Totenplatz
Suche nach Baphometh, der viele seiner Freunde auf den falschen Weg geführt hat. Und er mußte sich auch vor anderen Häschern in acht nehmen, die versuchten, auch die restlichen Templer zu vernichten. Viele Orden hielten zusammen, es ging um Macht und Geld, aber Hector de Valois und viele andere Getreue hatten den echten Glauben nicht verloren. Er war etwas Besonderes. Er hat zu uns immer davon gesprochen, daß er, auch wenn er einmal nicht mehr war, immer präsent sein würde. Aber anders. Begraben, versteckt und trotzdem vorhanden. Tot und lebendig zugleich, in einer Form, wie sie von der Mehrzahl der Menschen nicht unterstützt werden konnte…«
Mir rann es bei diesen Worten kalt über den Rücken, denn ich wußte sehr gut, worüber dieser Derek Ashford gesprochen hatte. Ich hatte erlebt, daß Hector de Valois sein Versprechen eingelöst hatte. Denn ich wußte, daß er als silbernes Skelett in der Kathedrale der Angst lag und sein schützendes Fluidum über meine Templer-Freunde in Alet-les-Bains ausgebreitet hatte.
Mein Nicken irritierte Derek Ashford, und er wisperte mir zu. »Du bist mit mir einer Meinung?«
»Ja, weil ich ihn kenne. Deshalb brauchst du mir nicht zuviel von ihm zu berichten. Ich bin nicht Hector des Valois, aber ich bin es irgendwo trotzdem, denn er ist in mir wiedergeboren worden, und ich befinde mich im Besitz seines Kreuzes, das vor noch längerer Zeit einmal einem Richard Löwenherz gehört hat. Aber das tut hier nichts zur Sache. Ich will, daß ihr eure Totenruhe bekommt, deshalb bin ich hier, und ich möchte mehr über euch erfahren.«
»Das kannst du. Wir sind aufrecht in den Tod gegangen, denn wir wußten, daß das wahre Leben erst danach beginnt. Aber wir wußten auch, daß unser Tod etwas Besonderes sein würde, allein bedingt durch die Macht des Hector de Valois. Er hat mich in große Geheimnisse eingeweiht. Er hat mir erklärt, daß das Böse nicht über das Gute siegen kann. Daß es irgendwann einmal zu einer Abrechnung kommen wird. Wir wurden geköpft, aber unsere Geister lebten weiter. Unsere feinstofflichen Körper haben nichts vergessen. In ihnen war all das gespeichert, was man uns als Lebende mit auf den Weg gegeben hatte. Wir waren Gerechte, wir sind wegen der ungerechten Sache gestarben, aber wir haben uns vorbereiten können. Wir wußten viel später, daß es auch der Henker nicht geschafft hatte…«
»Kam er auch aus dem Totenreich zurück?« Ich stellte die Frage, obwohl die Antwort eigentlich auf der Hand lag.
Die Überraschung erlebte ich bei der Antwort. »Nein, er ist nicht gestorben.«
»Wie?« Ich kam mir dumm vor.
»Er überlebte.«
»All die Zeiten?«
»Ja.«
Scharf atmete ich ein. »Das möchte ich gern erklärt haben. Das will ich wissen.«
Derek Ashford nickte mir zu. »Du sollst es erfahren. Er hat überlebt, er hielt sich versteckt, und er wird erst sterben können, wenn auch wir in das Reich eingehen, in das wir schon so lange gehören.«
»Also wenn er nicht mehr ist, werdet ihr eurer wahren Bestimmung zugeleitet.«
»So sieht es aus. Noch warten wir auf das Versprechen des Hector de Valois, und wir waren sicher, daß wir irgendwann einmal den Weg zum Ziel finden würden. Wir haben dich getroffen, du hast uns getroffen, jetzt stehen wir hier an diesem blutigen Ort, der sehr wichtig für uns ist und auch für den Henker.«
»Warum?«
»Der Totenplatz hat eine besondere Bedeutung. Der Henker hat seine Opfer gern hierher gebracht, denn dieser Ort war schon seit Urzeiten verflucht, was die meisten Menschen nicht wußten. Er gehörte zu den höllischen Plätzen auf der Erde, und auch wenn in der Nähe Häuser standen, so haben sie ihm nichts von seiner bösen Macht nehmen können. In einem großen Krieg sind die Häuser zerstört worden. Alles brannte nieder, aber der Totenplatz blieb, und es wuchsen im Laufe der Zeit die Bäume zu einem dichten Wald zusammen. Von dem Dorf ist nichts mehr zurückgeblieben. Vielleicht wirst du Ruinen finden, wenn du tief gräbst, aber zwischen den Bäumen findest du keine Reste mehr. Nur ist die Magie des Platzes geblieben. Sie hat kein Feuer zerstören können.«
Ich schluckte. Das hörte sich wahnsinnig interessant an, und die Gänsehaut auf meinem Körper hatte sich verstärkt. Mit einer Hand fuhr ich über mein Haar. In der anderen lag noch immer offen mein Kreuz – der große Beschützer.
»Er ist also nicht tot. Er ist an diesen Platz gefesselt. Er hat sich kaum von ihm lösen können. Warum? Was hat
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