Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
seit einigen Tagen bei der Auswertung der aus der Bevölkerung eingegangenen Hinweise. Ich freue mich sehr, dass ich ihn für uns gewinnen konnte, denn wir alle werden möglicherweise noch von seiner langjährigen Erfahrung als Verhörspezialist profitieren können. Sein junger Kollege, Kriminalhauptmeister Lars Haberland, ebenfalls aus dem Kommissariat sechsundzwanzig, wird sich seine Sporen dagegen erst noch verdienen müssen«, nickte er einem schlanken, dunkelhaarigen Mann in den Zwanzigern freundlich zu, der daraufhin schüchtern lächelte und unruhig auf seinem Stuhl hin- und herrückte. »Kommen wir jetzt zu den Kollegen, die schon von Anfang an mit den beiden Mordfällen befasst sind. Da ist zum einen Dr. Severin aus der Rechtsmedizin, den sicher jeder von Ihnen kennt, was, denke ich, auch für die Kommissare Anna Greve und Lukas Weber gilt. Unseren Computerspezialisten
dagegen muss ich Ihnen sehr wohl vorstellen, da Marc Hellweg erst seit Anfang dieses Monats in unserer Abteilung ist.«
»So, das wäre also unser Team«, rieb sich Günther Sibelius zufrieden die Hände. »Und damit wir sofort an die Arbeit gehen können, habe ich für jeden von Ihnen eine Mappe mit der bisherigen Faktenlage erstellt. Die neu hinzugekommenen Kollegen möchte ich bitten, sich einen Überblick über den Stand der Ermittlungen zu verschaffen, bevor wir uns gegen sechzehn Uhr erneut hier treffen.«
»Ziemlich hübsch, die Kleine«, kommentierte Weber und warf Verena Mendelson einen anerkennenden Blick hinterher, als er sich nach der Dienstbesprechung zusammen mit Anna auf den Weg zu Hannelore Blochs Privatadresse in Hamburg-Lurup aufmachte.
»Stimmt auffallend, passen Sie deshalb bloß auf, dass Sie sich nicht an ihr verheben, Weber. Meiner Meinung nach haben wir es hier mit einer Frau zu tun, die genau weiß, was sie will.«
»Übrigens ist mir aus Werner Freiwalds näherer Umgebung zu Ohren gekommen, dass Frau Mendelson ab und an ein wenig mehr als nur seine persönliche Assistentin sein soll«, gab Weber grinsend zurück. »Intern hat ihr das bei einigen männlichen Kollegen den Spitznamen ›Diwan‹ eingebracht.«
»Ich wäre vorsichtig mit solchen Gerüchten, Weber. Denn eine schöne Frau wie Verena Mendelson hat bestimmt eine Menge Neider, und das nicht nur im Hinblick auf ihren Job als Freiwalds persönliche Assistentin.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht, Anna, selbst wenn solche Gerüchte fast immer ein Körnchen Wahrheit enthalten. Also schauen wir erst einmal, wie die Mendelson arbeitet, bevor wir uns ein Urteil über sie erlauben. Trotzdem hoffe ich, dass sie keine unnötige Unruhe in die Soko hineinbringt. Sind Ihnen Lars Haberlands schmachtende Blicke denn überhaupt nicht aufgefallen?«
»Nun ja«, gab Anna lächelnd zurück, »mir ist vor allem aufgefallen, wie sehr Sie selbst von Frau Mendelson beeindruckt zu sein scheinen, Weber. Kein Wunder, denn sie ist zweifellos eine Augenweide. Was mich dagegen wirklich wundert, ist, dass es der Mettmann in die Soko geschafft hat. Wo er mit seinen Täterprofilen in der Vergangenheit doch meist danebengelegen haben soll. Zumindest hat er mit ›Mettwurst‹ einen passenden Spitznamen verpasst bekommen. Sehen Sie sich bloß einmal sein pickeliges Gesicht mit all den roten Flecken an, dann wissen Sie Bescheid, Weber.«
Kurz vor der Ausfahrt »Volkspark« auf der A7 drosselte Lukas Weber das Tempo, um sich auf die Fahrspur in Richtung Hamburg-Lurup einzufädeln. Nun hatten sie es nicht mehr weit bis zu dem Mietshaus am Tannenberg, in dem Hannelore Bloch bis zu ihrem Tod gewohnt hatte. Mehrere Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte die KTU, die bereits vor Ort war, schon in der Gartenlaube der Ermordeten sichergestellt.
»So, hier müsste es sein«, parkte Weber den Vectra kurz darauf vor einem rot geklinkerten Mehrfamilienhaus ein. Als sie die Zweizimmerwohnung im ersten
Stockwerk betraten, trafen die Kommissare dort auf Werner Freiwald und Verena Mendelson, die im Flur gerade einen von Hannelore Blochs Aktenordnern mit der Aufschrift »Altersvorsorge« studierten.
»Ich dachte mir, ich beginne am besten gleich vor Ort«, erklärte Verena Mendelson ihre Anwesenheit. »So kann ich eventuelle Ergebnisse nachher gleich aus erster Hand weitergeben.«
»Sind Sie denn überhaupt schon dazugekommen, sich anhand von Günther Sibelius’ Mappe einen ersten Überblick über den Fall zu verschaffen?«, wollte Weber wissen.
»Natürlich nicht, lieber Kollege«, tat Verena
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