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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Mann.«
    Sie trug eine hochgeschlossene weiße Bluse und darüber eine Art
Bolerojacke. Das war für Hansen kein Problem.
    »Ja, das ist sie«, sagte er sofort. »Die hab ich zweimal auf dem
Boot von Drübbisch gesehen.«
    »In welchem Zeitraum?«, fragte Lüthje.
    »In den zwei Wochen vor der Kieler Woche. Zuletzt drei Tage vor dem
Mord.«

5.
    Lüthje ließ Hafenmeister Hansen wieder an seinen
Arbeitsplatz in Laboe bringen. Jonas Neifer und Verena Klockemann wurden in die
Kriminalpolizeiinspektion in der Wilhelminenstraße gefahren.
    Hoyer hielt mit triumphierendem Blick die Schlüssel zu Malbeks
Dienstzimmer hoch, als Lüthje danach fragte.
    Er ließ Verena Klockemann auf dem Flur warten, eingerahmt von zwei
Beamtinnen der Schutzpolizei, und nahm sich zunächst Neifer vor, neben dem ein
Beamter saß.
    Lüthje beugte sich im Schreibtischsessel nach vorn.
    »Wo waren Sie am Samstag?«
    »Mit meinem Chef in Madrid.«
    »Wer ist Ihr Chef?«
    Neifer zögerte.
    »Ich meine nicht Ihren ermordeten Chef«, sagte Lüthje. »Sondern
seinen Nachfolger. Vielleicht hilft das Ihrem Gedächtnis weiter.«
    »Wir haben gewisse Geheimhaltungspflichten. Ich müsste …«
    »Wir reden hier über Mord, falls Sie es noch nicht begriffen haben.
Wenn Sie nichts sagen wollen, müssen wir Sie vorläufig festnehmen und einen
Haftbefehl beantragen. Dann haben Sie genug Zeit, sich von Ihren
Geheimhaltungspflichten befreien zu lassen. Wer ist dafür zuständig?«
    »Mein Chef.«
    »Rufen Sie ihn an.«
    Neifer sah Lüthje erstaunt an. »Na los! Hier steht ein Telefon auf
meinem Schreibtisch.« Lüthje hielt ihm den Hörer entgegen.
    »Ich weiß die Nummer nicht auswendig.«
    »Sie sind wirklich ein armes Schwein«, sagte Lüthje. »Dann frag ich
mal nach, ob wir eine Gewahrsamszelle frei haben. In der Kieler Woche ist es
bei uns ziemlich ausgebucht. Aber wir finden schon was für Sie.« Lüthje griff
zum Hörer.
    »Ich hab die Nummer in meinem Diensthandy gespeichert«, sagte Neifer
plötzlich eifrig und zog das Handy aus der Jackentasche.
    »Rufen Sie ihn an, stellen Sie auf Mithören und geben Sie mir sofort
das Handy herüber«, sagte Lüthje.
    Neifer gehorchte. Lüthje nahm das Handy entgegen.
    »Hallo, Herr Baginski, Herr Neifer sagt, dass er am Samstag mit
Ihnen in Madrid war. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Wie lange?«, fragte Lüthje.
    »Er ist mit nach Brüssel geflogen.«
    »Ich gehe im Moment davon aus, dass Sie das nicht zu Protokoll geben
müssen«, sagte Lüthje.
    »Freut mich.«
    »Herr Neifer beruft sich auf, wie er sagte, gewisse
Geheimhaltungspflichten.«
    »Die gelten sicher nicht für sein Problem namens Verena
Klockemann!«, sagte Baginski lachend.
    »Danke«, sagte Lüthje, beendete das Gespräch und gab dem Beamten das
Handy. »Netten Chef haben Sie.«
    »Ich hätte jetzt gern mein Handy zurück«, sagte Neifer.
    »Später. Wer hat Frau Klockemann auf diesen Empfang eingeladen?«
    »Ich.«
    »Ach? Sie haben ihr die Scancard verschafft?«
    »Ich bin unter anderem für die Ausstellung der Karten zuständig. Ich
habe sie auf die Gästeliste gesetzt.«
    »Warum?«
    »Weil … ich hatte ihr von diesem Empfang erzählt. Sie hat sich dafür
interessiert.«
    »Sie kannte dort also niemanden außer Ihnen?«
    »Exakt.«
    »Aber sie hätte dort jemanden kennenlernen können.«
    »Äh … ja, warum nicht?«
    »Könnte es sein, dass Sie Frau Klockemann Geld dafür gegeben haben,
dass sie dort erscheint?«
    »Wieso sollte ich das tun? Getränke und Speisen waren doch gratis.
Und Eintritt hat das auch nicht gekostet.«
    »Das meine ich nicht. War das nicht der einzige Zweck Ihrer
Einladung, dass Frau Klockemann dort einen Mann kennenlernt, der Interesse an
ihr hat und dem sie sich für einen guten Preis für ein paar Stunden verkauft?
Vielleicht im Hotelzimmer des Herrn, der zufällig im Wave wohnt?«
    »Ich bin kein Zuhälter, verdammt noch mal.«
    »So nennt das Gesetz Ihr Geschäft. Sie nennen es wahrscheinlich
Escortservice. Wann und wo haben Sie sie kennengelernt?«
    »Auf dem Motorboot meines ehemaligen Chefs. Ende April.«
    »Wie oft waren Sie auf so einer Party?«
    »Voriges Jahr im Juli und August dreimal und … dieses Jahr ungefähr
viermal.«
    »Mit wem war Frau Klockemann da?«
    »Zweimal mit ihrem Mann. Und mit Drübbisch.«
    »Wie viele Leute waren noch da?«
    »Noch drei. Zwei Frauen und ein Mann.«
    »Namen?«
    »Weiß ich nicht mehr. Der eine Mann hieß Karl. Die Frauen? Gisela
oder so. Weiß ich auch nicht mehr so genau.

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