Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
sein.«
    »Könnte sie.«
    »Du sagst, sie hat alt geklungen.«
    »Ja.«
    »Vielleicht ist sie …«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber was ist, wenn sie klar im Kopf und noch ganz auf der Höhe ist? Wenn sie wirklich etwas weiß?«
    »Dann ruft sie wieder an.«
    »Hat sie bis jetzt noch nicht.«
    »Lässt du ihren Anruf zurückverfolgen?«
    »Ja.«
    »Soll ich mal schauen, was ich herausfinden kann?«
    »Ich komme damit schon alleine zurecht.«
    »Was für eine Gefahr könnte eine alte Dame für irgendjemanden darstellen?«
    »Diese Frau weiß über unsere kleine Exkursion in den Keller Bescheid. Gott weiß, wer sonst noch davon gelesen oder gehört hat. Du hast Le Journal gesehen. Die Medien waren hinter der Geschichte her wie Katzen hinter einem Fischkarren.«
    »Vom Alter mal abgesehen, was weißt du sonst noch über das Gebäude?«
    »Im Keller waren drei tote Mädchen vergraben.«
    »Du kannst einem wirklich auf die Nerven gehen, Brennan.«
    »Ich gebe mir die größte Mühe.«
    »Gehst du heute Abend mit mir Essen?«, fragte Ryan.
    »Ich habe zu tun.«
    Ohrenbetäubende Stille legte sich über das Büro. Dreißig Sekunden lang. Eine ganze Minute.
    Ryan stellte wieder beide Füße auf den Boden und stieß sich von der Wand ab. Die eisblauen Augen schauten direkt in meine. Es war kein glücklicher Blick.
    »Wir müssen reden.«
    »Ja«, sagte ich.
    Adiós, Cowboy, dachte ich, als Ryan durch die Tür verschwand.

9
    Ein später Nachmittag mitten in der Woche ist in Montreal keine gute Zeit zum Autofahren. Durch den Ville-Marie-Tunnel und auf die 20 brauste ich noch mit bis zu fünfzig Stundenkilometern. Am Turcot Interchange ließ sich das Vorankommen nur noch in spastischen Sprüngen von Autolängen messen.
    Im Licht meiner Scheinwerfer leuchtete ein Aufkleber auf. Das Prügeln geht weiter, bis die Moral sich verbessert. Beim ersten Lesen musste ich kichern. Beim zehnten hatte der Witz sich verflüchtigt. Übertragen. Der Stau geht weiter, bis die Ungeduld verschwindet.
    Gegen die Langeweile schaute ich mir die Reklametafeln an. Slogans in verstümmeltem Englisch und Französisch priesen Handys und Hondas und TV-Komödien und Haarspray an.
    Mit Einbruch der Dunkelheit war Wind aufgekommen. Hin und wieder ruckte das Auto, wie von einem riesigen Turnschuh angestupst. Eine Winterstadt kroch an meiner Windschutzscheibe vorbei. Erleuchtete Fenster in den Hügeln von Westmount. Die schwarzen Gleisanlagen. Vorstädtische Bungalows im Glanz von Weihnachtskitsch aus dem Supermarkt.
    Hinter Ville St. Pierre löste der Stau sich auf, und ich konnte bis auf rasende fünfundvierzig beschleunigen. Ich trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte halb sechs. Annes Maschine war vermutlich schon gelandet.
    Eine volle Stunde nach Verlassen des Instituts betrat ich den Terminal des Dorval Airport. Anne war bereits durch den Zoll und stand jetzt am Ende einer Traube Menschen, die auf Ankömmlinge wartete.
    Ich wedelte mit den Armen. Als Anne mich sah, packte sie den Griff eines güterwagengroßen Koffers und zerrte ihn in meine Richtung. Ein Laptop hing ihr von der einen Schulter, eine riesige Lederhandtasche von der anderen.
    Eine plötzliche Rückblende. Meine Schwester Harry, umgeben von genug Louis Vuitton für eine Weltreise. Gekommen war sie für eine Woche. Geblieben war sie einen Monat.
    O Mann.
    Anne ist sehr groß und sehr blond. Mehr Blicke als nur die meinen folgten ihr, als sie sich mit ihrem Pullmann durch die Menge der Abholer zwängte. Als sie dann vor mir stand, bückte sie sich und schlang mir die Arme um den Hals. Der Laptop schwang nach vorne und traf mich in die Rippen.
    »Der Verkehr war ein Albtraum«, sagte ich und nahm ihr die Schulterfracht ab.
    »Reizend von dir, dass du mich abholst.«
    »Ich freue mich, dass du da bist.«
    »Der Pilot behauptete, es hätte achtzehn minus. Kann das denn stimmen?«
    Annes Südstaatenakzent klang im Quebecer Stimmengewirr so unangebracht wie Raw Hide aus »Tausend Meilen Staub« bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung des Tierschutzbundes.
    »Das ist Celsius.« Ich wies sie nicht darauf hin, dass diese Temperaturangabe in ihrer Fahrenheit-Weltsicht nur eine Haaresbreite über null bedeutete.
    »Hoffentlich gibt’s einen Blizzard. Schnee wäre Klasse.«
    »Hast du warme Kleidung dabei?«
    Anne breitete die Arme aus, was wohl »Schau mich an« bedeuten sollte.
    Meine Freundin trug einen Pullover mit Zopfmuster, eine Wildlederjacke, eine

Weitere Kostenlose Bücher