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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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schlecht, dass er sich direkt über
Serafins Schuhe erbrach, was im gleichen Augenblick dazu führte, dass er
plötzlich ein Bild vor sich hatte. Männerschuhe, etwa Größe 42. Ja, er hatte
sportliche schwarze Männerschuhe hinter sich gesehen, als er zu Boden ging.
    Sam entschuldigte sich bei René Serafine, wischte sich mit dem
Handrücken über den Mund und setzte sich langsam auf. Dann sah er sich auf dem
Boden um … der kleine braune Gegenstand war verschwunden.

12. KAPITEL
    Chester   Ihre
Familiengeschichte mit den zahlreichen Vorfahren war so kompliziert, reichte
von Ehrentiteln wie Markgrafen, Grafen und Vizegrafen zu Baronen, dass sich
Aethel, die den Vornamen ihrer Urgroßmutter trug, nur vom Namen ihres
Ururgroßvaters an die Titel gemerkt hatte.
    John Richard Winston Baron von Sealand hatte um 1840 beträchtliche
Besitztümer seiner Vorfahren übernommen, von denen heute allerdings nur noch
ein paar Häuser in London und das fünfundzwanzig Hektar große Land mit seinem
weißen Schloss im Tudorstil in der Nähe von Chester übrig geblieben war, das im
Nordwesten Englands nahe der Grenze zu Wales lag und in dem Aethel mit ihren Eltern,
Rose und Herold, wohnte.
    Der älteste Sohn ihres Ururgroßvaters hatte den Höflichkeitstitel
Marquis oder Markgraf von Saltney getragen, und dessen Sohn, ihr Großvater,
hatte schlicht und ergreifend Lord Francis Grosvenor geheißen.
    Der Familienname hatte im letzten Jahrhundert für viel Trubel
gesorgt, sodass mehrere öffentliche Einrichtungen im Zentrum von Chester nach
den Grosvenors benannt worden waren. Darunter ein Hotel, ein Park, ein Bahnhof
und eine Apotheke.
    Mit der Apotheke, die ihr Großvater mit seinem Bruder Randolph rein
als Hobby ein paar Jahre geleitet hatte, wurde der Grundstein ihrer eigenen
bisher achtundzwanzigjährigen Lebensgeschichte gelegt. Zumindest war Aethel
fest davon überzeugt. Vielleicht hatten sie auch die kuriosen Geschichten, die
man sich über ihren Großvater erzählte, dazu inspiriert, ihren unkonventionellen
Berufszweig einzuschlagen.
    Aethel saß in dem dreistöckigen Turm des Schlosses im obersten
Erkerzimmer auf ihrem Bett und holte vorsichtig die alten Schmuckstücke aus
ihrem Rucksack, die sie in aller Eile noch eingesteckt hatte und die sie nun
fein säuberlich auf der Bettdecke platzierte. Das alte Gold lag schwer in ihrer
Hand, während sie die Einlegearbeiten und die bunten Halbedelsteine darauf
betrachtete.
    Zu schade, dass ihr am zweiten Tag dieser Idiot in die Quere
gekommen war, sonst hätte sie noch mehr aus der Kammer schaffen können, die der
Hauseigentümer, Gott hab ihn selig, so gut versteckt hatte. Doch die ganze Ausstattung
der Villa hatte sie sofort auf die Lösung des Versteckrätsels gebracht.
Außerdem war sie mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz und Raffinesse
ausgestattet, Eigenschaften, die sie von ihrem Großvater geerbt hatte. Hinzu
kam ihre unermüdliche Beharrlichkeit, denn wenn Aethel etwas haben wollte,
bekam sie es auch. Gut, der Zwischenfall mit dem Eigentümer war nicht
eingeplant gewesen und stimmte sie keineswegs glücklich, aber sie konnte auch
nicht sagen, dass es ihr besonders leid tat. Risiken gehörten nun mal zum Job.
Sie hatte es ja nicht vorsätzlich getan, sie hatte sich nur in höchster Not
gewehrt. Wenn er sie gestellt hätte, wäre das bestimmt das Ende ihrer Karriere
gewesen, und dafür war sie nun wirklich noch zu jung.

13. KAPITEL
    Hamburg   Lina sah
auf ihr Handy. Kein Anruf in Abwesenheit. Sam hatte es heute nicht noch einmal
versucht. Zu verdenken war es ihm nicht, wo sie doch gestern Abend so kurz
angebunden am Telefon gewesen war. Sie spürte wieder diese Unsicherheit, die in
ihr hochkroch. Sie waren seit über einem Jahr zusammen, und doch war da immer
dieses Gefühl, dass ihre Beziehung an einem seidenen Faden hing. Wenn sie mit
Sam zusammen war, fühlte sie sich geborgen und vor allem beschützt. Aber sobald
sie in Hamburg war, schien Sam so unendlich weit weg zu sein, und das lag nicht
an der räumlichen Distanz. Sie hatte das Gefühl, dass seine Gedanken dann nicht
bei ihr waren. Aus den Augen, aus dem Sinn. Wahrscheinlich lag es an seinem
Job, der ihn so vereinnahmte und über den er auch so gut wie nie sprach. Er
hatte ihr einmal erklärt, dass er über den menschlichen Abschaum, mit dem er
tagaus, tagein

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