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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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    Es
dauert eine ganze Weile, bis ich endlich oben ankomme. Die Spitze ist nicht
spitz. Ich stehe plötzlich auf einer Fläche, die die Größe eines Fußballfeldes
hat. Es ist unbeschreiblich. Hier oben kann ich spüren, dass die Erde sich
dreht. Mein Körper versucht dagegenzuhalten, dabei falle ich nach vorne. Es ist
eine merkwürdige Energie hier oben, nicht weltlich.
    24. Juni
    Ich
habe mir um den Kopf ein weißes Baumwolltuch gewickelt und sitze auf einem
Pferd. Ich reite seit drei Stunden durch die Wüste. Der Sand, den dieser
Chamsin mit sich bringt, macht mir und auch meinen einheimischen Begleitern
wirklich arg zu schaffen.
    Ich
stehe vor der Pyramide von Sakkara und kneife die Augen zusammen, sodass die
dahinter liegenden Sanddünen aussehen wie ein Meer von Pyramiden. Trotzdem,
muss ich sagen, ist diese Pyramide nicht halb so beeindruckend wie die von
Giseh. Ich bin etwas enttäuscht. In der Nekropole laufen vereinzelte Touristen
herum, von denen ich mich entferne. Ich habe das Bedürfnis, allein etwas zu
entdecken. Steinquader ragen aus dem Wüstensand ohne sichtbaren Anfang oder
Ende. Vielleicht eine vergrabene Mauer. Es erinnert mich ein wenig an eine
römische Straße, denn die Mauer führt schräg nach unten. Ich stelle mir vor,
wie dieses Meer aus Sand immer mal wieder Dinge freigibt und wieder unter sich
begräbt. Was heute offen daliegt, kann morgen schon dem bloßen Auge verborgen
sein. Vielleicht muss man nur immer an der gleichen Stelle verharren, bis sich
einem von ganz allein etwas offenbart.
    Ein
Beduine, der eine Amphore mit Wasser auf dem Rücken trägt, füllt unsere
Wasserflaschen auf. In der Ferne, hinter Sandhügeln, höre ich lautes Rufen und
bewege mich schwerfällig unter der extremen Hitze in die Richtung. Ich hege die
Hoffnung, ein paar Archäologen bei ihrer Arbeit zu beobachten. Vielleicht war
es mal ein Grab oder ein Tempel, schwer zu sagen, aber daneben ist im Sand ein
Loch, abgestützt von Holzplanken und einer Leiter, die nach unten führt. Ich
steige einfach nach unten.
    Aethel war so vertieft in das Tagebuch ihres Großvaters,
dass sie das Klopfen an ihrer Zimmertür überhört hatte. Erst als ihr Vater im
Zimmer direkt vor ihrem Bett stand, blickte sie erschrocken hoch.
    Â»Was liest du denn da, Aethel?«
    Â»Ach, nichts Besonderes. Ich habe es aus der Bibliothek unten«,
antwortete Aethel, schloss das Buch und legte es achtlos auf ihren Nachttisch.
    Â»Ich habe mir ein paar Gedanken bezüglich deines Studiums gemacht.
Ich habe nicht den Eindruck, dass du bei der Sache bist.«
    Â»Wie kommst du darauf? Ich habe Ferien.« Aethel ahnte Böses. Sie
kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass er der Sache nachgehen würde,
wenn er erst einmal einen gewissen Verdacht geschöpft hatte. War sie bei dem
Essen mit diesem Lord Richmond nicht überzeugend genug gewesen?
    Â»Ich habe den Sohn unseres Nachbarn John Drake getroffen. Er
studiert auch Jura, ist im gleichen Semester wie du und sagte, dass er dich
noch nie dort gesehen hat. Wie erklärst du dir das, Aethel?«
    Â»Keine Ahnung. Ich habe ihn auch noch nie dort gesehen.«
    Der Blick ihres Vaters durchbohrte sie, aber Aethel hielt ihm stand.
Es war das beste Mittel, den Verdacht zu entschärfen.
    Â»Wahrscheinlich sind wir immer in unterschiedlichen Kursen. Weißt du
eigentlich, wie viele Studenten da rumlaufen?«
    Â»Du vergisst, dass ich selbst dort studiert habe, Aethel.«
    Wie konnte sie das vergessen haben, sie lebte so in ihrer eigenen
Welt, dass ihre Eltern nur noch nebensächlich waren. Was sie machten, dachten,
welchen Hobbys sie nachgingen, interessierte Aethel nicht. Fast hätte sie
vergessen, dass ihr Vater Richter war. Vielleicht würde ihr das irgendwann mal
zugutekommen, dachte sie und sagte laut: »Das waren noch andere Zeiten, Vater.«
    Sir Grosvenor nickte stumm und verließ leise Aethels Zimmer.
    Â»Ach, Aethel«, wieder ging die Tür auf, »morgen ist ein Polospiel.
Willst du mitkommen?«
    Â»Ja, klar«, antwortete sie. Es war die Gelegenheit, ihrem Vater mal
wieder das liebe, kleine, gesellschaftsfähige Töchterchen vorzuspielen.
    Â»Lord Richmond kommt auch.«
    Â»Darüber freue ich mich natürlich besonders, Vater«, sagte sie in
sarkastischem Ton. Ihr Vater warf ihr einen warnenden Blick zu. Dann war Aethel
endlich wieder allein und konnte

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