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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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das alles?«, fragte Lüthje.
    »Raten Sie mal.«
    Lüthje sah plötzlich wie gebannt in den Saal hinunter. »Einen
Moment. Das Paar dort unten … neben dem Blumenkübel, rechts am Büfett … die
Frau, die mit den langen schwarzen Haaren und den dünnen Haremshosen neben dem
jungen Mann mit der großen Nase und der Tolle hinter dem einen Ohr? Wer ist
das?«
    »Ich frage mal nach«, sagte Baginski.
    Er entfernte sich ein paar Meter und wandte sich von Lüthje ab. Beim
Telefonieren hielt er die Hand ans Ohr und gestikulierte mit dem freien Arm. Er
schien verärgert zu sein. Nach ungefähr drei Minuten kam er wieder zu Lüthje.
    »Die Frau heißt Verena Klockemann, der Mann gehört zu unserer
Abteilung.«
    »Wie heißt er?«, fragte Lüthje.
    »Wieso wollen Sie das wissen?«
    »Weil die Frau mit Ihrem ehemaligen Chef vor ein paar Tagen allein
mit dem Boot unterwegs war«, antwortete Lüthje. »Hatten Sie mir nicht gesagt,
dass Sie ein vitales Interesse daran haben, dass der Mörder schnell gefasst
wird?«
    »Der Mann heißt Jonas Neifer. Er war auch auf den Bootpartys.«
    »Danke. Als Belohnung gebe ich Ihnen jetzt die Antwort auf Ihre
Ratefrage.«
    »Sie meinen …?«
    »Die Antwort auf die Frage, warum Sie mich eingeladen haben und
warum Sie mir das alles erzählen, lautet: Weil Sie wollten, dass man dort unten
im Saal mich mit Ihnen hier oben auf der Galerie im Gespräch sieht. Und das, nachdem man dort unten Schackhaven und mich gesehen hat,
als er mir angeblich neue Anweisungen erteilte. Zusammengefasst: Sie haben mich
benutzt, um einen störenden Konkurrenten namens Schackhaven vorsorglich schon
im Landeanflug abzuschießen.«
    Baginski verbeugte sich lächelnd vor Lüthje. »Mein Kompliment. Eine
messerscharfe Analyse.«
    »Da ich Ihnen also soeben einen großen Gefallen getan habe, bekommen
Sie jetzt die Gelegenheit, sich zu revanchieren«, sagte Lüthje, und er erzählte
Baginski mit gedämpfter Stimme, was er vorhatte.
    Wie erwartet war Baginski einverstanden. Es war ein Angebot, das er
nicht ablehnen konnte, da es gleichzeitig Schackhaven einen letzten Stoß
versetzen würde.
    »Am besten, Sie unterrichten Ihre Leute am Eingang«, sagte Lüthje.
»Immerhin werden drei Polizeifahrzeuge vorfahren. Ich warte dort, bis der Mann
aus Laboe eintrifft.«
    »Ich hab einen besseren Vorschlag. Nehmen Sie in der Wartezeit auf
der Terrasse Platz und lassen Sie sich eine Erfrischung und etwas Leckeres
kommen. Wenn sich die Polizeifahrzeuge nähern, was ich auf ein paar Monitoren
sehen kann, werde ich quer durch den Saal eilen, um Sie persönlich auf der
Terrasse abzuholen.« Baginski grinste.
    »Eine originelle Dramaturgie«, sagte Lüthje.
    Offensichtlich war auch dieser Regieeinfall nur dazu da, Schackhaven
zu treffen.
    »Sie scheinen etwas gegen Ihren Chef zu haben«, sagte Bagins ki.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Lüthje.
    Baginski antwortete nicht.
    Lüthje setzte sich auf die Terrasse unter einen der, seiner
Meinung nach, größten Sonnenschirme und informierte Hoyer und Vehrs per Handy.
Danach ließ er sich drei Portionen auf der Haut gebratenen Wildlachs und ein
Kännchen Earl Grey servieren. Dazu etwas Milch. Nur eins Komma fünf Prozent
Fett. Hilly zuliebe.
    Auf der Förde glitt ein Fährschiff scheinbar im Schritttempo
zwischen den Segelbooten vorbei Richtung Norwegen. So ließ sich die Kieler
Woche aushalten. Die Wärme und das gleichmäßige Geplauder um ihn herum machten
Lüthje schläfrig.
    Als er gerade eingenickt war, weckte ihn Baginski.
    »Sie sind da«, sagte er.
    Hafenmeister Peter Hansen war mit den Nerven zu Fuß. »Herr
Kommissar, Gott sei Dank, dass Sie hier sind. Die Polizisten im Streifenwagen
haben kein Wort mit mir geredet. Nur, dass ich zu einer Identifizierung soll.
Aber was soll ich hier in dem Edelschuppen?«
    Lüthje nahm ihn kurz beiseite und informierte ihn, während Baginski
noch ein paar Worte mit den Männern am Security-Check wechselte.
    Hansen ließ die Sicherheitsprozedur über sich ergehen. Lüthje führte
ihn, wie mit Baginski abgesprochen, auf die Galerie. Er brauchte nicht zu
suchen, Verena Klockemann und Jonas Neifer standen noch immer am selben Fleck.
Sie hatten sich offensichtlich festgeschnackt.
    »Würden Sie die Schwarzhaarige im Bikini auch in durchsichtigen
Haremshosen erkennen?«, fragte Lüthje.
    »Wenn Sie keinen Norwegerpullover trägt …«, antwortete Hansen
grinsend.
    »Da unten neben dem Blumenkübel rechts am Büfett … sie spricht mit
einem jungen

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