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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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fahre dich auch gerne nach Hause.«
    Â»Nein, nicht nötig. Darf ich fragen, wie mein Taxifahrer heißt? Ich
sehe kein Schild.«
    Â»Daniel.«
    Â»Ich heiße Lina.«
    Â»Okay, dann fahre ich dich zum Bahnhof.«
    Der Wagen rollte leise an, und Daniel fuhr im Schritttempo Richtung
Bahnhof.
    Â»Ich fahre dich wirklich gerne nach Hause.« Daniel hielt den Wagen
an und sah Lina in die Augen. »Na?«
    Â»Nein. Ich fahre lieber mit der Bahn.«
    Â»Ach, bin ich dir unangenehm?«
    Lina lachte. »Nein, so war das nicht gemeint, aber …«
    Der Regen war stärker geworden, und Daniel schaltete die
Scheibenwischer an. »Sieh mal, der da oben hält es auch für eine gute Idee. Er
hat den Wasserhahn etwas mehr aufgedreht.«
    Â»Okay, überredet«, sagte Lina lachend und nannte ihm ihre Adresse.
Daniel wendete den Wagen und fuhr an dem Restaurant vorbei Richtung Alster.
    Sie schmiegte sich in die weichen Ledersitze. Verstohlen sah sie
Daniel von der Seite an. Er konzentrierte sich auf die Straße und lächelte
leicht.
    Â»Musst du nicht morgen arbeiten?«, fragte Lina in der Hoffnung,
etwas über den Beruf ihres nächtlichen Begleiters herauszufinden, der sich so
einen Luxuswagen leisten konnte.
    Â»Ich gehe immer spät ins Bett. Schlafe allerdings morgens auch
länger. Es reicht, wenn ich gegen elf im Büro bin.«
    Eine Aussage, die so viel hieß wie, ich bin selbstständig,
kann mir meine Zeit einteilen. Außerdem bedeutete »Büro« für Lina etwas
Solides.
    Sie sah sich Daniel genauer an. Seine Kleidung war leger.
Ausgewaschene Jeans, eng anliegendes Oberhemd, kein Bauch und ein kräftiger
Bizeps – ganz nach ihrem Geschmack. Um den Hals trug er ein dunkelblaues Tuch.
Das Einzige, was Lina störte, war, dass er wohl kaum größer war als sie selbst.
Seine Oberschenkel waren kurz und breit. Die Hände sehr kräftig, aber gepflegt.
    Â»Möchtest du Musik hören, oder willst du mir ein bisschen was von
dir erzählen?«
    Â»Warum erzählst du mir nicht erst einmal etwas von dir?«, entgegnete
Lina.
    Â»Okay, wie du willst.«
    Lina war überrascht über seine Reaktion, erinnerte sie sich doch
noch allzu gut daran, wie schwer es damals gewesen war, die kleinste
Information aus Sam herauszubekommen. Und dieser Mann war tatsächlich bereit,
über sich zu erzählen? Lina war mehr als gespannt.
    Â»Was möchtest du wissen?«
    Â»Wer du bist, was du machst, was du liebst, was du hasst.«
    Daniel nickte und grinste.
    Â»Also, mein Leben begann erst mit acht Jahren. Die Zeit davor habe
ich irgendwie vergessen. Ich wurde von sehr reichen Leuten aus einem Waisenhaus
adoptiert und verbrachte meine Kindheit in einer schlossähnlichen Villa, die mitten
in einem Wald lag, der, so weit das Auge reichte, meinen Adoptiveltern gehörte.
Es war eine traumhafte Zeit, ein Bilderbuchleben. Ich machte mein Abitur mit
achtzehn, studierte dann Wirtschaft und wurde von meinem Vater langsam ins
Immobiliengeschäft eingeführt. Eines Tages interessierte sich eine Klientin für
ein bestimmtes Grundstück von uns. Ich betreute sie in der Angelegenheit, und
wir verliebten uns ineinander. Sie war fünfzehn Jahre älter als ich, aber das
tat unserer Liebe keinen Abbruch. Wir heirateten. Fünf Jahre später starb sie
an Krebs. Es war die intensivste und schönste Beziehung, die ich mit einem Menschen
erlebt habe.« Daniel hielt an einer roten Ampel und sah Lina an. »Sie hatte
viel Ähnlichkeit mit dir. Äußerlich, meine ich.«
    Â»Das tut mir leid … Ich meine das schreckliche Ende.«
    Â»Auch das Ende haben wir gemeinsam genossen bis zur letzten Sekunde.
Um meine Geschichte abzuschließen … Ich arbeite immer noch in der Firma meiner
Eltern und bin im Großen und Ganzen glücklich. Die Geschäfte laufen gut, das
Geld stimmt, nur manchmal fehlt eben etwas. Etwas, das man beschützen, auf Händen
tragen und verwöhnen kann. Als ich den einen Tag in deinem Restaurant gesessen
habe und du für die Gäste getanzt hast … als ich dein Gesicht sah … na ja, es
war ein Déjà-vu …« Daniel verstummte plötzlich.
    Lina sagte nichts und heftete ihren Blick auf die Straße.
    Â»Du bist eine wunderschöne Frau, aber das weißt du sicherlich
selbst.«
    Â»Danke. Was soll ich dazu sagen?«, entgegnete Lina lachend.
    Â»Erzähl mir was

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