namen Pomerleau Ich hörte, wie Türen eingetreten wurden, als Ryan und die anderen das Haus durchsuchten.
    Um der Gegenwart zu entkommen, versuchte ich mich auf das zu konzentrieren, was ich von nun an würde tun müssen. Die Vermisstenlisten mit neuen Kriterien durchsuchen. Neue Skelettbeschreibungen mit offenen Altersschätzungen eingeben. Mir DNS-Proben von Angie Robinsons Familie besorgen.
    Es half alles nichts. Ich konnte nicht klar denken. Meine Aufmerksamkeit kehrte immer wieder zur anderen Zimmerecke zurück. Mein Blick wanderte über die Hände, die gespreizten Beine, die Waffe.
    Das Gesicht.
    Menards Sommersprossen hoben sich wie dunkle kleine Nieren von der bleichen Haut ab. Seine Augen waren offen, aber völlig ausdruckslos. Kein Schmerz. Keine Überraschung. Keine Angst. Nur das leere Starren des Todes.
    In meinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Erleichterung, dass Menard niemandem mehr etwas antun würde. Wut, weil er so einfach davongekommen war. Mitleid für ein so grotesk verdrehtes Leben. Angst um Anique Pomerleau.
    Die Sorge, dass wir noch immer nicht alle Antworten hatten.
    Das da war nicht Menard. Wer war dieser Kerl? Wo war Menard?
    Finger strichen mir über die Haare.
    Ich hob den Kopf.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich nickte, gerührt von der Zärtlichkeit in Ryans Miene. »Habt ihr Pomerleau gefunden?«
    »Das Haus ist leer.« Ryans Stimme war schwer wie ein Sargdeckel. »Aber es gibt einiges, das dich vielleicht interessiert.«
    Ich folgte ihm einen Gang entlang in ein Hinterzimmer und eine Treppe hinunter in einen schlecht beleuchteten Keller. Die Wände waren aus Backstein und fensterlos, der Boden war betoniert. Die Luft war feucht und roch nach Moder, Staub und Trockenfäule.
    Um mich herum sah ich die übliche Ansammlung von Kellergerümpel. Ein Waschzuber aus Metall. Gartengerät. Kartonstapel. Eine alte Nähmaschine.
    Ich hörte Stimmen, dann rechts vor mir einen gedämpften Fluch.
    Ryan führte mich durch eine offene Tür in einen zweiten Raum. Obwohl von der Konstruktion her dem äußeren Keller ähnlich, war dieser hier kleiner und heller erleuchtet. Wände und Decken waren mit Hartschaumplatten verkleidet.
    Claudel und Charbonneau standen an einer Anrichte, die wohl früher einmal als Werkbank gedient hatte. Beide trugen Gummihandschuhe.
    Charbonneau drehte sich um, als er uns eintreten hörte. Sein Gesicht hatte die Farbe von Rotwein.
    Ryan ging los,

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