Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
Vom Netzwerk:
Vielleicht erreichte er ja nur den Anrufbeantworter. Leider war
Schackhaven gleich dran.
    »Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann, Herr Lüthje. Wir
hatten die Frage Ihrer Unterbringung in Kiel noch nicht angesprochen, Sie
könnten natürlich auf Landeskosten in einem Hotel wohnen oder beim
Sondereinsatzkommando auf dem Eichhof unterkommen.«
    »Ich werde in Laboe unterkommen. Das wird ja auch mein
Arbeitsmittelpunkt sein. Schließlich habe ich den Tatort vor der Tür. Und die
Unterkunft ist kostenlos.«
    »Einverstanden. Sie haben völlig recht. Haben Sie schon über die
konkrete personelle Ausstattung Ihrer Ermittlungsgruppe nachgedacht?«
    »Malbeks Leute und meine Flensburger Leute. Die Laboer Kollegen sind
natürlich auch eingebunden.«
    »Einverstanden. Ihre Flensburger Leute können dann natürlich in den
Räumlichkeiten des SEK unterkommen.«
    »Ich werde darauf zurückkommen. Aber vorerst werden sie mir von
Flensburg aus zuarbeiten.«
    »Einverstanden. Haben Sie schon einen Namen für die Ermittlungsgruppe?«
    »Friedenshügel.«
    »Wie bitte?«
    »Friedenshügel. Wie der Hügel des Friedens.«
    »Wie sind Sie denn darauf gekommen?«
    »Ganz einfach. Friedenshügel heißt das Gelände, auf dem der Friedhof
von Flensburg liegt. Und schließlich geht es ja in den Häusern an der
Strandstraße auch um mehr als einen Todesfall. Da gab es noch einen Selbstmord,
ein paar Monate her, einen Mord, viele Jahre her, einen tödlichen Unfall, nicht
ganz so viele Jahre her. Wer weiß, was noch kommt. Das Ehrenmal liegt auch auf
einem kleinen Hügel. Wollen Sie noch mehr Gründe?«
    »Donnerwetter, mein Kompliment, so viel haben Sie schon ermittelt.
Aber wenn ich Sie so erzählen höre, habe ich den Eindruck, dass der Berg an
Arbeit für uns sich immer höher auftürmt. Wie haben Sie denn …«
    »Kein Berg, Herr Schackhaven! Nur ein Hügel! Immer positiv denken.
Ich muss mich jetzt auf den Verkehr konzentrieren. Tschüss!«
    Lüthje beendete das Gespräch, obwohl Schackhaven noch etwas erwidern
wollte.
    Er fuhr die B 76 auf der Höhe Fahrdorf genau mit sechzig
Stundenkilometern, weil er wusste, dass hier bis Ende der Kieler Woche
Radarkontrollen für Fahrzeuge aus Richtung Kiel stattfanden. Er entdeckte die
Kollegen schließlich ein ganzes Stück weiter auf der Gegenseite, hinter den
Büschen am Weg zur Haithabuer Kirche. »Sie suchen den Segen Gottes für ihr
frevlerischeres Tun«, hatte Malbek einmal gesagt, nachdem sie ihn an der Stelle
geblitzt hatten.
    Lüthje wusste, dass Malbek darauf brannte, zu erfahren, wie das
Gespräch Lüthjes mit Schackhaven verlaufen war. Wie Lüthje sich entschieden
hatte. Ob es heiße Spuren gab. Oder schon Festnahmen. Wie kam Lüthje mit Hoyer
und Vehrs zurecht? Lüthje würde es ihm gern ausführlich erzählen, gespickt mit
Gemeinheiten, wie es sich zwischen Freunden so gehörte. Aber Malbeks Tochter
Sophie hatte ihm strengstens verboten »auch nur ein Wort dienstlichen Kram von
sich zu geben«, wenn er bei ihnen in England anrufen würde.
    Also versuchte er, Hilly in London anzurufen. »… The
number you have called is not available«, sagte eine weibliche
Computerstimme.
    Er rief Blumfuchs an. Der saß gerade mit seiner Freundin am
Museumshafen in Flensburg und trank ein Bier. Lüthje informierte ihn, dass er
und Husvogt ab sofort Mitglieder der Ermittlungsgruppe Friedenshügel seien, die
ein paar Morde an der Kieler Förde aufklären sollten.
    Blumfuchs’ Schreck hielt sich zu Lüthjes Bedauern in Grenzen, als
der erfuhr, dass sie in Flensburg bleiben konnten und ihnen so die Unterkünfte
des Sondereinsatzkommandos am Eichhof in Kiel erspart blieben. Lüthje kündigte
an, dass sie zunächst Personendaten ermitteln sollten.
    Blumfuchs versuchte, Lüthje zu einem Duburger Bock einzuladen, dabei
könnte er doch ein wenig mehr erzählen. Lüthje lehnte mit echtem Bedauern ab
und versprach, sich am nächsten Tag wieder zu melden.
    Zu Hause packte er zwei Reisetaschen und legte als Schlafmittel zwei
Flaschen Duburger Bock und ein dickes Buch dazu.
    Ihm fiel ein, dass im Kühlschrank noch eine Schüssel eingelegter
Heringe stand. Wie lange waren die haltbar? Und wie transportierte man die im
Auto, ohne dass sie überschwappten? Ob man den Fischgeruch aus dem Dienstwagen
je wieder herauskriegen würde? Er fand für diese Fragen keine Lösung. Sein
Magen knurrte. Dann konnte er sowieso nicht richtig denken. Er müsste im
Einkaufszentrum am Kieler Bahnhof etwas essen und

Weitere Kostenlose Bücher