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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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auf das Stalltor. Das Eisenbahngelände links von uns gähnte dunkel und leer.
    »Bleib im Auto«, flüsterte ich und öffnete die Tür.
    »Auf keinen Fall.«
    »Doch.«
    »Nein.«
    »Doch«, zischte ich. Ich hörte ein Rascheln, als Anne die Arme vor der Brust verschränkte. Ich drehte mich zu ihr um. Ich sah Annes Gesicht als Silhouette im Licht der Stalllaterne, ihre oberen Schneidezähne gruben sich in die Unterlippe.
    Ich nahm Annes Hand und zwang mich zu einem vergeudeten Lächeln.
    »Ich brauche deine Hilfe, Anne. Aber sie muss aus einer gewissen Entfernung kommen. Diese Frauen waren jahrelang isoliert. Die Welt macht ihnen Angst.« Ich drückte ihre Hand leicht und flüsterte noch sanfter. »Sie kennen dich nicht.«
    »Sie kennen dich auch nicht«, murmelte sie.
    »Sie haben mich um Hilfe gebeten.«
    »Was, wenn dieser Menard noch da drin ist?«
    »Im Haus gibt’s ein Telefon. Wenn ich binnen zehn Minuten nicht anrufe oder mich irgendwie melde, ruf Ryan an. Seine Nummer ist eingespeichert.«
    »Wenn Ryan nicht erreichbar ist?«
    »Dann ruf 911 an.«
    Als ich ausstieg, kam der Stallhund zum Zaun getrottet. Er folgte mir, während ich die Straße entlangging, stemmte sich dann am Zaun hoch und knurrte, als er das Ende seiner Einfriedung erreichte. Aus Gründen, die nur er kannte, beschloss er, nicht zu bellen.
    Die Nachtluft roch nach Pferd und Fluss und drohendem Schnee. Über mir ächzte ein Stromkabel, ein nackter Ast stieß an einen anderen.
    An der Abzweigung hörte ich ein metallisches Knirschen und tauchte in den zurückgesetzten Eingang des letzten Reihenhauses. Starr stand ich im Schatten und spitzte die Ohren, um auch noch das leiseste menschliche Geräusch zu hören.
    Nichts.
    Ich kroch aus der Nische wieder hervor und lugte um die Ecke.
    Auf dem Fußweg lag eine braune Flasche.
    Budweiser, informierte mich eine irrationale Hirnzelle.
    Eine Bö erfasste die Flasche. Sie rollte ein Stück und schabte dabei über Kiesel und Eis.
    Ich zog die Schultern hoch, wich der Flasche aus und ging den Fußweg entlang, wobei ich darauf achtete, nicht zu stolpern oder mir den Fuß zu vertreten. Die Bäume und Sträucher waren wie Formwandler, sie schwankten und waberten in der Dunkelheit um mich herum.
    Ich bog auf den Zuweg ein. Das Haus ragte schwarz und still vor mir auf, kein Pixel an Licht drang heraus.
    Ich betrat die Veranda, drehte den Klingelknopf und wartete. Dann drehte ich noch einmal, den Körper angespannt für einen schnellen Rückzug.
    Die Kette klirrte, das Schloss knackte. Die Tür ging einen Spalt auf. Ich machte einen Schritt nach vorne, adrenalinbefeuert wie ein Soldat in der Schlacht.
    Ein Gesicht wie eine Totenmaske. Weit aufgerissene, blinzelnde Augen.
    Ich spürte, wie ich atmete.
    »Anique, ich bin’s, Dr. Brennan.«
    Pomerleau schaute über meine Schulter.
    »Ich bin allein.«
    Pomerleau trat zurück, und die Tür ging nach innen auf. Ich trat ein. Die Luft stank noch immer nach Mottenkugeln und Moder.
    Pomerleau schloss und verriegelte die Tür. Sie trug schwarze Jeans und ein dunkelblaues Sweatshirt.
    »Ist Tawny okay?«, fragte ich.
    Pomerleau drehte sich mit zombiehafter Langsamkeit um. Die Türkette hinter ihr schwang wie ein Pendel.
    »Ist ›D‹ okay?«, verbesserte ich mich.
    »Sie hat Angst.« Ein heiseres Flüstern.
    »Darf ich?« Ich zog meinen Reißverschluss auf.
    Pomerleau umkreiste mich, während ich meinen Parka auszog. Als sie den Kopf in Richtung Gang drehte, hängte ich ihn an den Knauf und öffnete heimlich die Türverriegelung.
    Pomerleau führte mich in das Wohnzimmer, das Catts mit seinem Hirn getauft hatte. Ich folgte ihr.
    Catts’ Couch war jetzt mit einem Tuch verhüllt und an den Sekretär geschoben. Eine einzelne Messinglampe tauchte den Raum in ein blass bernsteinfarbenes Licht.
    Tawny McGee saß in einem der Lehnsessel, die Knie an die Brust gezogen, den Kopf gesenkt, so wie ich sie in dem Verlies gesehen hatte. Jetzt war sie in eine Decke eingehüllt.
    »Tawny?«
    Sie rührte sich nicht.
    »Tawny?«
    Der ausgezehrte Körper krümmte sich noch mehr zusammen.
    Ich machte einen Schritt auf sie zu, mit allen Sinnen nach dem geringsten Hinweis auf die Anwesenheit einer dritten Person suchend. Das Haus war unheimlich still.
    »Tawny, ich bin es, Dr. Brennan.«
    McGee zuckte zusammen und stieß dabei an das Beistelltischchen. Die Glaskristalle der Lampe erzitterten, und winzige gelbe Punkte tanzten auf ihren Haaren.
    Ich kniete mich hin und legte ihr die Hand

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