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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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gesehen haben. Vor zwei Wochen und vorigen Freitag. Sie und Horst
Drübbisch auf der ›Golden Girl III ‹ an der Mole E.«
    »Es muss eine Verwechslung sein.«
    »Ein Zeuge hat Sie im Hotel Wave vorhin erkannt. Deshalb sitzen Sie
jetzt hier. Nicht nur wegen Jonas Neifer. Sie wissen doch, dass Horst Drübbisch
in Laboe ermordet aufgefunden wurde?«
    »Ich … Jochen …« Sie zupfte ein Taschentuch aus ihrer edlen
Handtasche. »… Mein Mann hat es mir erzählt.«
    »Wann?«
    »Am Montag. Er hat mir die Zeitung auf den Frühstückstisch gelegt.«
Sie fing an zu weinen.
    »Seit wann lief Ihre Beziehung mit Horst Drübbisch?«
    »Wir waren nur befreundet!«, schluchzte sie.
    »Sie wollen mir erzählen, dass Sie mit Herrn Drübbisch einen kurzen
Ausflug zum Laboer Jachthafen gemacht haben, weil er Ihnen vom Boot aus seinen
Heimatort zeigen wollte? Das Dorf, das Sie schon kennen, weil Ihr Mann dort
auch aufgewachsen ist?«
    Sie weinte weiter. Die Wimperntusche floss zäh wie Blut über ihr
hübsches Gesicht.
    »Ein Zeuge sagte, dass Sie das Boot nie verlassen haben, als Sie mit
Drübbisch allein da waren. Sie standen manchmal im Bikini am Heck. Hatten Sie
Angst, dass Sie Ihrer Schwiegermutter Ingrid Klockemann begegnen? Oder Frau
Perlinger, der Sie den Tipp gegeben haben, in Laboe eine Buchhandlung in der
Nähe des Hafens zu eröffnen?«
    Verena Klockemann schluchzte laut auf und sagte dann schniefend:
»Ich hab Horst nicht umgebracht. Ich hab ihn doch geliebt.«
    »Interessant. Wo waren Sie denn am Samstagnachmittag?«
    »Ich war mit einer Freundin in der Stadt einkaufen.«
    Lüthje ließ sich von ihr Name und Adresse diktieren.
    »Werden Sie meinem Mann davon erzählen?«, fragte sie ängstlich.
    »Wovon?«
    »Von Jonas Neifer.«
    »Er wird es spätestens von meiner Kollegin von der
›Ermittlungsgruppe Milieu‹ erfahren.«

6.
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?«, fragte Hoyer, als Lüthje
ins Zimmer kam.
    »Wieso?«
    »Die hat eben auf dem Flur geheult wie ein Schlosshund.«
    »Schloss hündin ! Geheult wie eine
Schlosshündin«, korrigierte Vehrs sie. Hoyer winkte verächtlich ab.
    »Ich hab sie und ihren Zuhälter zur Ermittlungsgruppe Milieu bringen
lassen. Dort haben sich schon viele ausgeheult. Habt ihr was Neues?«, fragte
Lüthje und lehnte sich mit verschränkten Armen ans Fensterbrett.
    »Eigentlich wollten wir ja von Ihnen hören, was denn die
Vernehmungen gebracht haben. Aber wir haben etwas wirklich Interessantes«,
sagte Vehrs und zwinkerte Hoyer zu.
    »Das kann nur bedeuten, dass der Mörder schon im
Untersuchungsgefängnis sitzt, weil Sie dem Richter das protokollierte
Geständnis samt Tatwaffe auf den Tisch legen konnten und er, ohne nachzufragen,
den Haftbefehl unterschrieben hat.«
    Vehrs sagte feierlich: »Warten Sie es ab. Damen haben den Vortritt.«
Er nickte Hoyer auffordernd zu.
    »Ich habe die Mordakte Hermann Drübbisch aus dem Archiv bekommen und
analysiert«, begann Hoyer. »Wie wir wissen, war er der erste Ehemann der Ursula
Drübbisch und der Vater des am vergangenen Samstag ermordeten Horst Drübbisch.
Kollege Vehrs hat die Wohnsitzermittlungen der ehemaligen Lehrerkollegen der
Witwe Ursula Drübbisch abgeschlossen. Dabei sind wir beide unabhängig auf einen
Namen gestoßen.«
    »Welchen?«, fragte Lüthje. Er fing an, im Zimmer herumzugehen.
    »Im Mordfall Hermann Drübbisch wurden zweiunddreißig Zeugen befragt.
Einer davon war ein Rainer Stolze. Damals wohnhaft im Hexenstieg 25.«
    »Das Haus gibt es heute nicht mehr«, sagte Lüthje. »Das war ein
großes Landhaus im Stil der dreißiger Jahre. Ich bin da oft auf dem Weg zum
Strand langgefahren, vom Oberdorf über den Katzbek. Das Haus hatte viele
Mansardenfenster, und ich hatte davon geträumt, mir dort als Abiturient ein
Zimmer zu mieten.«
    »Rainer Stolze war Lehrer an der Volksschule Laboe«, sagte Hoyer und
sah Lüthje triumphierend an.
    »Es gibt vier Lehrer, die unter dem Foto aus der Chronik genannt
werden, die damals ihren Wohnsitz in Laboe hatten. Einer wohnte ein halbes Jahr
in einer der Lehrerwohnungen des alten Schulgebäudes in der Schulstraße 1
und ist dann in eine Mansardenwohnung im Hexenstieg 25 umgezogen.«
    »Von wo er einen wunderbaren Blick auf die Rückseite des
Drübbisch-Hauses hatte«, sagte Lüthje.
    »Aber darüber haben ihn die Kollegen im Mordfall nicht befragt. Man
befragte ihn nach seiner Freundschaft mit dem ermordeten Hermann Drübbisch. Man
traf sich, trank Wein, hörte Musik, sprach über

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