Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
einer Beziehungstat zu tun? Oder suchen wir nach einem völlig durchgeknallten Psychopathen?«
Weber zuckte mit den Achseln. »Wir müssen einfach weitermachen, dann werden wir am Ende auch Antworten auf unsere Fragen bekommen. Übrigens habe ich inzwischen das Puzzle aus Monika Jacobsens Mülleimer gelöst«, nahm er eine computerbedruckte DIN-A4-Seite in die Hand. »Du Hure, lass endlich deine rot lackierten Krallen von meinem Mann«, wiederholte Weber noch einmal den ersten und ihnen bereits bekannten Satz des Briefes, den Monika Jacobsen an ihre Rivalin geschrieben hatte. »Ich warne Dich, Vera! Wenn du nicht auf der Stelle damit aufhörst, sorge ich dafür, dass du schneller aus Maltes Büro herausfliegst, als du ›ficken‹ sagen kannst. Willst Du Deinen schönen Job auf Mallorca tatsächlich wegen einer Affäre aufs Spiel setzen?«
»Haben Sie Vera Kaminski inzwischen erreicht?«, fragte Anna.
»Ja, vor ein paar Minuten hatte ich ein ziemlich unerfreuliches Telefonat mit ihr. Frau Kaminski verhält sich nicht gerade besonders kooperativ«, fuhr er fort. »Sie weigert sich doch glatt, für eine persönliche Befragung nach Hamburg zu kommen. Sie habe viel zu viele Termine vor Ort, hat sie behauptet, um mir anschließend gnädig anzubieten, ich könne ja stattdessen zu ihr nach Mallorca reisen, wenn es denn so wichtig wäre. Auf meine Nachfrage hin hat sie angegeben, zur Tatzeit an einem Geschäftsessen in Palma teilgenommen zu haben. Ich habe die Namen der daran beteiligten Personen notiert.«
Anna schüttelte den Kopf.
»Was soll’s, wir werden ihr Alibi ganz genau überprüfen, und das können wir auch von Hamburg aus tun.
Ärgern Sie sich nicht, Weber, wir kümmern uns später um Frau Kaminski. Aber jetzt haben wir erst einmal die nächste Dienstbesprechung, auf der wir unsere weiteren Schritte mit dem Chef abklären müssen.«
Im Konferenzraum herrschte bereits geschäftiges Treiben, als Anna und Weber das Zimmer betraten. Nachdem das Phantombild in den Nachrichten des regionalen Fernsehsenders gezeigt worden war, war bereits eine große Menge von Hinweisen aus der Bevölkerung eingegangen, deren Anzahl sich im Laufe des Tages durch die Veröffentlichung in der Tagespresse sicherlich noch steigern würde. Um der zu erwartenden Flut von eingehenden Anrufen und Schreiben Herr zu werden, hatte ihre Abteilung mittlerweile personelle Unterstützung aus anderen Bereichen innerhalb des LKA angefordert und erhalten. Günther Sibelius, der die neuen Kollegen bereits in den Mordfall Jacobsen eingewiesen hatte, trat nun auf Anna Greve und Lukas Weber zu und nahm sie beiseite.
»Bis zum Mittag kommen wir hier auch ohne Sie beide klar. Wir werden Ihre Unterstützung beim Auswerten der Hinweise erst so gegen vierzehn Uhr benötigen. Sie können die Zeit bis dahin also anderweitig nutzen.«
»Hat die Sofortfahndung nach Strunz inzwischen ein Ergebnis gebracht?«, wollte Weber wissen.
»Nein«, entgegnete Sibelius, »es gibt nach wie vor keine Spur von dem Mann.«
»Gut, dann schnappen wir uns jetzt gleich noch einmal Rudolf Wallner, den Kellner aus der ›Fischerhütte‹, und halten ihm die Fotos von Heiner Hofrath und von Helmut
Strunz unter die Nase«, meinte Weber und zog sich seinen gefütterten Parka über.
»Er könnte es gewesen sein, doch ich bin mir nicht sicher, Herr Kommissar.« Erneut betrachtete Rudolf Wallner das Foto von Heiner Hofrath. »Typ und Haarfarbe stimmen, aber ich glaube, dass der Mann, den Sie suchen, ein paar Jahre jünger gewesen ist. Zu dem anderen Mann kann ich leider auch nicht viel mehr sagen«, sagte er und tippte auf das Bild des früheren Serienmörders Helmut Strunz. »Auch er passt vom Aussehen her, und irgendwie habe ich sogar das Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben, aber ich weiß wirklich nicht mehr, wann und wo das gewesen sein könnte. Tut mir leid, wenn ich Ihnen keine große Hilfe bin«, schüttelte er bedauernd den Kopf und gab Lukas Weber die Fotografien zurück. »Aber mein normalerweise gut funktionierendes Personengedächtnis hat in diesem Fall offensichtlich komplett versagt.«
»Schade, dass sich der Zeuge nicht mehr erinnern kann«, meinte Weber, während er den Vectra startete. »Aber es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn einer der ersten beiden Verdächtigen gleich ein Volltreffer gewesen wäre.«
»Die Beschreibung ist einfach zu ungenau. Und rein hypothetisch kann sich unser Täter die Haare auch getönt oder eine dunkle Perücke
Weitere Kostenlose Bücher