Totenpech
braune Halbschuhe an.
»Wie heiÃt dein Komplize?«, fragte Alfred, der auf der Tischkante
saà und bedrohlich auf den Italiener hinabsah.
Sam beobachtete währendessen ein Auto unten auf der StraÃe, dessen
Fahrer umständlich versuchte, den Wagen in eine Parklücke zu manövrieren. Er
vermutete, dass hinter dem Steuer eine Frau saÃ, was ihn wiederum an Lina
denken lieÃ, die dieses Wochenende wahrscheinlich nicht nach München kommen würde.
Lina war nicht nur mit einer Portion auÃergewöhnlicher Schönheit ausgestattet,
sondern auch mit einer penetranten Sturheit.
Hinter sich hörte er den jungen Italiener müde antworten: »Ich habe
kein Unrecht begangen, insofern kann es auch keinen Komplizen geben.«
»Du willst mir also weismachen, dass du nichts von der Kammer im
Keller gewusst hast, dass du da ein und aus spaziert bist, ohne auch nur ein
einziges Mal da unten gewesen zu sein.«
»Ja. Wie oft soll ich das noch sagen? Ich interessiere mich nicht
für Kunst.«
»Na ja, wenn dir und deinem Kumpel die Kunst Monedas einbringt, ist
es doch besser, als sich in den Arsch ficken zu lassen, oder?«, zischte Alfred,
sodass Speichel auf den Tisch vor Alessio nieselte.
Sam drehte sich um und räusperte sich laut. »Alfred, könnte ich
einen Moment allein mit Alessio reden?«
Er gab ihm ein unmissverständliches Zeichen, sich einen Espresso zu
holen, und setzte sich an den Tisch.
»Wie lange kennst du Lothar Senner schon?«
»Etwa zwei Jahre.«
»Hat er dich mal eingeladen, mit ihm an die Côte dâAzur zu fahren?«
»Nein, wir haben uns immer nur hier in seinem Haus getroffen.«
»Was weiÃt du persönlich von ihm?«
Alessio überlegte eine Weile, dann sagte er: »Nichts.«
»Hat er vielleicht mal in deiner Gegenwart telefoniert?«
»Ja, er hat schon mal telefoniert, dann ging er meist nach oben in
sein Büro. Das letzte Mal stand er in der Küche und hat gekocht. Ich wollte
gerade fragen, ob ich was helfen kann, als ich hörte, wie er sagte: Sie haben Ihren Teil das letzte Mal nicht erfüllt. Ein Geben und ein
Nehmen, mein Freund. Der Service ist eingestellt. Au revoir. Er war
ziemlich aufgebracht. Ich habe mich schnell an den Esstisch gesetzt und so
getan, als hätte ich nichts davon mitbekommen.«
»Hat er französisch gesprochen?«
»Nein. Deutsch.«
Sam ordnete einen Augenblick seine Gedanken und sah Alessio direkt
in seine tiefschwarzen Augen. Alessio hielt seinem Blick stand.
»Hat er das genau so gesagt?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine wortwörtlich?«
Alessio starrte auf seine Hände, die er gefaltet auf den Tisch
gelegt hatte, und sein Blick verlor sich plötzlich. Sam konnte ihm ansehen,
dass er versuchte, sich die Situation des letzten Abends ins Gedächtnis zu
rufen.
»Ja, ich bin mir sicher, dass er es genau so gesagt hat.«
»Er hat âºSieâ¹ gesagt? Nicht âºDuâ¹?«
»Ja, ich bin mir sicher«, antwortete Alessio und nickte zur
Bestätigung.
»Danke.« Sam erhob sich und verlieà den Raum mit dem sicheren
Gefühl, dass Senner keinen Komplizen gehabt hatte.
DrauÃen stand Alfred und trank seinen Espresso. »Und, Mr. OâConnor.
Haben Sie den Fall gelöst?« In seiner Stimme schwang Ãrger mit.
»Lass ihn laufen, Alessio Leoni hat Senner nicht umgebracht. Reine
Zeitverschwendung«, sagte Sam und rieb sich die Schläfe.
»Und sein Komplize?«
»Es gibt keinen, Alfred.«
»Und was ist mit dem, der dich am nächsten Tag beziehungsweise in
der Nacht niedergeschlagen hat?«
»Der arbeitet allein, Alfred. Der Dieb und der Mörder von Senner
sind getrennte Geschichten. Senner sollte oder wollte gar nicht im Haus sein.«
»Ja, kann sein. Zumindest würde dafür sprechen, dass er Alessio sehr
kurzfristig, nämlich einen Tag vorher, angerufen und ihn zu sich bestellt hat«,
bestätigte Alfred Sams Worte und fügte seufzend hinzu: »Na, das ist ja klasse.
Ich stehe also wieder am Anfang mit der ganzen ScheiÃe.«
»Tja, das im wahren Sinne des Wortes, Alfred«, grinste Sam und
suchte in seinen Manteltaschen nach einer Tablette. Die Kopfschmerzen, die er
immer wieder seit dem Schlag aufs Haupt bekam, wurden stärker. Er lieà Alfred
stehen, stieà die Tür zu den Toiletten auf, warf die Tablette ein und nahm
einen Schluck kaltes
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