Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
können.«
»Herr Meinhardt ist auf die Schnelle nicht fündig geworden«, kam Weber ins Wohnzimmer zurück. »Er ruft uns an, sobald er den Handyprovider in Erfahrung gebracht hat.«
»Für unsere Ermittlungen benötigen wir ein Foto Ihrer
Frau«, wendete sich Anna an Max Meinhardt, der sich kurz in der Wohnzimmertür zeigte. »Auch würden wir uns gern einmal in ihrem Zimmer umschauen.«
»Besitzt Ihre Frau einen eigenen Computer?«, wollte Weber wissen.
»Ja, der Laptop steht normalerweise in der Küche«, sagte Max Meinhardt. »Aber ein eigenes Zimmer, in das sie sich zurückziehen konnte, haben wir hier leider nicht. Amandas persönliche Sachen finden Sie im Nachtschrank neben ihrem Bett und in der Küche in dem blauen Regal über dem Geschirrspüler.«
Während Weber den Laptop checkte, machte sich Anna an die Untersuchung von Amanda Meinhardts persönlichen Sachen und entschied, alle CDs, DVDs sowie einige Schulhefte mit handgeschriebenen Notizen für eine genaue Überprüfung sicherzustellen.
Die Kommissare waren gerade ins Wohnzimmer zurückgekehrt, als im Flur plötzlich eine Mädchenstimme zu hören war: »Mama, bist du da?«
»Das ist unsere Tochter Klara«, erklärte Max Meinhardt. »Bitte sagen Sie ihr nicht, wie ernst Sie die Überfälligkeit ihrer Mutter nehmen. Ich will nicht, dass sich Klara vielleicht völlig unnötige Sorgen macht.«
»Wir sind im Wohnzimmer, Schatz«, rief Max Meinhardt zurück, während Anna und Weber irritierte Blicke untereinander austauschten, bevor sie die Tochter des Hauses begrüßten.
Als Weber seine Kollegin und sich selbst vorstellte, wurde das Mädchen schneeweiß im Gesicht. »Hat Ihr Besuch etwas mit den ermordeten Frauen zu tun? Ist meine Mama etwa ernsthaft in Gefahr?«
»Unsere Arbeit ist nur eine reine Formsache, mehr nicht, Klara«, entgegnete Anna, die meinte, das Mädchen von irgendwoher zu kennen. »Zurzeit werden alle Vermisstenanzeigen routinemäßig überprüft, soweit sie Frauen betreffen.«
Anna stand auf und nahm Klara, die mit ihrer schwarzen, hautengen Kleidung und dem blass geschminkten Gesicht beinahe wie eine erwachsene Frau wirkte, behutsam in den Arm. Anschließend drückte sie Max Meinhardt und Doris Hagedorn je eine ihrer Visitenkarten in die Hand.
»Wir sehen uns morgen.«
Weber verabschiedete sich von Max Meinhardt, dem Anna noch einmal zunickte, bevor sie wieder in die Novemberkälte hinausging. Die Kommissarin fror bis auf die Knochen, und das nicht nur, weil es an diesem Abend eisig kalt war.
»Als Erstes verständigen wir Sibelius, Weber, ich glaube, die Soko wird auch übers Wochenende im Einsatz bleiben müssen. Wenn ich an Amanda Meinhardt denke, habe ich ein ungutes Gefühl. Ihre Ähnlichkeit mit Monika Jakobsen und Hannelore Bloch ist wirklich verblüffend.«
Als Anna gegen Mitternacht nach Haus kam, fiel sie nur noch müde ins Bett, um am Samstagmorgen Punkt sieben Uhr mit quälenden Kopfschmerzen vom schrillen Alarmton des Weckers geweckt zu werden. Nach einem starken Kaffee, einer ausgiebigen Dusche, einem Marmeladentoast und einer Schmerztablette fühlte sie sich zwar noch immer wie zerschlagen, aber wenigstens waren die Kopfschmerzen auf ein erträgliches Maß
zurückgegangen. Bevor Anna das Haus verließ, schrieb sie noch schnell eine Nachricht an Tom und ihre beiden Söhne und kratzte dann fluchend die Eisschicht von den Scheiben ihres Wagens, den sie gestern ausnahmsweise auf der Straße und nicht wie sonst unter dem Carport geparkt hatte.
Im Präsidium angekommen, hastete sie den langen Gang entlang und schlüpfte genau in dem Moment in den Konferenzraum, in dem sich die anderen Mitglieder der Soko an den langen Tisch setzten. Sie wunderte sich, dass Weber fehlte, nahm neben Günther Sibelius Platz und beantwortete dessen nachsichtigen Blick mit einem Lächeln.
»Guten Morgen, Kollegen«, eröffnete Annas Chef kurz darauf die Dienstbesprechung, als Weber zur Tür hereingestürmt kam.
»Es gibt Neuigkeiten, vor ein paar Minuten hat Herr Meinhardt den Provider des Handys seiner Frau durchgegeben. Das Signal ist gerade geortet worden, Chef! Es kommt von der Wilhelmsburger Reichsstraße in Höhe der Ausfahrt Wilhelmsburg, und die Kollegen der zuständigen Wache sind bereits dorthin unterwegs. Wenn es Ihnen recht ist, mache ich mich jetzt gleichfalls direkt auf den Weg dorthin.«
»Gut, aber halten Sie uns auf dem Laufenden«, nickte Günther Sibelius zustimmend und verteilte anschließend die anstehenden
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