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Totenruhe

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jörg Hennecke
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erzählen, als sich von der Polizei mit Tatsachen konfrontieren zu lassen, entschied Humdorf.
    »Sie meinen die Sache in Lauenau.«
    »Haben Sie noch andere Sachen laufen? Erzählen Sie«, befahl Stoll.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Also …« Humdorf berichtete und Stoll hörte wortlos zu. Dabei machte er sich Notizen. Wusste Stoll etwas über das Bild des Malers Franz Marc?
    Nachdem Humdorf mit seinem Bericht fertig war, blieb Stoll unzufrieden. »Sie sollen Ihre Freunde in Linden nicht vergessen und bei diesem Hinweis geht eine Scheibe zu Bruch? Wie soll ich das verstehen?«
    »Ich vermute, dass die Zerstörung der Scheibe nicht eingeplant war. Da hat er wohl zu fest geworfen, vielleicht war der Stein auch ganz einfach eine Nummer zu groß.«
    Stoll blieb am Thema: »Was ist mit Ihren Freunden in Linden und was sollten Sie nicht vergessen?«
    Humdorf atmete schwer. Er musste sich zusammenreißen, alles hing jetzt von seinen Nerven ab. Hatte ihn der Kunsthändler Alder verpfiffen?
    »Das Grab auf dem Friedhof, als Sauerbier seine Urnenaktion machte. Die glauben, das war ich.«
    »Waren Sie es?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Vielleicht um eine falsche Spur zu legen? Und Ihre anvisierte Adresse hieß gar nicht Pastor Sauerbier, sondern Kriminalhauptkommissar Stoll? Beim unserem letzten Treffen sprachen wir über Drogen und ihre gesetzwidrige Verbreitung. Sie werden sich dunkel erinnern.«
    Drogen, ja Drogen. Humdorf wusste, überall in der Welt geht es um Geld. Und wo die Welt nur Halbwelt ist, da geht es um Geld, das aus Drogengeschäften wächst.
    »Ich habe kein Grab geschaufelt. Wo wäre mein Motiv?«
    »Man kann in einem Grab so ziemlich alles verschwinden lassen, was momentan lästig ist, aber dereinst zurückgeholt werden soll. Ausgenommen Tote, die holt keiner zurück.«
    Humdorf entwickelte seine Verteidigungsstrategie. »Aber das Grab war offen. Wo liegt der Sinn?«
    »Vielleicht wurden Sie unterbrochen? Nicht alles läuft nach Plan.«
    »Herr Stoll, Sie konstruieren. ›Man kann …‹ und ›vielleicht‹. Wenn das Beweisführung ist, habe ich vielleicht zuvor schon meine Großmutter vergraben.« Stoll erwies sich als idealer Konterspieler. »Oder Ihre Frau. Was macht die eigentlich? Man sieht Sie jetzt häufiger mit der Bezirksratsfrau Gabriele Klopp.«
    »Meine Frau ist in Bayern, fragen Sie meinen Schwiegervater. Zumindest der würde es nicht zulassen, dass ich für seine Tochter ein Grab schaufele.«
    Stoll verlor die Lust an dem verbalen Geplänkel. »Drogen interessieren mich viel mehr. Als wir darüber sprachen, haben Sie mir bemerkenswerte Hinweise gegeben, dass der Bergfriedhof so eine Art Drogenumschlagplatz sein könnte.«
    »Die schwarzen Männer. Aber Beweise oder wenigstens stichhaltige Anhaltspunkte habe ich nicht.«
    Stoll nickte heftig. »Gut, nehmen wir die Fakten. Was passiert auf dem Friedhof? Karl Preul wird betrunken in den Schnee gelegt, damit die Natur den Rest erledigt. Das ist Totschlag. In der Kapelle feiern Vermummte schwarze Messen und entfernen sich bei Bedarf immer schnell über die Badenstedter Straße, obwohl der Friedhof da weder Ein- noch Ausgang hat. Germanische Runen und heidnische Kreuze werden an Kapelle und Gräber gemalt. Sauerbier und seine Initiative wollen den Friedhof für Urnenbegräbnisse zurückgewinnen. Sellner wirft einen Stein nach Ihnen, damit Sie Ihre alten Freunde nicht vergessen. Dann erschlägt ihn ein anderer Stein in seiner eigenen Werkstatt. Und nun zur großen Nummer: Wir haben weitere Hinweise vom Bundeskriminalamt, dass direkt vor unseren Augen ein neues Einfallstor für harte Drogen gezimmert wird. Im Moment weiß keiner wo und wie. Sie vermuten den Bergfriedhof als Umschlagplatz. Das war doch kürzlich Ihre Theorie. Alles Zufälle, Herr Humdorf? Ich sage Ihnen eins: Alles hat mit allem zu tun. Das gilt im Allgemeinen und das gilt hier im Konkreten. Vielleicht sind da noch keine Beweise sichtbar, aber Anhaltspunkte sind es schon. Den Rest schaffe ich auch noch, ich schwöre es Ihnen.«
    Ein wachhabender Polizist öffnete die Tür einen Spalt. »Herr Sauerbier und Herr Kilian wollen Sie dringend sprechen. Es wäre ganz wichtig.«
    Stoll grinste Humdorf an. »Sehen Sie, es geht voran. Ich danke Ihnen für das interessante Gespräch und gedenke, es gelegentlich fortzusetzen. Denken Sie derweilen doch noch einmal über Ihre Lindener Freunde nach. Sie haben mich da nicht zufrieden gestellt. Guten Tag, Herr

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