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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was sie falsch machte.
    Diese Situation zu überreißen, war so gut wie unmöglich.
    »Komm, Cynthia. Ich werde dir deine Puppe geben. Du…du…mußt mit mir kommen.«
    »Ja, gern.«
    Auch diesmal hatte Helen die Antwort überrascht. Diese Person brachte ihr ein Vertrauen entgegen, das sonst nur bei Verwandten üblich war.
    Aber Helen wehrte sich ebensowenig dagegen, wie es auch Cynthia tat, und zwischen beiden war ein Band des Vertrauens entstanden, das sich noch mehr verdichtete, als Cynthia direkt auf Helen McBain zukam und ihren linken Arm ausstreckte.
    Diese Geste war bekannt. So reagierten Kinder auch heute noch, wenn sie etwas Bestimmtes wollten.
    Helen lächelte. Noch zögerte sie, die kleine Gestalt anzufassen. »Soll ich mit dir gehen?«
    »Ja…«
    Es lag keine Falschheit in dieser Antwort, und Helen wagte den für sie großen, nächsten Schritt. Auch sie streckte Cynthia ihren Arm entgegen und faßte nach der Hand.
    Bei der ersten Berührung hielt sie den Atem an. Als ihre Großmutter damals gestorben war, hatte sie zum erstenmal eine Tote angefaßt. Da hatten ihre Fingerkuppen die Wangen gestreichelt. Noch heute erinnerte sie sich daran. Es war ein ungewöhnliches und so fremdartiges Gefühl für sie gewesen, und sie hatte lange nach einem Vergleich gesucht, bis ihr der Begriff weiches Eis eingefallen war.
    So ähnlich war es damals gewesen, und so würde es sicherlich auch in diesem Fall sein.
    Die Haut der Lebenden berührte die Haut der Toten!
    Helen McBain hielt den Atem an. Sie fror wirklich für einen Moment ein, sie wartete auf irgend etwas, auf einen Blitzschlag oder was auch immer sie treffen würde.
    Das passierte nicht.
    Sie wurde auch nicht hineingezogen in das Reich des Todes, in eine Welt der Finsternis und der Kälte, sie blieb in ihrer eigenen zurück, in der sich nichts verändert hatte.
    Die Möbel waren da, die Wände, das Dach, und niemand hatte sie hinein in das Reich der Toten gezogen. Sogar an Cynthias Stimme hatte sie sich gewöhnt, als sie fragte: »Gehen wir?«
    »Ja, ja!« stieß die Frau hervor. »Wir gehen…«
    Nach diesen Worten schenkte ihr Cynthia ein Lächeln. Es war voller Vertrauen, und plötzlich fühlte sich Helen besser. Trotzdem kam sie nicht mit der Situation zurecht.
    Das bin ich nicht, die das hier erlebt, dachte sie. Das…das…kann ich nicht sein. Das ist eine andere. Ich…ich…gehe selbst neben mir her. Ich bin eine Fremde und nicht mehr ich.
    Die Tatsachen sprachen dagegen. Sie spürte auch den Druck der anderen Hand an der ihren, und sie merkte dabei nichts von einem warmen, durchbluteten Fleisch.
    Die Hand war da, und das war alles.
    Sie war auch keine Klaue, sie bestand aus einem kühlen Stück Fleisch, ohne Gefühl und Leben. Vielleicht war sie wie ein Haken, an dem man sich festhalten konnte.
    Natürlich war Helen den Weg in den Garten, zur Terrasse unter den Bäumen, schon oft gegangen. Es war ihr zur Gewohnheit geworden, aber heute hatte sich alles verändert. Da kam ihr die Umgebung vor wie eine fremde Landschaft, und als sie das Haus verlassen hatte und warme Sonnenstrahlen gegen sie schienen, hatte die Frau den Eindruck, geradewegs in die Kälte zu gehen.
    Alles war wie immer. Trotzdem war nichts mehr wie sonst.
    Neben ihr und noch von ihr festgehalten, ging eine Tote. Ein vielleicht zehnjähriges Mädchen, das, obwohl es nicht mehr unter den Lebenden weilte, sie besucht hatte.
    Auf dem Weg zur Terrasse kenzentrierte sich Helen auf fremde Geräusche. Es gab keine. Cynthia schwebte neben ihr, auch wenn sie die Beine bewegte, aber die Füße fanden kaum einen Kontakt. Der Untergrund war wie eine Eisfläche, über die sie hinwegglitt.
    Blumenbeete wischten ebenso vorbei wie Sträucher. Licht und Schatten verschmolzen zu einem Gemälde, die Bäume bewegten sich ebenfalls, aber es waren nur die Blätter, die zitterten, wenn der laue Sommerwind an ihnen vorbeistrich.
    Die Stühle waren nicht an den Tisch herangerückt worden. Sie standen noch so, wie sie verlassen worden waren. Und auf dem Tisch lag die zerstörte Puppe.
    Der Kopf war vom Körper abgetrennt worden.
    Helen blieb stehen. Sie war so dicht an das Balkenholz der Tischkante herangetreten, daß sie die Ränder mit den Oberschenkeln berührte.
    Wenn sie den Blick senkte, schaute sie direkt auf den Körper der Puppe.
    Aber sie drehte auch den Kopf ein wenig nach rechts, um Cynthias Reaktion mitzukriegen.
    Die reagierte nicht.
    Sie schaute nur auf die Puppe. Die Sekunden dehnten sich. In

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