Totenruhe

Lindemann zum Umtrunk, natürlich mit Monika.
    Man saß am Ende eines langen Tages im Turmgarten und erfreute sich an kleinem Luxus: Kaltes Bier und heißen Tabaksdampf.
    Sauerbier atmete tief durch. Rohopium und Millionen, das war doch nicht die Kragenweite seiner Heimatgemeinde Linden. »Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt, und wer Reichtum liebt, wird keinen Nutzen davon haben.«
    »Wem sagen Sie das«, wollte Lindemann wissen. »Das sagt uns die heilige Schrift, uns allen.« Sauerbier lehnte sich entspannt zurück.
    Lindemann stöhnte: »Wir sind gerade noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen.« Und Monika war sich ganz sicher: »Das ist die dickste Verschwörungstheorie, von der ich je gehört habe. Linden eignet sich nicht als Kampffeld der internationalen Drogenmafia. Ich lebe gern in einer Gemeinde, wo ein Fahrraddiebstahl für Schlagzeilen sorgt und wo beim Wort Polizei alle an den freundlichen Kontaktbeamten am Zebrastreifen denken.«
    Sebastian Sauerbiers Gedanken schienen abzuschweifen. Er schlug mit der rechten Hand ein Kreuz und verkündete salbungsvoll: »Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.« Der Engel in der Heilsarmee-Uniform lächelte hold und verschwand. »Morgen«, versprach Sauerbier eindringlich, »morgen gehe ich zum Augenarzt.«