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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Tür zu ihrer kleinen
Wohnung aufschloss. Sie tastete nach dem Lichtschalter. Mitten in der Bewegung
hielt sie inne. Sie nahm einen fremden, eigenartigen Geruch wahr. Und dann sah
sie es. Was war das? Der Teppichboden schien übersät mit schwarzen Flecken. Auch
auf ihrem Bett schienen sie zu sein. In ihr stieg Panik hoch. Erinnerung an
eine Begegnung, die sie fast das Leben gekostet hatte. Wo war der
Lichtschalter? Endlich ertastete sie ihn, und das Licht ging an. Die schwarzen
Flecken waren jetzt blutrot.
    Lina sah auf ein Meer von roten Rosenblättern, die in der ganzen
Wohnung verteilt waren. Diverse Rosensträuße standen in Vasen auf dem Tisch,
Nachttisch, auf dem Boden, auf dem Küchentresen, und auf ihrem Kissen lagen
zwei langstielige Rosen, eine weiß, eine rot, wie ein nebeneinander schlafendes
Liebespaar. Lina musste grinsen. Da hatte jemand ein verdammt schlechtes
Gewissen. Männer schenken immer rote Rosen, wenn sie gerade ihre Frau betrogen
haben. Wer hatte das noch gesagt? Es fiel ihr nicht mehr ein, aber es war im
Grunde genommen auch egal. Dann klopfte es leise an die noch offene
Wohnungstür. Sam stand vor ihr, seine dunklen Augen sahen sie traurig, aber
auch herausfordernd an.
    Lina hätte sich am liebsten in seine Arme geworfen, aber sie
beherrschte sich. Sie ließ ihn eintreten und tat so, als wäre er nicht da,
packte ein paar Sachen in den Kühlschrank und setzte Wasser für einen Tee auf.
    Â»Möchtest du auch einen?« Sie hielt einen Teebeutel in die Luft.
    Â»Nein. Danke.«
    Wieder diese Stille.
    Â»Lina …«
    Â»Du brauchst nichts zu sagen, und dein schlechtes Gewissen brauchst
du auch nicht hinter Rosen zu verstecken. Ich weiß, was los ist.«
    Â»Ach ja?«
    Â»Ja, Sam. Du hast mich mit dieser blonden Schlampe betrogen. Hat es
sich wenigstens gelohnt?«, fragte Lina eisig.
    Â»Erstens habe ich dich nicht betrogen. Zweitens war die blonde
Schlampe, wie du sie nennst, eine Kollegin aus Rom. Sie war da, um einen
Verdächtigen nach Italien mitzunehmen.«
    Â»Na klar, Sam. Und deshalb trinkst du mit ihr zur Feier des Tages
ein Weinchen bei unserem Italiener und gehst anschließend mit ihr zu dir nach
Hause, um sie durchzubumsen.«
    Â»Meine Güte, Lina, sie war nicht bei mir zu Hause.«
    Â»Sam, erspar dir weitere Lügen. Sie war genau drei Stunden,
fünfundfünfzig Minuten und dreißig Sekunden lang bei dir. Etwas zu lang, um nur
deine Toilette aufzusuchen, falls du vorhattest, mir diese Geschichte aufzutischen.«
    Sam war beeindruckt von ihrer Treffsicherheit, aber er gab nicht
auf. »Wir haben geredet, Lina, auch wenn es für dich anders ausgesehen hat. Sie
hat ein paar Probleme …«
    Â»Eheprobleme? Die sie in deinem Bett lösen wollte?«
    Â»Ach, Lina …« Sam ging auf sie zu und wollte sie umarmen. Doch Lina
drehte sich weg. Sie hatte vor, ihn noch eine Weile zappeln zu lassen. Und zur
ausgleichenden Gerechtigkeit sollte auch er diese unerträgliche Ungewissheit
spüren und sich ernsthaft Gedanken um das machen, was er getan hatte. Ein
Betrug, der nicht mal so eben wie eine falsche Formel von der Tafel zu wischen
war.
    Â»Ich denke, du gehst jetzt besser, Sam«, sagte Lina, ohne ihn dabei
anzusehen. Am liebsten hätte sie gesagt: Schwamm drüber, Sam,
ich liebe dich, ich komme mit nach München . Auch wenn du
die blöde Tussi gebumst hast. Sie hatte im Gefühl, dass es nur ein
Ausrutscher gewesen war. Eine Frau konnte so viele Register ziehen, um einen
Mann zu verführen, und Sam war eben auch nur ein Mann. Hinzu kam der Streit,
den sie gehabt hatten. Sie konnte es ihm gar nicht verübeln. Aber irgendwie
gefiel sie sich in der Rolle der Betrogenen. Sie wollte, dass Sam sie um
Verzeihung bat. Am besten auf Knien. Und da er das nicht tat, hielt sie ihn
auch nicht auf, als Sam Linas Wohnung verließ, ohne sich noch einmal
umzudrehen.

30. KAPITEL
    Zürich   Nach dem
misslungenen Versöhnungsversuch hatte sich Sam ein Taxi zum Hauptbahnhof geschnappt
und den Nachtzug nach München bestiegen. In München angekommen, hatte er sich
den vorbestellten Porsche Carrera bei der Autovermietung abgeholt, sich
umgezogen und war auf die Autobahn Richtung Zürich gefahren.
    Sonntagmorgen, die Straßen waren leer und machten Sam das Einfahren
des ungewohnten Autos leicht. Bei gutem Durchkommen würde er in vier bis fünf
Stunden am Zielort

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