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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Bücher, segelte regelmäßig auf
der Kieler Woche mit Hermann Drübbischs Segelboot, gewann einen Preis und sah
sich auf den zahlreichen Partys im Drübbisch-Haus.«
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor. Was war Rainer Stolzes Alibi?«,
fragte Lüthje.
    »Zur Tatzeit war Licht in seinem Zimmer. Der Fernseher lief«, sagte
Hoyer.
    »Mehr nicht?«, fragte Lüthje.
    »Man hat auch Schritte oben in seiner Mansarde gehört«, sagte Hoyer.
    »Was hat damals die Spurensicherung zustande bekommen? Und die
Obduktion?«, fragte Lüthje.
    »Aus unserer heutigen Sicht nicht viel. Die DNA -Analyse
kannte man noch nicht einmal dem Namen nach. Den Bericht kann man so
zusammenfassen: Man fand das Opfer mit einer zersplitterten Weinflasche aus
seinem Weinkeller erschlagen und in Hals und Weichteile gestochen im Flur. Im
abgebrochenen Flaschenhals steckte noch der Flaschenöffner im Korken. Er lag in
der Abstellkammer, in der auch sein Sohn ermordet wurde.«
    »Zufall?«, argwöhnte Vehrs.
    »Was sonst«, sagte Lüthje und begann im Zimmer umherzugehen. »Aber
damals hat man die Tatwaffe am Tatort vorgefunden. Wir haben dagegen keine
großen Chancen, sie irgendwo zu finden. Es sei denn, wir könnten beim Täter
eine Hausdurchsuchung machen. Dazu müssten wir den Täter erst einmal kennen.
Weiter. Wie ist man auf diesen ominösen DDR -Agenten
gekommen?«
    »Eine Nachbarin berichtete von einem Mann, den sie öfter in der Nähe
des Hauses gesehen haben will. Meistens hätte er in seinem Auto gesessen und
das Haus beobachtet. Sie hatte sich das Kennzeichen notiert.«
    »Ich habe so eine Ahnung, wer diese Nachbarin war«, sagte Lüthje mit
hochgezogenen Augenbrauen. »Ingrid Klockemann?«
    »Bingo«, sagten Hoyer und Vehrs gleichzeitig.
    »Das war also ihr Debüt. Damals war sie noch eine junge Frau.
Vielleicht wäre sie eine gute Polizistin geworden«, sagte Lüthje.
    »Glauben Sie wirklich?«, fragte Vehrs.
    »Warum nicht? Wir wissen ja nicht, was sie so verbohrt und
verbiestert gemacht hat«, sagte Lüthje. »Weiter, Frau Hoyer.«
    »Halter des Wagens war der Mann, der dem Staatsschutz als Agent
aufgefallen war. Man hat ihn verhaftet. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung
fand man Observierungsberichte und einen Sender. Wenn man ihm die Beweisstücke
nicht in die Wohnung geschmuggelt hat, war er tatsächlich DDR -Agent. Man geht von einem Mordauftrag vom
Ministerium für Staatssicherheit aus. Der Mann wusste wohl nicht, welchen
Hintergrund seine Mission hatte. Vielleicht aber war es auch eine Verwechslung.
Es gab mehrere Verdächtige, denen wir heutzutage genauer unter die Fingernägel
gesehen hätten. Sie tauchten auf, als sich die Ermittlungen schon längst auf
den DDR -Mann konzentriert hatten. Der war als
Täter angenehm und passte in die politische Situation des geteilten
Deutschlands. Der Kalte Krieg hatte die Köpfe der Ermittler und des Gerichts
wohl eingefroren. Der Mann bekam ›lebenslänglich‹. Ich hab auch die Vollstreckungsakte
eingesehen. Er starb nach zwei Jahren bei einem Arbeitsunfall in der
Gefängniswerkstatt.«
    »Was hat Ursula Drübbisch damals ausgesagt?«, fragte Lüthje.
    »Nicht viel. Ihr Mann habe nie viel von seiner Arbeit erzählt. Von
Feinden wusste sie nichts. Sie hatten Freunde, die auch öfter zu Partys oder
Geburtstagsfeiern kamen.«
    »Man muss immer dabei bedenken, dass Horst Drübbisch noch ein Kind
war. Seine Mutter Ursula Drübbisch war eine junge hübsche Frau«, sagte Lüthje
nachdenklich. »Entschuldigung, Frau Hoyer, ich wollte Sie nicht unterbrechen.
Aber ich frage mich gerade, ob sie nach Rainer Stolze gefragt wurde?«
    »Ja. Sie hat immer nur wiederholt, dass er ein Freund des Hauses
sei, er würde gern feiern, und dass er ein ehemaliger Lehrerkollege von ihr
sei. In dieser Reihenfolge«, sagte Hoyer.
    »›Er würde gern feiern‹, heißt doch wohl, ›er trinkt ein bisschen
viel‹, oder?«, sagte Vehrs.
    »Aber warum sagt sie das bei der Befragung?«, fragte Lüthje.
    »Vermutlich hatte der Kripobeamte etwas davon gehört. Deshalb hat er
sie gefragt, ob Rainer Stolze trinkt, und das hat sie abgeschwächt, indem sie
sagte, dass er eben gern feiert.«
    »Möglich«, sagte Hoyer skeptisch. »Aber nachgehakt wurde da nicht.
Ich habe in der Akte keinen Bericht, keinen Vermerk gefunden, in dem ein
Ermittlungsergebnis hinterfragt wurde.«
    »Ich habe im Moment keine Fragen mehr zu der Akte«, sagte Lüthje.
»Jetzt möchte ich hören, was Sie zu berichten haben, Vehrs, obwohl ich es mir
schon

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