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Totenpfad

Totenpfad

Titel: Totenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths , Tanja Handels
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langsam müde.
    «Du hast ihn geliebt, stimmt’s?», fragt Peter in verändertem Ton.
    «Wie bitte?»
    «Du hast ihn geliebt. Ich dachte die ganze Zeit, dass du mich geliebt hast, aber eigentlich war es Erik. In Wahrheit hast du immer nur ihn geliebt.»
    «Nein», protestiert Ruth. «Natürlich habe ich ihn geliebt, aber nur als Freund. Als Lehrer. Und Magda habe ich auch geliebt. Aber mit dir war es ganz anders.»
    «Wirklich?» Peter kommt quer durchs Zimmer und kniet sich vor das Sofa. «War es wirklich etwas anderes, Ruth?»
    «Ja.»
    Peter küsst sie, und einen Augenblick lang spürt sie, wie sie in seinen Armen dahinschmilzt. Was wäre denn schondabei?, fragt sie sich. Er lebt von seiner Frau getrennt, sie selbst ist Single. Wem würde das schon schaden?
    «Oh, Ruth», raunt Peter an ihrem Hals. «Ich habe dich so vermisst. Ich liebe dich.»
    Das bricht den Bann. Ruth richtet sich auf und schiebt ihn von sich. «Nein.»
    «Was?» Peter hat sich neben sie auf das Sofa gesetzt und die Arme um sie geschlungen.
    «Du liebst mich nicht.»
    «Doch. Es war ein Fehler, Victoria zu heiraten. Wir haben doch immer zusammengehört, du und ich.»
    «Nein, das stimmt nicht.»
    «Aber warum denn nicht?»
    Ruth holt tief Luft. Mit einem Mal erscheint es ihr ungeheuer wichtig, jetzt alles richtig zu machen, zumindest in einem Bereich klare, eindeutige Tatsachen zu schaffen. «Weil ich dich nicht mehr liebe», sagt sie. «Kann ich hier auf dem Sofa schlafen?»
     
    Als sie am nächsten Morgen aufwacht, liegt sie unter Nelsons Jacke und einer Bettdecke. Durch die dünnen Vorhänge fällt graues Licht herein. Ihr Handy zeigt 7   Uhr 15 an. Keine neuen Nachrichten. Ruth richtet sich auf. Sie hat Kopfschmerzen, ihre Augen brennen. Wie viel haben sie gestern Abend bloß getrunken? Zwei leere Weinflaschen liegen auf dem Boden, was aus Studentenperspektive zwar nicht viel sein mag, aber doch deutlich mehr ist, als sie in den letzten Jahren getrunken hat. Sie kann sich nicht einmal mehr erinnern, wie sie eingeschlafen ist. Sie weiß nur noch, dass Peter türenknallend hinausgerannt ist, nachdem sie ihm gesagt hat, dass sie ihn nicht liebt. Offenbar ist er aber doch noch einmal zurückgekommen, um sie zuzudecken. Gott, ist ihr schlecht.
    Sie steht auf, um sich auf die Suche nach einem Klo undeiner Dusche zu machen, doch als sie die Tür öffnet, steht Peter vor ihr, mit einer Tasse Tee in der Hand.
    «Danke.» Sie nimmt die Tasse, die er ihr hinhält. «Ich fühle mich furchtbar.»
    Peter grinst. «Ich auch. Wir sind eben keine zwanzig mehr, Ruth. Das Bad ist oben, erste Tür links. Handtücher liegen im Trockenschrank nebenan.»
    «Danke», sagt Ruth. Vielleicht wird es ja doch nicht ganz so schlimm.
    Es ist schrecklich, nach dem Duschen wieder in die alten Kleider zu steigen, aber immerhin ist sie sauber. Sie wickelt sich ein Handtuch um den Kopf und geht nach unten, wo Peter in der winzigen Küche Toast macht.
    Ruth setzt sich an den Tisch und versucht, sich auf ein Gesprächsthema zu besinnen, das die Lage entspannen könnte: irgendetwas Leichtes, Unverfängliches. Das Wetter, die Ausgrabung, die letzte Folge der
Archers
? Sie muss Peter dazu bringen, sich an sein eigentliches Leben fern von Norfolk zu erinnern, an seine Frau und sein Kind.
    Schließlich fragt sie: «Hast du eigentlich ein Foto von deinem Sohn? Ich kenne ihn ja nur als Baby.»
    Peter wirkt überrascht, zieht dann aber doch sein Handy hervor, ein elegantes, schwarzes Gerät, und schiebt es Ruth über den Tisch zu. «Da drin», sagt er. «Unter
Bilder

    Ruth klickt sich mit einiger Mühe durch das Menü. Sie kann diese winzigen Telefone nicht leiden, weil sie damit immer das Gefühl hat, riesige Pranken zu haben. Das erste Foto zeigt einen lachenden, rothaarigen kleinen Jungen.
    «Findest du, dass er mir ähnlich sieht?», fragt Peter.
    «Ja, doch», sagt Ruth, obwohl sie auf dem kleinen Foto kaum etwas erkennen kann.
    «Das sind nur die roten Haare. Im Gesicht hat er mehr von Victoria.»
    Ruth klickt sich weiter durch das Menü, auf der Suche nach anderen Fotos. Alle scheinen von Daniel zu sein, nur einmal entdeckt sie das Salzmoor dazwischen, ein winziges graues Rechteck. Von Victoria sind keine Fotos dabei.
    «Was wirst du denn jetzt machen?», fragt Peter und stellt ihr einen Teller mit Toast hin.
    «In die Uni fahren und etwas aufräumen. Und anschließend fahre ich wahrscheinlich ein bisschen weg. Meine Eltern besuchen.»
    Noch während sie es sagt, steht

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