Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
gelesen und weißt nicht, was zurzeit in der Stadt los ist?«
»Was soll denn Besonderes los sein?«, sah Max Doris fragend an.
»Ich spreche von den beiden Frauenmorden. Da rennt ein durchgeknallter Psychopath durch die Stadt, und du machst dir um Amanda keine Sorgen?«
»Also gut, was schlägst du vor?«
»Wir müssen die Polizei auf der Stelle über Amandas Verschwinden informieren. Am besten wenden wir uns gleich an die für die Frauenmorde zuständigen Beamten.«
»Gut, ich bin einverstanden, trotzdem warten wir damit noch bis morgen früh, Doris. Ich habe wirklich keine Lust, mich bei der Polizei lächerlich zu machen, sollte meine Angetraute im Laufe des Tages doch noch auftauchen. Selbstverständlich rufe ich dich in diesem Fall sofort an«, beendete Max das Gespräch. »Bis morgen also.«
Den Rest des Nachmittags lief Doris Hagedorn unruhig in ihrem Haus auf und ab, bis sie sich entschloss, ihren Mann Rudi um Rat zu fragen, der nicht nur ein sehr ruhiger, sondern auch ein sehr kluger Mann war.
»Du hast vollkommen Recht, meine Süße, ihr dürft keine weitere Zeit mehr verstreichen lassen. Richte Max einen schönen Gruß von mir aus, und sage ihm, dass wir die Vermisstenanzeige noch heute und zur Not auch ohne ihn aufgeben werden, falls er nicht endlich seinen Arsch zur Polizei bewegt.«
Die Nachricht von Amanda Meinhardts Verschwinden erreichte die Kommissare Greve und Weber am Freitagabend kurz vor Dienstschluss. Der Dienst habende Beamte der örtlichen Wache im Landkreis Harburg, auf der Max Meinhardt zusammen mit Doris und Rudolf Hagedorn erschienen war, um das Verschwinden seiner Frau anzuzeigen, leitete den Vorgang sofort an die dafür zuständige
Dienststelle in Hamburg weiter, weshalb die beiden Kommissare auch nur knappe zweieinhalb Stunden später vor der Tür der Familie Meinhardt in Hittfeld standen.
»Wann hatten Sie den letzten Kontakt zu Ihrer Freundin?«, wollte Anna von Doris Hagedorn wissen, nachdem diese den Beamten die gesamte Vorgeschichte berichtet hatte.
»Gestern Abend gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig haben wir kurz miteinander telefoniert, ungefähr eine Stunde später schrieb sie mir dann noch diese SMS«, meinte Doris Hagedorn und reichte Anna ihr Handy.
»Alles in Ordnung, ich melde mich morgen«, las Anna die letzte Nachricht von Amanda Meinhardt. Nachdenklich warf sie einen flüchtigen Blick auf die Familienfotos, die an der gegenüberliegenden Wand über einer Anrichte aus Buchenholz angebracht waren. Überrascht sah sie noch einmal genauer hin. Amanda Meinhardt passte verblüffend gut in das Opferprofil des unbekannten Frauenmörders. Mit einem kurzen Nicken machte sie Weber auf die Fotografien aufmerksam, bevor sie ihre nächste Frage stellte. »Sie sagten, dass Sie heute schon mehrmals versucht haben, Ihre Freundin auf dem Handy zu erreichen. War es denn noch eingeschaltet?«
»Ja, das war es«, nickte Doris Hagedorn. »Amanda hat sich vor kurzem erst ein neues Handy mit einem besonders langlebigen Akku angeschafft.«
»Dann hoffen wir mal, dass Ihre Freundin den Akku gestern auch noch aufgeladen hat, bevor sie das Haus verließ«, sagte Anna. »Mit welchem Provider hat Ihre Frau einen Handyvertrag abgeschlossen?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen«, gab Max Meinhardt
zur Antwort. »Amanda wechselt ständig den Anbieter, da muss ich zuerst in den Unterlagen nachschlagen.«
»Dann tun Sie das, aber bitte beeilen Sie sich, denn wenn das Handy erst einmal ausgeschaltet ist, haben wir keine Möglichkeit mehr, es eventuell über das GPS zu orten. Am besten, wir sehen gleich einmal gemeinsam nach«, schlug Weber vor und verließ zusammen mit Max Meinhardt das Zimmer.
»Gut, ich fasse noch einmal zusammen«, wandte sich Anna wieder Doris Hagedorn zu. »Ihre Freundin hat sich am Donnerstag gegen neunzehn Uhr dreißig mit einem Mann, der sich Cornelius nannte und den sie über eine Kontaktplattform im Internet kennengelernt hatte, zu einem Opernbesuch in Hamburg verabredet. Den weiteren Abend wollten die beiden zusammen auf einem Boot verbringen, von dessen genauem Liegeplatz Sie allerdings keine Kenntnis haben.«
Doris Hagedorn nickte.
»Können Sie uns sonst noch etwas über den Mann sagen? Hat Amanda Ihnen vielleicht einmal ein Foto von ihm gezeigt?«
»Das nicht, allerdings hat sie mir sein Äußeres ziemlich genau beschrieben.«
»Sehr gut, dann schauen Sie morgen früh bitte bei uns auf dem Präsidium vorbei, damit wir Ihre Aussage aufnehmen
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