Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
um den Keller noch einmal zu durchsuchen.
»Der kleine Kobold hat sich hier ein ganz besonderes Kämmerchen eingerichtet.« Charbonneau deutete durch den Raum.
»Schalldicht und alles.«
Mein Blick folgte dem Bogen von Charbonneaus Hand.
In einer Ecke hingen an zwei in die Decke eingelassenen Ringen zwei Handschellen. Ein grob gezimmerter Tisch stand daneben an der Wand. Als ich darauf zuging, kroch taube Kälte in mein Gedärm.
Der Tisch war stabil gebaut, aus Spanplatten und Kanthölzern. An jeder Ecke ragten Ösenschrauben aus der Platte heraus. An jeder dieser Schrauben war eine Ledermanschette befestigt, und neben den Manschetten lagen zusammengerollt vier Ketten.
»Dieser Tisch ist nicht alt«, sagte ich.
»Tisch?« Charbonneaus Stimme zitterte vor Wut. »Das ist eine gottverdammte Folterbank.«
Ich ging zu der Werkbank. Claudel schaute mich kurz an und wich dann ein Stück nach links aus. Sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske der Selbstbeherrschung.
Die Taubheit machte die Runde durch meine sämtlichen Eingeweide.
Eine Bullenpeitsche. Eine neunschwänzige Katze. Eine Reitpeitsche. Ein mit Leder überzogenes Paddel. Eine Schlinge mit einem riesigen Henkerknoten.
»Alles, was man braucht, um seinem Sklaven zu zeigen, wer der Chef ist.« Auf Charbonneaus Schläfe pochte eine Ader. Ich sah Wut in seinen Augen.
» Calme-toi, Michel. « Claudels Stimme war eine flache Linie.
»Und dieses Arschloch war echt kreativ.«
Charbonneau deutete auf ein Pferdegebiss, einen Lockenstab, einen selbst gebauten Knebel mit einem Ball in der Mitte.
»Schauen Sie sich mal seine Lektüre an.«
Die Wut machte Charbonneau hyperaktiv. Er nahm ein Magazin zur Hand, warf es wieder auf den Tisch. »Porno. Bondage. S/M.« Er schnappte sich eine Videokassette. Die Geschichte der O.
Als die Kassette auf die Werkbank knallte, stürzte Ryan herein. Seine Kiefer- und Halsmuskulatur trat in dicken Strängen hervor.
»Ich habe was gefunden.«
Beinahe synchron setzten wir uns in Bewegung, zur Tür hinaus, durch den äußeren Keller, um einen alten Heizbrenner herum und hinein in eine Kammer ganz ähnlich der, die wir eben verlassen hatten.
Drei Seiten dieses Raums waren vom Boden bis zur Decke mit Regalen gesäumt. Eine einzelne Glühbirne hing von der Decke.
Ryan ging zur entgegengesetzten Wand. Wir folgten. Hinter den Regalen konnte ich Hartschaumplatten ähnlich denen in der anderen Kammer entdecken. Die eine Seite einer Platte war ein Stück hochgestemmt worden.
»Diese Wand besteht nicht aus Ziegeln. Sondern aus Sperrholz.«
Ryan fuhr mit dem Finger senkrecht über das eben freigelegte Sperrholz direkt hinter den Regalbrettern.
»Hier ist ein Spalt.«
Claudel zog einen Handschuh aus, ahmte Ryans Bewegung nach und nickte.
Ryan deutete zur Tür, durch die wir hereingekommen waren.
»Schaut euch mal die Lichtschalter an.«
Wir drehten uns um. Ein Schalter war glänzend und neu, der andere schmuddelig und rissig.
»Der alte ist für die Deckenlampe.«
Den Rest ließ er ungesagt.
Claudel zog nun auch den zweiten Handschuh aus.
Wortlos begannen Ryan und er, den Hartschaum von der Wand zu reißen.
Charbonneau lief in den äußeren Keller. Ich hörte Scheppern und Scharren, dann kam er mit einem verrosteten Brecheisen zurück.
Binnen Minuten hatten Ryan und Claudel einen etwa fünfzehn Zentimeter breiten Streifen freigelegt. Darin konnte ich einen Spalt und zwei Scharniere erkennen. Durch den Spalt drang nicht der geringste Lichtschimmer.
Die beiden schätzten die Türbreite ab und nahmen dann die andere Seite an der Stelle in Angriff, wo zwei Hartschaumtafeln aneinander stießen. Bald zeigte sich ein weiterer haarfeiner Spalt zwischen zwei Sperrholzbrettern.
»Lasst mich mal ran.« Charbonneau trat vor.
Ryan und Claudel machten ihm Platz.
Charbonneau steckte die Spitze des Brecheisens in den Spalt und stemmte sich dagegen.
Ein Stück Wand wippte samt einem Regalteil nach vorne.
Charbonneau rammte das Brecheisen tiefer hinein und drückte mit Kraft dagegen.
Sperrholz, Hartschaumverkleidung und Regalfächer brachen auf.
Charbonneau packte ein Regalbrett und riss daran. Die Geheimtür schwang auf und enthüllte eine Öffnung von etwa eineinhalb Metern Höhe und sechzig Zentimetern Breite.
Die Deckenlampe erhellte nur die fünfzig Zentimeter des Hohlraums direkt hinter der Wand. Was dahinter lag, war pechschwarz.
Ich rannte zur Tür, drückte auf den neuen Lichtschalter und wirbelte herum.
Der Schrei
Weitere Kostenlose Bücher