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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Wir haben ziemlich viel getrunken.«
    »Woher kannte Drübbisch die drei?«
    »Das waren halt alte Freunde von ihm. Das wechselte aber auch öfter.
Ich war da ja ein Newcomer.«
    »Wieso hat Drübbisch Sie eingeladen?«
    »Er hat mich gefragt, ob ich mal Lust hätte zu kommen. Eine Frau
wäre über.«
    »Wer war das?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Wusste der Ehemann von Frau Klockemann von diesen Partys?«
    »Der war ja auch dabei, oft ohne seine Frau. Und sie halt auch
manchmal ohne ihn.«
    »Wer hat den Alkohol bezahlt?«
    »Der stand in der Bootsbar.«
    »Wusste Herr Klockemann, dass seine Frau auch ohne ihn auf den
Partys war?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Wie lange kannte Drübbisch Frau Klockemann Ihrer Meinung nach?«
    »Na, der Klockemann soll ja ein Schulfreund von Drübbisch gewesen
sein. Das merkte man irgendwie auch«, sagte Neifer.
    »Woran?«
    »Sie machten untereinander Scherze, die nur sie verstanden. Und
Klockemann hat oft den Neger gemacht.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Lüthje. Sobald das Thema sich von
seiner Person entfernte, schien Neifer gesprächiger zu werden.
    »Er hat Drübbisch aufs Wort gehorcht oder hat ihn richtig umsorgt.
Das war kein Spaß. Richtig irre wurde das, wenn Drübbisch sich über Klockemann
lustig machte. Der hat dann auch gelacht. Als ob er Angst hätte, etwas falsch
zu machen. Irgendwie krank.«
    »Haben die beiden sich mal gestritten?«
    »Nie.«
    »Schön. Wissen Sie, wie oft die beiden sich gesehen haben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Herr Neifer, ich lasse Sie jetzt an das Kommissariat 2,
Ermittlungsgruppe Milieu, überstellen. Dort wird man die Fragen, die ich
gestellt habe, noch weiter vertiefen.«
    »Das ist doch Schwachsinn! Und ich will mein Handy wiederhaben!«
    »Später.« Lüthje nickte dem Beamten zu, der Neifer aus dem Zimmer
führte. Lüthje rief die Leiterin des Kommissariats 2 an und setzte sie
über das Gespräch mit Neifer ins Bild.
    »Ich schick Ihnen gleich noch eine Dame rüber. Das Handy von Herrn
Neifer habe ich als Beweisstück beschlagnahmt, damit Sie die darin
gespeicherten Telefonkontakte auslesen lassen.«
    Verena Klockemann nahm, wieder eingerahmt von den beiden
Polizistinnen, vor seinem Schreibtisch Platz und schlug die von den
durchsichtigen Haremshosen bekleideten Beine übereinander.
    »Mir ist kalt«, sagte sie.
    »Bei der Hitze?«, fragte Lüthje und öffnete das Fenster einen Spalt.
    Eine der Polizistinnen zog ihre Jacke aus und gab sie Verena
Klockemann, die sie sich über die Schultern legte.
    »Ich dachte, Sie brauchten das für Ihre Beine«, sagte Lüthje. »Aber
so steht Ihnen die Jacke besser.«
    »Darf ich rauchen?«
    »Nein. War das Ihre erste Einladung durch Herrn Neifer?«
    »Äh, ja.«
    »Herr Neifer wollte mir nicht die Summe nennen, die er Ihnen dafür
gegeben hat, dass Sie die Einladung annehmen.«
    »Er hat mir dafür kein Geld gegeben.«
    »Wieso nicht?«
    »Er wollte mich einführen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Mir zeigen, wie ich mich verhalten soll. Er hat es mir im Saal
erklärt.«
    Sie plauderte. Wahrscheinlich war sie so erleichtert, dass Lüthje
sie nur nach ihrer Tätigkeit für Neifer fragte. Außerdem war sie wohl auch bei
der Polizei eine Amateurin. Noch.
    »Nennen Sie mir ein Beispiel.«
    »Welche Männer für mich interessant wären.«
    »Sie sind nicht auf eine Anfrage eines Kunden gekommen, sondern
sollten in freier Wildbahn auf Suche sein. Was hätten Sie gemacht, wenn Sie
jemand von den anderen Gästen gefragt hätte, wer Sie sind?«
    »Ich muss dann sagen, dass mein Mann sich heute nicht gut fühlt und
ich allein bin. Das ist der Code, den die richtigen Männer verstehen. Wenn eine
Frau das hört, dann bedauert sie mich und fragt nach. Dafür hat mir Herr Neifer
ein paar Geschichten beigebracht, die ich erzählen soll.«
    »Was meinen Sie mit ›die richtigen Männer‹?«
    »Na ja, die Herr Neifer eben kennt oder so einschätzt. Er hat
Erfahrung.«
    »Warum verteilt er nicht einfach eine Telefonnummer, lässt die
Kunden anrufen?«
    »Die Männer sind träger geworden, sagt er. Man muss sie erst auf die
Idee bringen. Innovativ durch Direktmarketing, hat Jonas gesagt.« Sie sah
Lüthje mit großen Augen unschuldig an. Verheiratete Frauen ließen sich durch
Direktmarketing sicher flexibler einsetzen.
    »Wusste Ihr Mann von den Bootsausflügen, die Sie mit Horst Drübbisch
unternommen haben?«
    »Er war doch dabei!«
    »Es gibt Zeugen, die Sie allein mit Horst Drübbisch im Jachthafen
Laboe

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