Totenplatz
leicht geöffnet starrte sie ihn an. Ihr Blick war frech und böse zugleich. Sie schien ihm eine Botschaft bringen zu wollen, die dem Mann Furcht einjagte.
Im ersten Moment hatte er sich auch erschreckt, das aber war vorbei. Er ging einen Schritt auf den Vogel zu, der so abgebrüht war und sich nicht von der Stelle rührte. Das wunderte Garry.
Er klatschte in die Hände.
Ein derartiges Geräusch, das selbst abgebrühte Großstadttauben erschreckte, machte der Dohle nichts aus. Sie räumte den Platz nicht, zuckte nur mit dem Kopf und hob ihn leicht an, als wollte sie dem Feind direkt in die Augen schauen.
Für den Förster stand längst fest, daß er es bei diesem Tier mit keinem normalen Vogel zu tun hatte. Diese Dohle war ein abgestumpftes und abgebrühtes Biest, zudem von einer Kraft besessen, über die er als Mensch nur den Kopf schütteln konnte, vor der er sich aber auch fürchtete. Sie wollte die Auseinandersetzung, den Kampf, und Garry sagte sich, daß sie ihn haben konnte.
Er startete sehr schnell und urplötzlich. Selbst durch die Bewegung ließ sich die Dohle nicht verscheuchen. Für einen Moment breitete sie die Flügel aus und flatterte dann im richtigen Moment hoch, bevor der Tritt des Mannes sie erwischen konnte.
Die Hacke ratschte über den Boden hinweg und hinterließ dort eine schmale Furche. Den Vogel erwischte Garry nicht, der aber tanzte plötzlich vor seinem Gesicht, und mit einer instinktiven Reaktion riß der Förster beide Arme hoch.
Zielsicher hackte der Schnabel zu.
Die beiden Hälften erwischten mit ihren Spitzen die rechte Handfläche ies Mannes. Sie rissen dort eine Wunde, die augenblicklich zu bluten begann, aber die Dohle gab nicht auf. Plötzlich flatterte sie über Garrys Kopf. Die Krallen verhakten sich in seinem Haar, während der Schnabel im selben Augenblick zweimal zuhackte und mit seiner Kraft die dünne Kopfhaut zerstörte.
Der Förster fluchte und sank in die Knie. Mit den Armen schlug er um sich, erwischte die Dohle auch, die plötzlich aufschrie, was ihm wie ein Lachen vorkam. Dann flatterte sie weg und ließ sich auf einem Baum in der Nähe nieder.
McBain fluchte leise. Er tastete seinen Kopf ab. Zwischen den Haaren klebte Blut, und das Blut rann ebenfalls über seinen Handrücken hinweg, bevor es zu Boden tropfte und dort ein dunkles Muster hinterließ.
Das war kein Spaß mehr gewesen. Dieser verfluchte Vogel hatte genau gewußt, was er tat. Er stand unter einem fremden Einfluß, denn Garry glaubte nicht daran, daß er aus eigenem Antrieb gehandelt hatte.
Er holte ein Taschentuch hervor. Damit tupfte er sich den Handrücken ab, ohne die Blutung allerdings stillen zu können. Dafür brauchte er ein Pflaster.
Er selbst besaß keines. Vielleicht hatte Kelly, die Bedienung am Getränkestand, eines. Er ging zu ihr. Sie war zu beschäftigt, um die Wünsche der Gäste zu erfüllen, die vor dem Stand standen, Bier tranken oder sich an Fruchtsäften festhielten. Es kam immer darauf an, wer fahren mußte und wer nicht.
Garry McBain öffnete die Hintertür. Er blieb in deren Ausschnitt stehen und zischelte Kelly etwas zu. Die drehte sich nur kurz um. Ihre Frage klang ärgerlich. »Was ist denn?«
»Hast du ein Pflaster, Mädchen?« Er zeigte ihr die Wunde.
»Scheiße, wie hast du…?«
»Hast du eines?«
»Ja, in meiner Tasche. Sie liegt dort unten.«
Es war ein großer, brauner Beutel, der seinen Platz neben einer mit Ersatzgläserh gefüllten Kiste gefunden hatte. Garry hockte sich nieder, öffnete den Beutel und wühlte mit der gesunden Hand darin herum. Es schmerzte nicht nur seine Hapd, auch der Kopf tat höllisch weh.
Das Pflaster hatte er nach einigem Suchen gefunden. Die kleinen Streifen befanden sich noch in der Kunststoffschachtel, die er aufklappte.
Wenig später hatte er die Wunde auf dem Handgelenk verpflastert, den Kopf ließ er so.
Kelly hatte kaum Zeit, um ihm zuzuschauen. Nur einmal warf sie einen knappen Blick auf die hockende Gestalt, und sie sah auch die blutende Kopfwunde. »Himmel, was ist denn mit Ihnen geschehen! Sie sind ja auch auf dem Kopf verletzt.«
»Ich weiß.«
»Und?«
»Das ist nicht weiter schlimm. Ich bin gefallen und dabei mit dem Schädel über tiefhängende Äste hinweggeratscht. Danke für das Pflaster, Kelly.«
»Das soll ich Ihnen glauben?«
Er winkte ihr noch einmal Zu und verschwand. Auch Kelly hatte weiterhin alle Hände voll zu tun. Zudem wollte er sie nicht mehr als nötjig in den Fall einweihen.
Sein
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