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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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sich zu ihm um. »Dr. Woolsey, darf ich vorstellen …«
    »Ja, Irene Kelly«, sagte er brüsk. »Meine Empfangsdame hat mich extra davon unterrichtet, dass Sie jemanden von der Zeitung mitbringen.«
    »Vermutlich hat sie Ihnen vor allem mitgeteilt, dass er eine Frau von der Zeitung mitbringt«, sagte ich und streckte ihm die Hand hin.
    Trotz Lefebvres Warnung hinsichtlich seiner Humorlosigkeit lächelte er und schüttelte mir die Hand. »Ja, aber sie hat nicht erwähnt, dass er eine so hübsche mitbringt. Was kann ich für Sie tun, Miss Kelly?«
    Innerlich erschauerte ich, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich meine Reaktion auf seine Bemerkung über mein Aussehen für mich behielt. Stattdessen erwiderte ich sein Lächeln und sagte: »Ich wüsste gern so viel wie möglich über die Leichen, die heute in dem Auto gefunden worden sind. Ich war dabei, als man sie gefunden hat, daher …«
    »Ahh. Da bin ich aber erleichtert. Freut mich zu hören, dass
Detective Lefebvre nicht jeglichen Sinn dafür verloren hat, was wir der Presse preisgeben dürfen.«
    »Ohne Ms. Kellys Hilfe hätten wir vielleicht nicht mal Verdacht geschöpft, dass das die Ducanes sein könnten«, sagte Lefebvre.
    »Detective Lefebvre hat mir nichts gesagt, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe«, versicherte ich rasch. »Ich hoffe, Sie können mir mehr sagen.«
    Erneut lächelte Woolsey mich an. »Wir sind leider noch im Frühstadium unserer Untersuchungen. Im Moment kann ich wirklich noch nichts Definitives über die drei Personen sagen.«
    »Aber Sie sind sicher, dass es drei sind?«
    »Oh ja - also, das kann ich sagen. Eine erwachsene Frau, ein erwachsener Mann und ein Kleinkind. Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss noch mit den Detectives sprechen …«
    »Nur eine Frage noch«, sagte ich. »Weshalb interessiert sich die Familie Yeager für diese Sache?«
    Er warf Matt Arden einen giftigen Blick zu. »Machen Sie mir keinen Vorwurf«, erklärte Arden. »Sie hat Mitch Yeager draußen gesehen.«
    Woolsey blickte betreten zu Lefebvre und musterte mich noch einen Moment, ehe er sagte: »Da muss ich Sie wohl einfach bitten, Mr. Yeager selbst zu fragen. Sein Besuch galt der Sorge um seinen Adoptivsohn Kyle. Aber ich konnte den Yeagers auch nicht mehr Informationen geben als Ihnen.«
    Ich musste an die schlechte Beziehung zwischen Woolsey und O’Connor denken, dessen Spitzname für den Coroner »Old Sheep Dip« lautete, und kam zu dem Schluss, dass dies der falsche Zeitpunkt war, um energisch zu werden. Einer von uns musste ja den Gesprächskontakt zu ihm aufrechterhalten. »Wann ist mit mehr Information zu rechnen?«
    »Ich habe Ihnen die zahnärztlichen Unterlagen der Ducanes mitgebracht«, sagte Lefebvre.

    »Na dann …« Woolsey zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie mir. »Rufen Sie in drei Stunden in meinem Büro an.«
    »Es dauert drei Stunden, um die Röntgenbilder zu vergleichen?«
    »Falls die Toten die Ducanes sind, brauchen wir Zeit, um die Familien zu verständigen. Wenn Detective Lefebvre mir jetzt die Röntgenbilder gibt, kann er Sie anschließend hinausbegleiten. Und wir sprechen uns dann später, Miss Kelly.«
    Lefebvre erhob keine Einwände. Sobald wir draußen waren, sagte ich: »Ich traue ihm nicht.«
    »Woolsey?«
    »Ja. Er hat in Bezug auf die Yeagers gelogen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Auf der Pressekonferenz hat Ihr Lieutenant weder erwähnt, wie viele Leichen gefunden worden sind, noch ob es Leichen von Kindern oder von Erwachsenen waren. Woher wussten also die Yeagers, dass man die sterblichen Überreste eines Kindes gefunden hat?«
    »Das habe ich mich auch schon gefragt.«
    Ich sah auf die Uhr. »Ich muss jetzt in die Redaktion zurück«, erklärte ich, nahm eine meiner Visitenkarten heraus und reichte sie ihm. »Das hätte ich schon früher tun sollen. Falls es irgendetwas gibt, was Sie mir sagen können …«
    »Klar.« Er reichte mir seinerseits eine Visitenkarte. »Und umgekehrt, okay?«
    »Eine Hand wäscht die andere«, stimmte ich ihm zu.
    Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann jedoch noch einmal um. »Irene …«
    »Ja?«
    »Passen Sie auf sich auf.«

30
    Als ich zur Zeitung zurückkam, hatte sich in der Redaktion bereits der gewohnte spätnachmittägliche Schleier von Zigarettenrauch ausgebreitet. Es herrschte ziemlicher Lärm. Neben dem üblichen Telefongeklingel, den Fetzen hitziger Wortwechsel und dem Rattern der Fernschreiber hörte - und spürte - ich das

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