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Totenruhe

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jörg Hennecke
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um vom Drogenumschlag abzulenken? Lindemann, meiner Zuständigen bei der Polizei hat der Zumdick auch nicht gefallen. Der Mensch ist unaufrichtig, meint sie. Und ich sollte doch mal genauer hinschauen.«
    »Geht das nicht etwas über die Aufgaben des Kriminalpsychologischen Dienstes hinaus? Außerdem: Sie hatten bisher bei der Dame auch nicht gerade hohes Ansehen.«
    Sauerbier wurde ärgerlich. »Wenn Ihnen das nicht passt, schreiben Sie doch eine Eingabe.« Lindemann stutzte. So schroff hatte er den Pastor überhaupt noch nicht erlebt. Locker bleiben, sagte er sich.
    »An wen soll ich die Eingabe denn richten? An die Opec, die UNO, die FIFA oder den Deutschen Wetterdienst?«
    »Manchmal fehlt Ihnen der nötige Ernst«, tadelte der Pastor und ihm fiel versöhnlich Heinz Rühmann in der Filmklamotte ›Feuerzangenbowle‹ ein. Dem fehlte nach Lehrermeinung die sittliche Reife, schmunzelte er. Das Überraschendste war für ihn, dass der Heile-Welt-Film im totalen Kriegsjahr 1944 gedreht wurde. Vergleichbar tief in der Krise wähnte sich Sauerbier nicht.
     

40.
     
    Das dringende Gespräch für Stoll kam von Major Funke, Chef des Stützpunktes Evershorst der Bundesluftwaffe. Ja, es habe sich Neues ergeben. Dramatisches. Ob der Herr Kriminalhauptkommissar … ja, am besten gleich.
    Böker war nicht da, also musste Stoll selbst fahren. Wenn alles gut ging, würde er das fehlende Kettenglied im kriminellen Versorgungsweg finden.
    Funke schien sich zu freuen, den Kriminaler aus der zivilen Welt zu sehen. Kaffee und Smalltalk leiteten das Gespräch ein.
    »Lieber Herr Stoll … ich darf doch so formlos …« Stoll nickte wohlwollend. »Also, alles ganz vertraulich. Wir sind der Schnapsfahne bis nach Afghanistan gefolgt, besser gesagt bis zu unserem Luft-Stützpunkt Termez in Usbekistan. Dabei haben wir den ganz großen Fund gemacht. Der Schnaps hat damit gar nichts zu tun. Da haben sich einige Kameraden reichlich mit zollfreier Marketenderware ausgerüstet und per Transportmaschine Kameraden an der Heimatfront beglückt. Angeblich ein einmaliges Unternehmen. Die Verantwortlichen sind bekannt und die bekommen nun ihre Disziplinarmaßnahme. Wir wollen das nicht dramatisieren, das läuft wohl in allen Armeen der Welt so. Ist nicht unser beider Thema.
    Zurück zum Stützpunkt Termez. Der liegt in Süd-Usbekistan, ganz nah an der Grenze zu Afghanistan. Unter anderem wird von dort aus die Internationale Schutztruppe ISAF versorgt. Besonders unsere Einheiten, die gleich auf der anderen Seite bei Kundus liegen. Während wir Termez mit Transportmaschinen anfliegen, geht die Ladung dann per Hubschrauber direkt an die Einsatzorte. Wir schicken nach Termez natürlich alles, was unsere Soldaten brauchen. Von der Panzerhaubitze bis zum Rasierschaum, vom MG bis zur Bierpalette. So kommen auch die Pioniergeräte von Cordes nach Afghanistan. Und unser personeller Nachschub. Eine gleiche Linie gibt es zurück. Manchmal haben wir mehr zurück- als hinzufliegen. Das wird ihnen unlogisch erscheinen, schließlich werden dort viel Material und alle Versorgungsgüter verbraucht, aber nehmen Sie es einfach so. Aus Gründen der Geheimhaltung darf ich … Sie verstehen? Also brauchen wir für nicht bevorzugte Transporte häufig zusätzliche Maschinen. Die bekommen wir von einer privaten Fluggesellschaft in Moskau, die über exzellente Großtransporter verfügt. Wenn wir also nicht selber transportieren können, kommen dann zum Beispiel auch mal die Container von Cordes mit deren beschädigten Geräten zu den Moskauern und gehen so zurück nach Deutschland. Da unsere Kräfte in Termez sehr begrenzt sind, regelt das eine amerikanische Sicherheitsfirma, die überall in Afghanistan tätig ist. Die sind privat, aber von den US-Streitkräften beauftragt. Kameraden, die dort unten waren, haben mir mal erzählt, dass die sich wie in Wild-West benehmen. Die bestimmen alles. Und wenn man haben will, was man braucht, muss man sich mit denen arrangieren.«
    Funke zündete sich eine Zigarre an, Stoll lehnte dankend ab und griff zur gewohnten Zigarette. Der Major schien einigermaßen erschöpft und Stoll ergriff die Gelegenheit.
    »Ich darf davon ausgehen, dass bei Ihnen nicht nur der Schnaps zollfrei ist?«
    »Zollfrei? Vergessen Sie den Zoll. Alle unsere Transporte laufen gewissermaßen unter dem Siegel ›Streng geheim‹. Da hat kein Zoll etwas zu suchen.«
    Stoll versuchte Kringel in die Luft zu blasen, weil das seine Denkleistung beeinflusste. »Was

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