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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Gassen war geradezu himmlisch. Deshalb
ließ sie sich Zeit auf dem Weg hinunter zur Hauptstraße.
    Am Wochenende war der Paseo Marítimo so
überfüllt von Menschen, dass man das Gefühl hatte, auf einem Jahrmarkt zu sein.
Vor den Eingängen der Diskotheken standen Schlangen von Einheimischen und Touristen,
die darauf warteten, von den finster dreinblickenden, muskelbepackten
Türstehern eingelassen zu werden. Schwaden von Zigarettenrauch, vermischt mit
Pizza- und Wurstgerüchen, begleiteten Aethel auf dem Weg durch die verdreckte
Straße.
    Vor einem mit lila Neonröhren beleuchteten Eingang blieb sie
schließlich stehen. Das Tor zur Hölle, ging es Aethel durch den Kopf. Sie schob
den schwarzen, schweren Vorhang zur Seite und stand in einem niedrigen Gang.
Links und rechts lehnten Leute an der Wand, die mit einem Getränk in der Hand
gelangweilt die Neuankömmlinge anglotzten. Aethel wartete einen Augenblick, bis
sich ihre Augen an das Schwarzlicht gewöhnt hatten, und folgte dann dem Gang,
der wie eine Vene zum Herz der Diskothek führte. Je näher sie kam, desto
stärker dröhnten die Bässe durch ihren Körper, desto mehr hatte sie das Gefühl,
dass ihre Eingeweide Hip-Hop tanzten.
    Auf einer Empore tanzte ein Schwarzer mit glänzendem nacktem
Oberkörper, neben sich zwei junge Frauen in hautengen, feuerroten Trikots, die
sich wie Schlangen an zwei Stangen wanden. Der Teufel und seine
Höllendienerinnen, dachte Aethel und ließ ihren Blick über die wogende Menge
auf der Tanzfläche schweifen.
    Und dann sah sie ihn. Er stand direkt vor ihr an eine Säule gelehnt,
hinter sich ein junges Mädchen, die ihre Arme um seine Hüfte geschlungen hatte.
Ihr erster Eindruck war offensichtlich richtig gewesen. Es gab eben Menschen,
denen man die Feierlaune an der Nasenspitze ansah. Und das Nachtleben von Palma
hatte so einiges zu bieten. Er starrte sie an. Aethel blieb vor Schreck fast
die Luft weg. Im gleichen Augenblick fiel ihr ein, dass er sie gar nicht erkennen
konnte. Sie war blond. Nicht mal ihr eigener Vater hätte sie so erkannt.
    Der Mann lächelte schief. Sein Blick war glasig. Aethel wurde klar,
dass er unter irgendwelchen Drogen oder Alkohol stand. Sie lächelte zurück und
ging an ihm vorbei. Sie platzierte sich genau so, dass sie das Paar im Blick
hatte.
    Fast zwei Stunden lang konnte sie beobachten, wie der Mann andere
Mädchen ansprach, ihnen einen Drink ausgab und Telefonnummern austauschte. Das
alles unter den Blicken seiner Begleiterin, die geduldig die Entwürdigungen
über sich ergehen ließ. Doch plötzlich schien sie genug von seinem
Chauviverhalten zu haben. Sie verschwand, ohne dass er es mitbekam. Eine halbe
Stunde später wankte der Mann schließlich zum Ausgang, rief sich ein Taxi und
fuhr Richtung Pollença, gefolgt von einem anderen Taxi, in dem Aethel saß.
    Nach einer Dreiviertelstunde passierten sie den Ort, nahmen die
Abzweigung Richtung Port de Pollença, und von da aus ging es nach Norden
Richtung Cap de Formentor. Irgendwann bog das Taxi in einen kleinen Weg ab, der
sich nach zwanzig Metern öffnete und den Blick auf eine malerische Villengegend
freigab, die zwischen Klippen und Pinienwäldern lag. Schließlich hielt das Taxi
vor einem von Grün umwucherten alten Steinhaus.
    Aethel gab ihrem Taxifahrer stumme Zeichen, weiterzufahren, bis sie
in einer Sackgasse landeten. Der Fahrer sah sie verständnislos an. Sie dachte
angestrengt nach, wie sie weiter vorgehen sollte, und kam zu dem Schluss, dass
sie ohne Zeugen wiederkommen musste.

51. KAPITEL
    Essen   »Es gibt
viele Vereinigungen, die sich in Indien um Krankheiten, Armut und
Bildungsmissstände kümmern. Was weniger auf dem Programm steht, ist ein
Schutzprogramm für das unliebsame weibliche Geschlecht. Weibliche Embryonen
werden, sobald das Geschlecht eindeutig bestimmt werden kann, abgetrieben. Und
das nicht nur bei der armen Bevölkerung. Die Mitgift treibt viele Familien in
den Bankrott.« Frau Serani legte eine kleine Pause ein und räusperte sich. »Es
gibt jedoch eine erschreckende neue Entwicklung, die zunächst vermuten ließ,
dass Gesetze gegen die Abtreibung fruchteten. Das ist jedoch nicht der Fall.
Wir alle wissen, dass Kinderprostitution in den asiatischen Ländern geradezu
öffentlich betrieben wird und sie ein Paradies für Pädophile sind. Natürlich
wird hier und da ein

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