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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
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versuchte aber, sie zurückzudrängen und sich auf ihre nächste Frage zu konzentrieren.
    »Wieso haben Sie sich bis zum heutigen Tag noch nie nach den genauen Morddetails erkundigt? Interessiert es Sie denn gar nicht zu erfahren, wie Ihre Frau gestorben ist, Herr Jacobsen?«, schickte Anna den letzten Satz in einem etwas zu scharfen Ton hinterher.

    »Leider konnte ich es nicht vermeiden, mit den Schlagzeilen in den Zeitungen konfrontiert zu werden«, entgegnete der Makler mit brüchiger Stimme. Augenblicklich wurde Anna klar, dass sie zu weit gegangen war, und murmelte eine Entschuldigung.
    »Meine Kollegin hat es nicht persönlich gemeint«, sprang Weber ein. »Wir wissen beide, dass jeder Mensch das Recht hat, mit seiner Trauer umzugehen, wie er es für richtig hält. Und es tut mit wirklich leid, Herr Jacobsen, dass ich Sie trotzdem noch zu einem weiteren Punkt befragen muss. Was können Sie uns über Ihre Beziehung zu Vera Kaminski sagen?«
    »Vera ist eine langjährige Mitarbeiterin, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann. Daher leitet sie auch unsere Dependance auf Mallorca.«
    »Uns geht es vor allem um Ihr persönliches Verhältnis zu Frau Kaminski«, fuhr Weber fort. »Ist es richtig, dass Sie eine sexuelle Beziehung zu ihr unterhalten?«
    Malte Jacobsens Miene verfinsterte sich.
    »Wir haben ein- oder zweimal miteinander geschlafen, wenn Sie das meinen«, erwiderte er. »Aber ich frage mich wirklich, was das mit dem Tod meiner Frau zu tun haben soll. Sind Sie denn inzwischen mit der Datenauswertung von Monikas Laptop vorangekommen?«
    »Unsere Spezialisten haben eine interessante Korrespondenz zwischen Vera Kaminski und Ihrer Frau auf dem Computer gefunden, die alles andere als freundlich ist. Es scheint so, als hätten sich die beiden Damen einen erbitterten Kampf um Sie geliefert. Haben Sie das gewusst, Herr Jacobsen?«
    »Nein, davon höre ich heute zum ersten Mal, Herr
Kommissar, außerdem hätte ich Monika schon allein wegen der Kinder niemals verlassen. Ich habe Vera von Anfang an klargemacht, dass es unter keinen Umständen mehr als ein unverbindliches Verhältnis zwischen uns geben wird. Bis heute hatte ich auch nicht den Eindruck, dass sie mit unserem Arrangement in irgendeiner Weise Schwierigkeiten gehabt hat. Auch bin ich bis heute davon ausgegangen, dass meine Frau nichts von unserer Affäre wusste. Aber vielleicht hat Monika, obwohl ich ihr gegenüber genauso aufmerksam gewesen bin wie sonst, dennoch etwas mitbekommen.«
    »Demnach hat Ihre Frau also durchaus einen Grund dafür gehabt, sich ihrerseits nach einem Verhältnis umzusehen.«
    »Das hieße ja mit anderen Worten, dass ich an Monikas Tod schuld bin«, murmelte der Makler betroffen.
    »Nein, das heißt es nicht, Herr Jacobsen. Schließlich sind wir nach wie vor auf der Suche nach einem brutalen Mörder«, stellte Anna klar und fragte sich dabei einmal mehr, warum die meisten Männer zu nichts anderem in der Lage zu sein schienen, als um sich selbst zu kreisen.
     
    Auch Tom entwickelte sich immer mehr zu einem dieser Männer, machte sich Anna sorgenvoll bewusst, während sie mit Weber nach der Befragung von Malte Jacobsen durch die Hamburger Innenstadt fuhr. Und seitdem er vor kurzem auch noch angefangen hatte, Golf zu spielen, verbrachten sie noch weniger Zeit miteinander als früher. Ihrer beider Alltag war voller Verpflichtungen, und die wenigen freien Stunden, die sie gemeinsam verbrachten,
wurden zunehmend von heftigen, kompromisslosen Streitereien beeinträchtigt, bei denen keiner von ihnen bereit war, auch nur einen Millimeter von seinem Standpunkt abzurücken. Wie zum Teufel hatten sie dermaßen blind füreinander werden können? Und warum waren sie nicht in der Lage, auch nur einen Bruchteil ihrer über viele Jahre gereiften Erfahrung und gewonnenen Einsichten zugunsten ihrer Beziehung zu nutzen?
    »So, wir sind da«, holte Weber seine Kollegin wieder in die Gegenwart zurück, während er auf dem Behördenparkplatz vor dem Gebäude des LKA in Hamburg-Alsterdorf parkte und den Motor des Vectra ausmachte.
    »Das wird wohl wieder nichts mit dem pünktlichen Feierabend«, meinte er mit grimmigem Blick. »Dabei habe ich Johannes versprochen, dass ich heute Abend zu seinem Fußballspiel kommen werde.«
    Nachdem Günther Sibelius den Kommissaren zwei weitere Stunden Zeit gegeben hatte, bevor sie ihren Kollegen bei der Auswertung von Hinweisen bezüglich des Phantombildes helfen mussten, machten sich Anna und Weber wieder

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