Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
Vom Netzwerk:
ihren Gedanken nachhängen, die sich um ein
paar Namen drehten, die ihr Großvater in seinem Reisebericht erwähnt hatte und
die es durchaus wert waren, sie einer Recherche zu unterziehen.
    Sie öffnete ihren Kleiderschrank und holte eine kleine Holzkiste aus
einem eingelassenen Fach im Boden heraus. Die Holzkiste enthielt mehrere
Samtbeutel. Sie entwirrte die goldene Kordel, die um einen weinroten Beutel
lag, und ließ das Schmuckstück darin in ihre offene Hand gleiten. Aethels Augen
begannen zu leuchten. Sie blätterte ein paar Seiten im Tagebuch zurück und las:
    Â 
    â€¦Â Joseph Hoppe, ein reicher Holländer, scheint ein leidenschaftlicher Sammler von
Schmuckstücken zu sein, die allesamt in der goldenen Kiste liegen. Eines
gefällt mir besonders gut. Es ist eine goldene Kette mit Türkisen und
Löwenköpfen.
    Aethel lächelte, als sie die goldene Löwenkopfkette mit
den Türkisen in der Hand hielt. Ihr Großvater war ein richtiger Filou gewesen.
Doch Aethel bezweifelte, dass er besser als sie gewesen war.

29. KAPITEL
    Hamburg   Das
letzte Mal hatte sich Lina so elend gefühlt, als ihr Vater plötzlich nicht mehr
da war. Von heute auf morgen war er aus ihrem Leben verschwunden. Sie hatte
sich nicht verabschieden können und war vor vollendete Tatsachen gestellt
worden. Er hatte sein Leben für ihres gegeben. Sie hatte diesen inneren Schmerz
gefühlt, der nicht einmal wehgetan, ihr aber die Luft zum Atmen genommen hatte.
Genauso fühlte sie sich jetzt, ohne Sam. Sie hatte keine Energie zu leben, zu
arbeiten, zu denken oder gar zu reden. Sie befand sich in einer Art geistigem
Schwebezustand, nur körperlich greifbar.
    Lina stand wie jedes Wochenende, wenn sie in Hamburg war, im
spanischen Restaurant ihrer Mutter und zog sich für ihren Auftritt um. Sie
betrachtete sich im Spiegel. Die Augen waren matt, die Haut sah fahl aus, die
Haare saßen schlecht, der rote Volantrock machte sie dick, und in der weißen
Bluse mit den weiten Ärmeln sah sie aus wie eine Bäuerin und nicht wie eine
rassige Flamencotänzerin.
    Sie konnte sich noch erinnern, als sie frisch verliebt in Sam
gewesen war und hier vor dem Spiegel gestanden hatte. Sie hatte von innen
heraus geleuchtet. Alles schien so perfekt. In diesem Moment allerdings hatte
sie das Gefühl, einen inneren Tod zu erleben.
    Die Musik wurde lauter, das Zeichen für ihren Einsatz. Lina trat
durch die Schwingtür und nickte ihrer Mutter zu, die hinter dem Tresen stand.
Dann hielt sie den Rock mit der einen Hand etwas hoch und stapfte mit den Füßen
auf. Eins, eins, zwei. Eins, zwei, eins, zwei. Das Lied, zu dem sie tanzte,
handelte überflüssigerweise von einer verlorenen Liebe. Lina sah zu ihrer
Mutter, die ihr einen Blick zuwarf, der so viel heißen sollte wie: Tut mir leid , war nicht beabsichtigt . Und
dann tanzte Lina, den Blick auf den leeren Tisch in der hinteren Ecke
gerichtet, wo Sam immer gesessen hatte, wenn er mal nach Hamburg gekommen war.
    Er hatte immer leicht gelächelt, seine Augen hatten jede ihrer
Bewegungen verfolgt, wenn sie ihren, wie er sagte, Balztanz vollführte. Jetzt
war der Platz leer, der einzige Platz im Restaurant, der nicht besetzt war.
Lina ging von Tisch zu Tisch, tanzte ein paar Schritte, drehte sich um die
eigene Achse und sah plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf »Sams
Platz«. Ihr Herz setzte fast aus in der stillen Hoffnung, dass es unversehens
wie früher sein könnte. Sie drehte sich so, dass sie den Tisch im Blick hatte,
ohne dass es auffiel, und stellte fest, dass dort jetzt ein Mann saß. Er war
allein und sah so aus, als würde er sich hier nicht lange aufhalten wollen. Er
bestellte mit einer Handbewegung, die so viel hieß wie schnell,
schnell, etwas aus der Karte. Als der Kellner weg war, sah er Lina an.
Sein Blick war kühl und abschätzend. Je länger er sie ansah, desto mehr schien
er von ihr angetan zu sein. Lina streckte den Rücken durch und nahm die
typische stolze Haltung einer Flamencotänzerin an.
    Als Lina sich umgezogen hatte und das Restaurant verließ, saß der
Mann noch immer da. Er sah hoch, hielt im Kauen inne und entlockte Lina eines
ihrer schönsten Lächeln, eine Mischung aus kindlicher Schüchternheit und
fraulicher Überlegenheit.
    Er lächelte zurück. Ein überaus charmantes Lächeln, wie Lina
feststellen musste.
    Es war fast Mitternacht, als Lina die

Weitere Kostenlose Bücher