Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
Vom Netzwerk:
»Alles in Ordnung, ich melde mich morgen.«
    Als sie wieder in die Kajüte zurückkam, bemerkte sie, dass Cornelius unterdessen den Tisch verschoben und
das Sofa zu einer Liegefläche umgebaut hatte. Amanda legte das Handy unbemerkt in ihre Tasche zurück und hängte ihre Jacke über den Stuhl.
    »War das eine bescheuerte Idee?«, fragte er, wobei wie schon zu Beginn des Abends Unsicherheit in seiner Stimme mitschwang.
    »Kommt auf den Versuch an. Wenn es knarrt oder sich mir Sprungfedern in den Rücken bohren, werden wir uns einen anderen Platz suchen müssen«, ließ sich Amanda auf das Sofa fallen. »Nein, ich hab wirklich schon schlechter gelegen.«
    Worauf Cornelius schallend zu lachen begann und ihnen noch einmal Wein nachschenkte. Danach kam er mit den vollen Gläsern zu Amanda herüber.
    »Es ist so wunderbar entspannt mit dir«, prostete Amanda ihm zu. »Ich hätte nie gedacht, dass es mit uns beiden im realen Leben genauso gut klappt wie im virtuellen.«
    Sie leerte ihr Glas in einem Zug und spürte sofort, wie der Wein zu wirken begann. Schwerfällig setzte sie sich auf, aber als sie aufzustehen versuchte, versagten ihr die Beine.
    »Reich mir doch bitte ein Stück Weißbrot aus dem Korb herüber«, lachte sie. »Ich muss jetzt langsam gegensteuern, wenn ich dich demnächst nicht doppelt sehen will.«
    Während Amanda auf ihrem Brot herumkaute, sah sie in die hell erleuchtete Fensterfront des auf der anderen Kanalseite gelegenen Restaurants, wo immer noch viele Tische besetzt waren. Erleichtert seufzte sie auf und kuschelte sich in Cornelius’ Arme.

    »Ruh dich ein wenig aus«, raunte er ihr ins Ohr und löste sich kurz darauf sanft aus ihrer Umarmung. »Wenn du erlaubst, würde ich gern ein paar Skizzen von dir machen.«
    »Mhmm.«
    Müde blinzelte sie in Cornelius’ Richtung, der mit einem Zeichenblock auf den Knien vor dem Sofa saß und sie eingehend betrachtete. Sie schloss ihre Lider und glaubte noch kurz das Klicken einer Kamera zu hören, dann war sie auch schon eingeschlafen.
     
    Als sie wieder aufwachte, fror sie erbärmlich. Die Kerzen waren heruntergebrannt, und auch sonst war es in der Kajüte bis auf einen dünnen Lichtstreifen, der unter der Tür der Waschkabine hindurchdrang, stockdunkel. Sie gähnte benommen, wurde aber schlagartig hellwach, als sie vergeblich versuchte, sich auszustrecken. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie völlig nackt war, ihre Hände über dem Kopf gefesselt und ihre Beine gespreizt und wie auf dem Untersuchungsstuhl eines Gynäkologen fixiert waren. Verzweifelt zog sie an ihren Fesseln, die jedoch um keinen Millimeter nachgaben. Angstvoll sah sie sich in der Kajüte um. Über der Lehne des Holzstuhls, auf dem sie vorhin gesessen hatte, hing ihre Handtasche, darüber das Bolerojäckchen. Vielleicht konnte sie, wenn sie ihre Arme so weit wie möglich streckte, ja den Stuhl mit den Fingerspitzen erreichen und dann irgendwie an das Handy in ihrer Tasche gelangen. Es war noch immer eingeschaltet und, wenn Cornelius es in der Zwischenzeit nicht entdeckt und an sich genommen hatte, ihre einzige Chance, unbeschadet aus dieser Sache herauszukommen.
Amanda konzentrierte sich und erwischte nach einigen vergeblichen Versuchen tatsächlich einen Zipfel ihrer Jacke. Sie zog daran, doch es gelang ihr nicht, den Stuhl dadurch ein wenig näher an sich heranzurücken. Verbissen versuchte sie es weiter, bis sie zuletzt so heftig an der Jacke zog, dass sie zu Boden fiel. Sie biss sich auf die Lippen und versuchte, ihre Verzweiflung zurückzudrängen. Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren, sondern musste ihre Lage klar überdenken. Zum Glück war der Stuhl nicht mit zu Boden gegangen, sonst wäre Cornelius oder wie auch immer sein richtiger Name lautete, schon längst in der Kajüte aufgetaucht. Wahrscheinlich würde sie so oder so nicht mehr viel Zeit haben, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen, denn würde Cornelius erst einmal bemerkt haben, dass sie zu sich gekommen war, wäre es zu spät. Amanda reckte den Kopf in die Höhe und starrte auf die Fensterfront des Restaurants gegenüber, das, bis auf einen schwachen Lichtschein, mittlerweile vollkommen dunkel war. Wenn sie nur eine Ahnung hätte, wie spät es inzwischen geworden war! Amanda hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Außerdem fühlte sie sich noch immer so benommen, dass sie keinen Zweifel daran hatte, dass Cornelius sie mit irgendeinem Mittel betäubt hatte. Ihr Mund war völlig ausgetrocknet, dennoch

Weitere Kostenlose Bücher