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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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einer
Familie suchten, um Ärger zu machen. Hier ging es um reine Zerstörung, wofür es
nicht mal einen erkennbaren Grund gab. Fest stand, dass die drei terrenalen
Seelen, zwei Männer und eine Frau, sich nicht immer in diesem Haus aufgehalten
hatten, sondern mit der Familie aus einer anderen Wohnung oder einem anderen
Haus mitgekommen waren. Sie hatten es ganz allein auf diese Familie abgesehen.
    Lina betrachtete ein altes Ölbild an der Wand, das einen Ballsaal
mit einem tanzenden Paar zeigte. Es war in relativ dunklen Farben gehalten und
passte für ihren Geschmack nicht in ein Kinderzimmer. Doch sie sah etwas
Interessantes an dem Bild: Es war ein »Fenster«. Ein Tor in jene Welt. Auch das
Dachfenster im Schlafzimmer war ein solches »Fenster«, durch das sich die
Geister Zutritt verschafften, um ihre schlechten Energien zu verbreiten.
    Lina wollte der Frau keine Angst einjagen mit Dingen, für die sie
wahrscheinlich gar nicht offen war und die, wie sie selbst zugeben musste,
etwas verrückt klangen. Am Ende dachte die Frau noch, Lina wäre wahnsinnig.
Deshalb erklärte sie ihr lediglich, dass eine Reinigung von sozusagen
schlechten Energien im Haus ratsam wäre. Sie verabredeten sich für einen
anderen Tag, dann bedankte Lina sich für das entgegengebrachte Vertrauen und
war froh, als sie das Haus mit seinen dunklen Kräften endlich verlassen konnte.
    Sie holte ihr Handy aus der Tasche und stellte fest, dass immer noch
kein Anruf in Abwesenheit erfolgt war. Lina fühlte sich plötzlich kraftlos. Sie
setzte sich auf eine kleine Mauer vor dem Eingang der U-Bahn und überlegte, ob
sie Sam nicht doch anrufen sollte. Immerhin hatte er noch Urlaub, und
vielleicht könnte er für ein paar Tage nach Hamburg kommen. Wie immer war sie
hin und her gerissen, wenn ein paar harsche Worte gefallen waren. Sie fühlte
sich gekränkt und war dann jedes Mal kurz davor, die Beziehung zu beenden,
obwohl sie wusste, dass das kompletter Blödsinn war und sie überreagieren
würde. Dann wählte sie manuell die Nummer, obwohl sie eigentlich gespeichert
war, um Zeit zu gewinnen. Ein Freizeichen ertönte. Die Mailbox sprang an.

14. KAPITEL
    München   Im Keller
des Museums für ägyptische Kunst in München stand der Experte Dr. Ronald
Walter, unter dessen Leitung ein kleiner Teil der Kunstschätze aus der Villa in
der Chopinstraße hierhergebracht worden war, um sie einer genaueren
Untersuchung zu unterziehen. Gemeinsam mit dem Direktor des Museums betrachtete
er eingehend die Zeichnungen und Inschriften auf dem Sarkophag. Der aufwendig
bemalte Sarg, den er auf etwa dreitausend Jahre schätzte, zeigte Szenen einer
Einbalsamierung, gab aber wenig Aufschluss darüber, wer darin bestattet worden
war.
    Vielleicht eine unentdeckte Pharaonentochter, die eine Lücke in der
Chronologie einer Dynastie schließen könnte, überlegte Ronald Walter. Der
Gedanke daran ließ ein wohliges Kribbeln über seine Kopfhaut laufen. So eine
Entdeckung würde dem Museum einigen Ruhm, wenn auch nur für kurze Zeit,
einbringen, und die Hoffnung, dass sein Name in diesem Zusammenhang mal erwähnt
werden würde, spornte ihn noch mehr an, die Identität der Mumie zu klären.
    Ronald Walter war aufgeregt, seine Hände schwitzten in den
Handschuhen, als er über die Hieroglyphen fuhr und versuchte, sie zu deuten.
    Der Direktor stand schweigend neben ihm, seine Schneidezähne bissen
vor lauter Anspannung in die Unterlippe und ließen sie weiß erscheinen, während
er mit seinen kleinen Knopfaugen dem Finger Walters folgte.
    Â»Und? Können Sie etwas daraus entziffern?«, fragte der Direktor
Walter. In seiner Stimme schwang eine gewisse Gier mit, denn auch ihm war
bewusst, was dieser Fund bedeuten könnte. Da es auf den ersten Blick keine
Verwandten und Erben des Verstorbenen gab, hatte die Polizei das Museum darum
gebeten, die Fundstücke zu überprüfen, wenn möglich deren Herkunft
herauszufinden und sie in einer angemessenen Umgebung aufzubewahren, damit sie
nicht zu Schaden kamen. Gegen eine kleine Ausstellung der Objekte hätte
sicherlich niemand etwas einzuwenden.
    Â»Ich bin mir nicht sicher, aber …« Die Hieroglyphen verschwammen vor
den Augen Walters. Normalerweise hatte er keine Schwierigkeiten, diese Schrift
zu lesen, aber jetzt konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Er wischte sich
über seinen nassen

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