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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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angerufen, nachdem Jennifers Leiche gefunden worden war. Als er sich nach dem Baby erkundigte, habe ich ihm die Wahrheit gesagt.»
    Er hob seine Jeansjacke vom Boden auf, wo er sie hatte fallen lassen, und suchte in den Taschen nach den Wagenschlüsseln. Jetzt, da er das Familiengeheimnis gelüftet hatte, wollte er sich offenbar aus dem Staub machen. Eric aber hatte noch etliche Fragen, die auf Antwort drängten.
    «Warum hast du der Polizei nicht gesagt, dass du nicht der leibliche Vater von Charlie bist? Craig wäre doch automatisch in Verdacht geraten.»
    «Craig wollte nichts mit dem Kind zu tun haben. Deshalb habe ich geschwiegen. Als ich ihm damals sagte, dass wir uns um Charlie kümmern, hat er versprochen, uns in Frieden zu lassen.»
    Ken ging in den Flur hinaus. Eric ließ sich nicht abschütteln. «Ein solches Versprechen schließt nicht aus, dass er Charlie später entführt hat. Ich kann nicht glauben, dass du ihn einfach so für unschuldig hältst.»
    «Charlie ist ertrunken», sagte Ken. «Er ist zum Fluss gegangen, ins Wasser gefallen und von den Klippen gestürzt. Ende der Geschichte. Daran hätte auch die Polizei nichts ändern können.»
    «Er ist zum Fluss gegangen ? Ich dachte, er sei mit dem Fahrrad gefahren.»
    «Das meinte ich ja», beeilte sich Ken zu versichern.
    Eric schwirrte der Kopf, als alles, was er über Charlies Verschwinden und die Rolle seines Vaters wusste, gleichzeitig zu wanken begann. Dass Ken der Polizei den Namen des leiblichen Vaters verschwiegen und damit dafür gesorgt hatte, dass Kats Vater die Ermittlungen einstellte; dass er sich soeben verplappert und gesagt hatte, Charlie sei zum Fluss gegangen, obwohl doch sein Fahrrad darin gefunden worden war. All das legte eine Schlussfolgerung nahe, von der ihm, Eric, schlecht wurde.
    Sie gingen gerade an Charlies verstaubtem Kinderzimmer vorbei. Die Tür stand immer noch offen. Der Schlüssel steckte von außen.
    Eric hielt seinen Vater fest und stieß ihn über die Schwelle.
    «Was willst du?», fragte Ken.
    Eric schlug die Tür zu und griff nach dem Schlüssel. Der Knauf bewegte sich, gedreht von Ken auf der anderen Seite. Eric stellte sich gegen das Türblatt und schloss ab.
    Ken war eingesperrt.
    «Verdammt, Eric, mach auf!»
    Die Tür bebte unter den Faustschlägen seines Vaters. Eric lehnte sich dagegen und hörte ihn wütend schnaufen.
    «Ich lass dich nicht raus», sagte er. «Es sei denn, du sagst die Wahrheit.»

    Nick nahm im Wartebereich der Notaufnahme Platz und sah fern. Auf dem Bildschirm war eine graue Kraterlandschaft zu erkennen, umgeben von tiefem Schwarz. Die Stimme des Nachrichtensprechers klang so ehrfürchtig, wie Nick sich fühlte.
    «Sie sehen eine Live-Aufnahme von der Oberfläche des Mondes», sagte er. «Vor wenigen Minuten sind die drei chinesischen Astronauten, die am Mittwochmorgen zu ihrer Mission aufgebrochen sind, auf dem Meer der Stille gelandet. Geplant ist, dass sie in etwa einer Stunde ihre Fähre verlassen und den Mond betreten werden – wie zuletzt ihre amerikanischen Kollegen vor fast neununddreißig Jahren.»
    Irgendwo in diesem Krankenhaus versuchten Ärzte, das Leben von Craig Brewster zu retten. Draußen vor dem Eingang standen einige der Polizisten, die mit in Camp Crescent gewesen waren, rauchten, lachten und unterhielten sich. Der Rest der Mannschaft war im Ferienlager zurückgeblieben, um Beweise sicherzustellen.
    Die einzige Person in Nicks Nähe war eine junge Krankenschwester, die hinter dem Empfangstresen saß und in einem abgegriffenen Taschenbuch schmökerte. Nick fiel der Name des Autors ins Auge – Eric Olmstead. Er lachte unwillkürlich, worauf ihm die Schwester ein freundliches Lächeln schenkte. Sie fand ihn offenbar charmant, was Nick auf seinen Stock zurückführte. Für viele Frauen waren Männer mit einer Schwäche anscheinend attraktiv.
    Er holte sein Handy hervor, wählte Kats Nummer und wurde mit ihrer Mailbox verbunden. Er hatte sie schon unterwegs und dann noch einmal nach seiner Ankunft vor dem Krankenhaus zu erreichen versucht und beide Male eine Nachricht hinterlassen. Dass sie nicht zurückrief, bereitete ihm Sorgen.
    «Sie dürfen Ihr Mobiltelefon hier nicht benutzen», monierte die Schwester.
    Nick steckte das Handy zurück in die Jackentasche. «Entschuldigen Sie, wird nicht mehr vorkommen.»
    Er hatte sich wieder dem Fernseher und seinen unwirklichen Bildern vom Mond zugewandt, als Tony Vasquez aus dem Allerheiligsten des Krankenhauses vor ihm

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