Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
soll es ja schon Geräte geben, die man ohne Schwierigkeiten transportieren kann, weil sie ganz klein und leicht sind.«
»Die Kollegin Mendelson ist bereits auf dem Weg ins Präsidium und wird in Kürze eintreffen«, eröffnete Günther Sibelius am Nachmittag die erste offizielle Dienstbesprechung der neu gegründeten Soko und erteilte anschließend Ferdinand Huber das Wort.
»Wir haben uns in der Zwischenzeit mit den Biografien der zwei ermordeten Frauen beschäftigt«, begann dieser und machte dabei mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung seines Mitarbeiters Lars Haberland. »Auf den ersten Blick scheint es keine Überschneidungen zu geben. Monika Jacobsen war vor allem mit ihren häuslichen Aufgaben beschäftigt und hat sich darüber hinaus ehrenamtlich für den Deutschen Kinderschutzbund engagiert. Hannelore Bloch war alleinstehend und
als Sekretärin in einer Klempnerei angestellt. In ihrer Freizeit hat sie sich vor allem um ihr Gartengrundstück in ›Hermannsthal‹ gekümmert. Nebenbei soll sie gern zum Tanzen gegangen sein, einen Spanischkurs in der Volkshochschule besucht und einmal in der Woche zusammen mit ein paar Freundinnen gekocht haben. Aber bitte nageln Sie uns nicht auf die genannten Ergebnisse fest, bevor wir diese nicht Punkt für Punkt auf ihre Richtigkeit hin überprüft haben.«
»Trotzdem bemerkenswert, wie viele Ansatzpunkte Sie in der kurzen Zeit in Erfahrung gebracht haben«, lobte Günther Sibelius. »Also recherchieren Sie weiter, Kollegen. Wer weiß, möglicherweise stoßen Sie doch noch auf Überschneidungen, und die beiden Frauen haben sich im gleichen Tanzkurs kennengelernt, oder aber sie besaßen ein und dasselbe Theaterabonnement. Und wie sieht es bei Ihnen aus, Herr Hellweg?«, wendete er sich an den Computerspezialisten. »Haben Sie inzwischen in einer der Kontaktbörsen im Internet eine Spur der Ermordeten gefunden?«
»Bislang noch nicht, Chef, doch so etwas braucht Zeit, allein schon weil die Anzahl der in Frage kommenden Plattformen und Foren sehr groß ist. Aber ich bleibe dran«, schloss er, als Verena Mendelson zur Tür hereinschlüpfte und sich leise neben ihn setzte.
»Wir glauben, dass der Täter Hannelore Blochs Laptop mitgenommen hat, Chef«, meldete sich Anna Greve zu Wort. »Es steht zweifelsfrei fest, dass sie einen Computer besaß, der allerdings spurlos verschwunden ist.«
»In Hannelore Blochs Küche befand sich ein Kochbuch,
in dem ein Rezept für eine Lammschulter provenzalischer Art mit einem Merkzettel versehen war«, berichtete nun Verena Mendelson. »Daraufhin habe ich die dafür benötigten Zutaten mit der Liste der in der Gartenlaube sichergestellten Essensreste verglichen. Ein Volltreffer, Kollegen, Frau Bloch hat dieses Gericht am Abend ihres Todes zubereitet.«
»Höchstwahrscheinlich für ihren Traumprinzen, der sie dann zum Nachtisch getötet und den Computer an sich genommen hat, um damit jede Spur, die auf ihn verweist, löschen zu können«, stellte Weber fest.
»Das könnte ich mir auch gut vorstellen«, stimmte Verena Mendelson zu. »Übrigens haben wir jetzt auch das Ergebnis des DNS-Abgleichs vorliegen, Chef. Adam Samics Speichelprobe stimmt nicht mit der DNS des Täters überein.«
»Gut, dann veranlassen Sie, dass er wieder aus dem polizeilichen Gewahrsam entlassen wird. Außerdem möchte ich Sie alle bitten, mögliche Motive, die sich aus der früheren Berufstätigkeit von Monika Jacobsen ergeben, nicht aus den Augen zu verlieren, damit wir einen Tatzusammenhang auf dieser Ebene ausschließen können. Teilen Sie daher die beschlagnahmten Ordner mit den Steuerakten untereinander auf, und nehmen Sie sie sich noch einmal gründlich vor«, wies Günther Sibelius die Mitglieder der Soko an. »Die Kollegin Greve wird Ihnen jeweils einen Teil der Akten übergeben.«
Dreißig Minuten vor der vereinbarten Zeit machte sich Amanda von der S-Bahn-Station Jungfernstieg in Richtung
Gertrudenstraße zu ihrem Treffen mit Cornelius auf. Dabei schlug sie den Fußweg in Richtung Ballindamm ein, der dem Ufer der Binnenalster folgte. Trotz ihrer Aufregung zwang sich Amanda, langsam zu gehen, um den Weg entlang der vierspurigen Straße von nicht einmal zehn Minuten auf eine halbe Stunde auszudehnen. Schließlich wollte sie keinesfalls zu früh bei Cornelius eintreffen.
Punkt neunzehn Uhr stand Amanda vor dem ihr genannten Haus in der Gertrudenstraße. Sie spähte auf die im Eingangsbereich des weiß gestrichenen Mehrfamilienhauses
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