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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zustießen, um sich Beute zu holen.
    Der Wald diente zugleich auch als schallhemmende Schutzwand. Ich hörte die Stimmen der Grillfest-Gäste zwar, aber sie waren nicht mehr als eine murmelnde Kulisse, deren Gleichförmigkeit nicht verging, je tiefer ich mich auch in das Gelände hineinbewegte.
    Hatte ich Suko den Rat gegeben, auf eine Dohle zu achten, so tat ich das gleiche. Nur hatte ich Pech. Ich entdeckte weder diesen schwarzen Vogel, noch einen anderen. Wer immer als gefiederter Freund in diesem Wald lebte, er hatte die Flucht ergriffen. Die Vögel waren nicht so dumm wie die Menschen, sie hatten die Gefährlichkeit des Totenplatzes erkannt. Zu tief wollte ich nicht in das Gelände eindringen. Sollte sich der Henker tatsächlich hier aufhalten, dann sicherlich nahe der Lichtung, von wo aus er die Gäste beobachten konnte.
    Die amüsierten sich prächtig, und auf dem Grill brutzelte das Fleisch. Der Wind trieb den Geruch bis in den Wald hinein und versaute meiner Ansicht nach die Luft.
    Ich blieb plötzlich stehen. Den genauen Grund konnte ich selbst nicht nennen, ich hatte nur den Eindruck, in ein anderes Gebiet gelangt zu sein. Es hatte sich etwas verändert, allerdings nicht sichtbar, sondern mehr vom Gefühl ausgebend.
    War es kühler geworden?
    Ich strich über mein Gesicht, wo sich der kalte Schweiß an die Haut Geklammert hatte. Dann schaute ich mich um. Hinter mir schien sich der Wald geschlossen zu haben, vor mir, wo die Bäume nicht so dicht standen, gab es genügend Lücken, durch die das Sonnenlicht schien. Es fiel in den Wald hinein wie heller Schleier, und es breitete sich zwischen den Bäumen aus wie ein dünner Vorhang, in dem auf einmal eine Bewegung zu sehen war.
    Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Natürlich dachte ich an den Henker, weil sich um ihn alles drehte. Da aber irrte ich mich, denn in den Sonnenschleier erschienen gleich vier Personen. Ein Mann, eine Frau und zwei Kinder – die Templer-Familie.
    Vier Geköpfte, deren Körper längst vermodert waren, die aber trotzdem in einem anderen Zustand überlebt hatten.
    Cynthia hatte die Puppe unter ihren linken Arm geklemmt. Die rechte Hand hatte sie in die ihrer Mutter geschoben, als könnte diese Frau ihr einen besonderen Schutz geben.
    Ich konzentrierte mich auf Derek Ashford, und er schaute nur mich an.
    In diesem Augenblick wurde mir klar, daß ich dicht vor der Lösung des Falles stand. Das Erscheinen dieser geisterhaften Familie kam mir endgültig vor, wobei nur einer fehlte, der Henker. Und ihn vermißte ich nicht. Außerdem wollte Derek Ashford mit mir Kontakt aufnehmen, denn er löste sich plötzlich und blieb wie ein Gespenst im Unterholz zwischen den Bäumen hängen.
    Ich wartete und holte sicherheitshalber mein Kreuz aus der Tasche.
    Für mich sollte das Kreuz eine Templer-Brücke bauen, denn diese Familie, die so Schreckliches hatte durchleiden müssen, war mir sympathisch.
    Es war still zwischen uns. Der Lärm des Grillplatzes lag weit zurück, es gab nur uns vier und die ersten Worte Derek Ashfords, die geisterhaft zischelnd auf mich zuschwangen. »Das ist der Tag der Rache, denn heute wird das Versprechen des großen Hector de Valois endlich eingelöst…«
    ***
    Es war Lady Margret egal, daß sie sich nicht mehr so sicher auf ihren Beinen bewegte, was beileibe nicht an den Scampis lag, sondern an dem genossenen Champagner und auch an der Wärme, die selbst der Sonnenhut nicht hatte abhalten können.
    Ihr Durst war noch längst nicht gelöscht. Mochten viele der männlichen Grillgäste auch Bier trinken, sie hielt sich an Champagner. Ein teures Getränk, fürwahr. Da ihr Gatte in der letzten Zeit an der Börse etwas Pech gehabt hatte, mußten sie sich ein wenig einschränken. Zwei Häuser hatten sie bereits verkauft, die Schulden drückten trotzdem, und in Lady Margrets Keller neigte sich der Vorrat an edlem Champagner allmählich dem Ende entgegen.
    Heute fühlte sie sich beschwingt. Von der Grillhütte bis zum Getränkewagen hatte sie einige Yards zu laufen. So einfach legte sie die Strecke nicht zurück. Immer öfter blieb sie stehen, sprach mit den Gästen, lachte viel zu laut, und es machte ihr auch nichts mehr aus, daß der Hut nicht mehr so ordentlich auf ihrem Kopf saß, wie sie es sonst von sich gewohnt war. Sie wollte das Leben noch einmal genießen. Wer konnte schon sagen, wann alles wieder normal lief?
    Lady Margret fiel gegen den Getränkewagen, stützte sich ab und lachte dabei. Ihr Mund war breit wie eine

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