Totenpech
20.
Jahrhunderts der Fund aus Gräbern zwischen der ägyptischen Regierung und dem
jeweiligen Finder aufgeteilt wurde. So kamen zum Beispiel nicht nur die Büste
der berühmten Nofretete nach Deutschland, sondern auch viele andere Stücke aus
Grabkammern nach Europa. Sie sind hauptsächlich auf England, Holland, Frankreich,
Deutschland, aber auch die USA verteilt. Ãbrigens steht die Büste heute in einem Berliner Museum. Vielleicht
haben Sie davon gehört. Auf jeden Fall gab es nach dem Zweiten Weltkrieg ein
zentrales Sammellager für Kunstschätze, man nannte es CCP , Central Collection Point, von den
Amerikanern in Wiesbaden errichtet.«
»Central Collection Point?«
»Ja. Dort wurde alles gesammelt. Darunter waren gestohlene
Kunstwerke der Nazis, die für Hitlers Museum in Linz gedacht waren,
Kunstschätze aus Polen, Kunstsammlungen von Friedrich dem GroÃen, Gestohlenes
aus deutschen Museen, wie der komplette Welfenschatz, römische und griechische
Kunst und eben auch ägyptische Kunstschätze, die allesamt in Kisten gelagert
wurden. Wie Sie sich vorstellen können, sind von den Tausenden von
Kunstgegenständen eine Menge Objekte verschwunden, Zielort unbekannt.«
»Das ist interessant. Sie meinen, dass vielleicht auch Teile aus der
Schatzkammer daher stammen?«
»Gut möglich, aber wissen Sie, in armen Ländern steht Korruption auf
der Tagesordnung. Es werden selbst heute in Ãgypten immer noch viele Dinge gefunden,
die unter der Hand verkauft werden und plötzlich auf einem Kaminsims in
Deutschland oder in irgendeinem anderen Land stehen. Die Leidenschaft für
Kunstschätze lässt so manchen über Leichen gehen.«
»Sagen Sie, und die Mumie?«
»Was ist mit der Mumie?«, fragte der Direktor und warf Ronald Walter
einen kurzen Blick zu, der Sam nicht entging.
»Die Mumie ist etwa dreitausend Jahre alt. Ja, so ungefähr, würde
ich sagen.« Ronald Walter suchte die BestäÂtigung des Direktors, als wäre er
sich seiner Sache nicht ganz sicher. Hansen wechselte sogleich das Thema.
»Sagen Sie, gibt es irgendwelche Erben? Ich meine diese speziellen Antiquitäten
müssen ja entsprechend gelagert werden â¦Â«
»Ein Testament gibt es noch nicht, und wenn niemand Ansprüche
erhebt, spricht nichts dagegen, dass Sie die Sachen vorläufig in Ihrem Museum
aufbewahren.«
»Das freut uns sehr«, sagte der Direktor und lächelte entspannt.
»Mich interessiert besonders der Schwarzmarkthandel für solche
Objekte. Gibt es da bestimmte Orte, Vorgehensweisen? Vielleicht fällt Ihnen
aber auch ein Name ein, der mir weiterhelfen könnte. Ein Kontaktmann? Ich kann
mir vorstellen, dass Museen gute Umschlagplätze sind, oder nicht?«
Direktor Hansen nahm einen Schluck Kaffee aus seinem Becher, setzte
ihn jedoch gleich wieder ab und fluchte. »Verdammt, ist der heià ⦠Ja, also,
wir gehören auf jeden Fall nicht dazu, wenn Sie das meinten.«
»Nein, das lag nicht in meiner Absicht, Herr Hansen.«
»Gut.« Hansen schien zu überlegen, wie er Sam wohl zufriedengestellt
aus dem Keller bekommen könnte, sodass er ihn nicht weiter belästigen würde.
»Also, ich habe da zufällig vor zwei Wochen eine Mail bekommen. Sie war natürlich
nicht so direkt formuliert, aber man liest ja zwischen den Zeilen, nicht wahr?«
Er sah auf die Datumsanzeige seiner Uhr. »Wenn es nicht schon heute
ist, ist es morgen. Eine private Versteigerung in der Schweiz.«
Er drehte sich zum Computer um, rief seinen Account auf und notierte
etwas auf einen rosafarbenen Zettel. »Sie haben Glück, sie findet erst am
Sonntag statt.« Direktor Hansen reichte ihm den kleinen Zettel, auf dem eine
StraÃe und eine Hausnummer notiert waren, und setzte wieder vorsichtig den
Kaffeebecher an. Dieses Mal schien der Kaffee abgekühlt zu sein, denn Hansen
nahm nun einen kräftigen Schluck, ohne jedoch Sam aus den Augen zu lassen.
»Private Versteigerung? Wie darf ich das verstehen?«
Der Becher wurde nun zwischen den Händen hin und her gerollt.
»Nun, ich denke ⦠wissen tue ich es natürlich nicht ⦠aber wenn ich
richtig liege, werden dort illegal erworbene Kunstgegenstände versteigert.«
»Tatsächlich?«, tat Sam erstaunt »Das könnte uns natürlich um
einiges weiterbringen.« Er bedankte sich überschwänglich für die
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